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Johann Stölzlin
(1597 - 1680)
Maler des sog. "Brandbildes"

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Johann Stölzlin, Maler in Giengen, Stadtmaler in Ulm
* 1597, Giengen
+ 30. März 1680,Ulm

Vater: David Stölzlin, Schul- und Rechenmeister in Giengen (1549-1634). Mutter: Katharina Amann. Er heiratete in erster Ehe Walburga Maurer, die ihm drei Töchter gebar. Bruder des Bonifatius Stölzlin.

Sein erstes bekanntes Bild ist das Portrait des Giengener Pfarrers Georg Breuning, das 1621 entstand, und sich in der Stadtkirche Giengen befindet. Nach dem Stadtbrand Giengens floh er nach Ulm und bewarb sich dort erfolgreich als Stadtmaler. Nachdem er 1635 das Ulmer Bürgerrecht erworben hatte, unterhielt er eine Malerwerkstatt in der heutigen Rabengasse. Er fühlte sich zeitlebens seiner Vaterstadt Giengen verbunden und gab zusammen mit Ulrich Kindsvatter, einem anderen Giengener der in Ulm lebte, eine Kredit von 100 fl. zum Wiederaufbau des niedergebrannten Spitals. 1648 vermittelte er einen weiteren Kredit von 2000 fl, verfaßte eine Denkschrift zum Wiederaufbau der Stadtkirche und fertigte hierzu ein Modell an. Sein Angebot zur Ausgestaltung des Innenraums wurde vom Rat jedoch nicht angenommen. Nachdem seine erste Frau im Mai 1671 verstorben war, verehelichte er sich 1672 mit Anna Molfenter, geb. Wall. Diese zweite Ehe wurde jedoch am 18. Februar 1678 geschieden, zwei Tage später verkaufte Stölzlin sein Haus. Nach zwei Jahren starb der große Künstler im 83. Lebensjahr.

„Über Johannes Stölzlin geben Füßli, Künstlerlexikon II 1748 und Weyermann, Nachrichten von Künstlern und Gelehrten aus Ulm, ziemlich magere Auskunft. Sein Vater, David St., gebürtig aus Ulm, in seiner Jugend in venetianischen Kriegsdiensten gegen die Türken, seit 1594 Schul- und Rechenmeister in Giengen, fand am 5. September 1634 beim Brand Giengens durch die Hand eines plündernden Kroaten den Tod. (Ausführlich erzählt bei Zeiller-Merian, Topogr. Suev. S.35.) Joh. Stölzlin ist in Giengen, das er (in dem Breif an den Rat vom 30. April 1653) „sein geliebtes Vatterland“ nennt, also nach 1594 geboren; nach Füßli war er hier etwa seit 1620 als Maler (und wohl auch als Schulgehilfe seines Vaters) tätig; nach dem Brand 1634 fand er in Ulm eine neue Heimat und Anstellung als „Stadtmaler“. Von seiner Tätigkeit als Maler sagt Weyermann: „er verfertigte mehrere gute Bildnisse auf Holz und Leinwand; ein Bild vom Brand Giengens (das „Brandbild“ in der Giengener Kirche); 1669 malte er den Taufstein (vielmehr das Altarblatt, s. Württ. Vierteljahrshefte 1878, S.228) in Kuchen“; nach Württ. Viertelsjahrsh. a.a.O. ist auch das Bild des Hochaltars in Gingen a.F. vom Jahr 1659 von seiner Hand. Weiter hat er die große Bachmayersche Karte des Ulmer Gebiets von 1651 in kleinem Maßstab nachgezeichnet („Joh. Stölzlin pinxit“). [Renner, Über Bau und Geschichte der Stadtkirche zu Giengen an der Brenz, 1909, S. 58]

„Stölzlin, Johann, er lebte 14 Jahre als Maler in Giengen und über 40 Jahre als solcher in Ulm, indem er sich in den damaligen Kriegszeiten nach Ulm flüchtete, welche Flucht er auf eine Tafel malte. Er verfertigte mehrere gute Bildnisse auf Holz und Leinwand, auch malte er 1669 den Taufstein in Kuchen. Die Bachmeyerische Landcharte von Ulm auf einem Bogen hat er auch in Kupfer gestochen. Sein Vater, David, war 1549 in Ulm gebohren, reißte in seiner Jugend ins Oesterreichische, Steyermark, Kärnthen, die Windische Mark und das Venetianische, nahm 1571 bei den Venetianern in ihrem Kriege gegen die Türken Dienste, war bei verschiedenen Affairen in Dalmatien und auf mehreren Inseln, um welche damals Krieg geführt wurde. Nachdem er wieder in sein Vaterland zurück gekehrt war, so wurde er Schul- und Rechenmeister in Giengen. Hier war er vierzig Jahre im Schulamte; den 5. Sept. 1634 wurde er aber von einem spanischen Soldaten, der von ihm Geld forderte, da er vorher schon ausgeplündert worden war, mit einem Spies gestochen, worauf er noch am nemlichen Tage in einem Gartenhäuschen bei Giengen, dahin er von gutmüthigen Leuten getragen wurde, im 85. Lebensjahre starb. Sein Sohn, der Maler, verfertigte eine Tafel, die noch in der Stadtkirche zu Giengen hängt, und vorstellt, wie die Stadt in vollen Flammen steht, die Soldaten, Menschen u. Vieh mit Unbarmherzigkeit aus der Stadt trieben, und wie sein alter Vater, mit scheneeweisem Haupt u. Bart in einem schwarzen Kleide von einem spanischen Soldaten mit seinem Spies erstochen wird u.s.w. d. d. 5. Sept. 1634. Melch. Stölzlin, kais. Burggr. zu Neustadt, u. Christ. Stölzlin, Rentmeister ebend. waren Brüder des Joh. Stölzlin; beide wurden zugleich, nachdem sie zuvor die katholische Religion annahmen, von Kaiser Ferdinand II. 1631 in den Adelstand erhoben. Ihren Namen änderten sie nun in von Stölz. (Aus handschr. Nachr.)" [Weyermann: Nachrichten von Gelehrten, Künstlern und andern merkwürdigen Personen aus Ulm, 1798, S.491f.]

Literatur: Kettner, Das Brandbild von Johann Stölzlin, in „1634 - Giengen brennt“, 1984, S.46f


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Erstellt von Ulrich Stark .
Erstellt am 5.02.1998, letzte Aktualisierung am 03.03.1999.