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Der Weissenburger Raum stand durch die Jahrhunderte hin im Schnittpunkt bedeutender historischer Stroemungen. Die Lage am Jurarand war von hohem strategischen Wert. Schanzen und Waelle von Befestigungsanlagen sind schon seit vorgeschichtlicher Zeit nachzuweisen.
Dieser Vorteil veranlasste auch die Roemer, bei der Grenzziehung durch den Limes das Weissenburger Gebiet in ihr Herrschaftsgebiet einzubeziehen. Mit der Eroberung, bzw. dem Fall des Limes im 3. Jahrhundert durch die Alemanen wird das Wissen in diesem Bereich zwar spaerlicher, aber wir duerfen annehmen, dass diese erste germanische Landnahme das spaetere Siedlungsbild suedlich des Limes vorgezeichnet hat.
Als um 500 der Franke Clodwig die Alemannen unterworfen hatte, breitete sich in der folg- enden Merowingerzeit das Christentum aus. Die Franken waren fuer nahezu 4 Jahrhunderte die politisch und militaerisch fuehrende Macht des christlichenAbendlandes. Sie ordneten Ale- manen, Thueringer, Baiern und Sachsen in ihre Macht ein. In ihren Reiche wurden die fuer die mittelalterliche Welt entscheidenen Formen der Vasalitaet, des Lehenswesens, der koenig- lichenHerrschaft und der Beziehungen zwischenKoenigtum und Kirche entwickelt.
Fuer diese Familiengeschichte der Hirschmaenner, welche seit 650 Jahren in dieser Stadt leben, soll die ihre Geschichte der Stadt in 2 Abschnitte unterteilt werden:
Die Eroberung Germaniens
durch die Roemer, mit der die schriftlose "vorgeschicht- liche Zeit endet,
begann im Donauraum 15. N.Chr., als durch einen Feldzug der Stief-
soehne des Kaisers Augustus, Tiberius und
Drusus, das Land bis zur Donau unter- worfen wurde. Um 90 n.C.
unter dem Kaiser Domitian wurde die Grenze nach Norden vorgeschoben.
In diese Zeit faellt die Gruendung der Kastelle in Gnotzheim, Weissen-
burg und Pfuenz, durch die die damalige Nordgrenze des roemischen Imperiums
ange- zeigt wurde.
Diese Noedgrenze von ungefaehr 550km wurde mit einemWall, dem Limes, welcher sich zwischen Donau und Rhein erstreckte, gesichert. Ungefaehr 23km dieses Walles erstrecken sich im heutigen Landkreis Weissenburg, was die 2000-jaehrige Geschichte der Stadt begruendet hat.
Denn es wurden in einiger Entfernung hinter dem
Limes "Kastelle" errichtet, in denen die Truppen des Imperiums stationiert
waren. Eines davon war im heutigen Steinlein- furth, einem westlichen Vorort
des heutigen Weissenburgs. Dieses Kastell, mit dem Namen Biriciana beherbergte
die Ala I. Hispanorum Auriana, eine Reitertruppe von ungefaehr 500 Soldaten.
Hiermit begann die Geschichte der kleinen Stadt.
Anders als in Ladenburg, einer Stadt im Norden Baden- Wuerttensberg, hat
Weissenburg nie den Versuch unternommen, die Geschichte der Ansiedlung
und die des Kastells auseinander zu halten. Beide werden in der Literatur
der Stadt immer als Biriciana zitiert. Obwohl es Hinweise gibt,das Weissen
burg das bereits von Ptolemaeus erwaehnte Alcimoenis
sein koennte, welches er mit 47grad30’n.B. und 32grad30’L vermessen hat.
Im Vergleich mit dem antiken Augsburg, welches
er ebenfalls vermessen hat, ist die Differenz der Breite 1grad10’. Gemeinhin
wird heute angenommen, dass Ulm jenes Alcimoenis ist, jedoch es liegt nur
5’ noerdlicher als Augsburg. Es liegt der Schluss nahe, dass es sich um
eine Stadt handeln muss, welche noerdlicher als Ulm liegt. Volz, ein Weissenburger
Chronist hat in seinem Buch:" Die Geschichte der Stadt Weissen-
burg im Nordgau" schreibt:
"Diese Vermutung wuerde bis zur hoechsten Wahrscheinlichkeit
kommen, wenn mann da und dort Spuren einer alten Stadt antraefe. Allein
die hat mann , wenigstens bis hier- her, auch in Ulm nicht gefunden."
Das hat sich aber in letzter Zeit grundlegend geaend- ert.
Es wuerde der Stadt gut anstehen, sich dieser
Hinweises noch einmal wissenschaftlich zu beschaeftigen, das Ergebnis koennte
schlechstenfalls der Ausschluss dieser Moeg- lichkeit sein. Andererseits
begaenne die Geschichte der Stadt im ersten Jahrhundert.
Weissenburg, oder sein Pendant im ersten und zweiten
Jahrhundert, muss eine groessere Anseidlung gewesen sein. Die Logistik
fuer 500 Soldaten nebst Pferden war fuer jene Zeit immens. Es bedurfte
einer Anseidlung oder Stadt, in welcher die Familienmit- glieder der Truppe
untergebracht wurden, Nachschub an Verpflegung fuer Ross und Reiter, Instandhaltung
der militaerischen Anlagen, das alles benoetigte Menschen und Hilfsmittel,
welche niemals hinter mit Balustraden des Kastells leben, bzw gelagert
werden konnten. Man kam sicher davon ausgehen, das fuer jeden stationtierten
Sold- aten zwei bis drei Personen ausserhalb des Kastells lebten, welche
als reibungslose soziale funktionieren der militaerischen Einheit gewaehrleisteten.
Fuer damalige Ver- haeltnisse, eine grosse Stadt, an der Nordgrenze des
Reichs gelegen, welche sicherlich in der Archiven des Imperiums ihren Niederschlag
gefunden hatte. Weissenburg bot fuer die Ansiedlung des Kastells ideale
Voraussetzungen. Es lag strategisch geschickt auf einem Gelaendevorsprung
ueber den Taelern der Schwaebischen Rezat und des Bruehl- baches und hatte
in seinem Umkreis reichlich gutes Wasser – ein fuer die Roemer der da maligen
Zeit unerlaessliches Requisit.
Beim grossen Anstrum der Alemanen im Jahre
259/260 n. Chr. mussten die Roemer das Land noerdlich der Donau entgueltig
aufgeben. Mit grosser Sicher-heit wurde das Kastell zerstoert, was aber
geschah mit der grossen Ansiedlung? An mehreren Stellen der Liter- atur
ueber Weissenburg ist zu lesen, das an Stelle der heutigen Schranne ein
Merkur-tempel gestanden hatte, welche in der Merowingerzeit zur Martinskapelle
umfunktioniert wurde(siehe obige Abbildung).
Falls dem alles so ist, so kann davon ausgegangen
werden, dass Weissenburg seit der Roemerzeit bestanden hat um von den siegreichen
Alemanen ebenfalls als Ansiedlung benutzt wurde, was praktisch und logisch
ist. Verstaendlicher Weise gibt des in dieser 2. geschichtslosen Zeit keine
Aufzeichnungen, woher sollten die Alemannen auch lesen und schreiben koennen?
Weissenburg tritt wieder ins Licht der Geschichte
im 8. Jahrhundert durch die Wuelzburg. Es wird berichtet, dass der Frankenkoenig
Pippin dieses damalige Kloster 764 gestiftet hat. Volz hat angeblich 1835
eine alte Handschrift besessen, welche ausfuehrte:
"Erstlich ein Kloster, Benektiner Ordens,
Nachmals aus paebstlicher Be-willigung ein stift bei Weissenburg der Reichsstadt
im Nordgau, oberhalb der Stadt gegen Auf-gang der Sonne, auf einem sehr
lustigen hohenBerg gelegen, ward anfaenglich von den christlichen, gottesfuerchtigen,
auch grossmaechtigen Koenig von Germanien und Frankreich Pippino gestiftet,
als man zaehlt nach Christi unseres lieben Hern und Heiland siebenhundert
vier und sechzig Nehmlich also,
als hochgemeldter durch- lauchigster Fuerst und Koenig in dem Nordgau von
wegen der grossen Menge des gewildes, so sich damals dahin hat begeben,
jaget, und solchem nacheilet, ist er auf wilzburg kommen, welcher Berg
dazumal allenthalben ganz ungebauet, holzig und wild, auch zu menschlicher
Wohnung noch ganz unbequem ware. Alda er aus Muedigkeit mit einem sanften
Schlaf von wegen der Lustigkeit des Ortes umgeben, und an einem sehr schoenen
gruenen Baum entschlafen, und aus goettlichen Eingebnug bewgt und nochmals
befohlen. Allda ein Cappellein, in der Ehre des heiligenBischoffs Sanct
Nicolai zu bauen, welches allda ausserhalb des Klosters auf heutigen Tag
noch stehet und gesehen wird, aber aus Unfleiss schier wird eingehen"
In der Mitte des 7.-Jahrhunderts sollen die Franken
in Weissenburg einen Koenigshof eingerichtet haben, Anlass genug fuer den
Frankenkoenig Pippin die Gegend zu be- suchen und auf der Wuelzburg
zu jagen.
Sein Sohn "Karl der Grosse" lenkte wiederum das
Interesse auf die Gegend. Ratgeber des Koenigs hatten ihn zur Ueberzeugung
gebracht, dass es mittels eines Kanals moeglich waere die Fluss-systeme
Rhein und Donau zu verbinden. Er brach sogleich mit grossem Gefolge in
die Gegend auf und im Herbst 793 wurde mit dem Bau der "Fossa Carolina"
begonnen. Zwischen den Fluessen Rezat und Altmuehl wurde ein Graben von
2000 schritt Laenge und 300 fuss Breite angelegt, jedoch vergeblich. Denn
infolge unaufhoerlicher Regenfaelle und des sumpfigen Bodens stuerzte der
Graben immer wieder ein. Aufstaende der Sachsen jedoch setzten fuer den
Koenig andere Prioritaeten und so gab er nach 55 Tagen Arbeit mit 6000
Arbeitern das Vorhaben auf. Fuer ein oder zwei Jahrhunderte war es wiederum
sehr still um Weissenburg, dass sich vorbereitete seine geschichtliche
Bedeutung im Mittelalter auszufuellen.
Weiterhin in 897 uebergab der ostfraenkische Koenig
Ludwig der Deutsche dem Kloster Metten ein Waldgebiet, das Dorf Suffersheim,
Besitzungen, die zu seiner "Villa Uuizinburc" gehoerten. Diese Urkunde
ist die erste schriftliche Erwaehnung der Stadt.
Im Praeceptum Conradi von 1029 heisst die Stadt
Wizenburch, in der Schenkungsurkunde Kaiser Ludwigs von 1338 Wizzenburg,
es findet sich auch Wizzenburg und Weizenburg. Bei Volz findet man, dass
im Jahre 1262 die Stadt durch Ludwig den Strengen von Bayern belagert,
eingenommen, verbrannt und dem Erdboden ganz gleich gemacht worden. Der
Sage nach soll damals die Stadt gegen Emetzheim zu im sogenannten Steinleinsfurth
ge-standen haben
Welche Koexistenz, wenn man bedenkt das gerade
hier vor genau tausend Jahren das Roemerkastell verwuestet wurde. Am besten
laesst sich die Geschichte einer Stadt an ihren Bauwerken festmachen. So
wurde im Jahre 1378 das Oberhochtor weiter ausgebaut und fertigestellt.
Im Jahre 1372 wurde mit dem Bau der Stadtmauer begonnen. In dieser Zeit
begann der Aufstieg Weissenburgs, dass bereits1029 zu einer unmittelbaren
kaiserlichen freien Reichsstadt erhoben wurde, das letzlich bedeutete dass
sie direkt dem Kaiser unter-stellt war.
Die Jahre 1360 bis 1480 koennen als die Bluetezeit der Stadt angesehen werden. In dieser Zeitspanne, gegen 1450 kam dem auch der erste Hirschmann, der damals ueber 50 Jahre alte Jabok Hirschmann mit Sohn und Enkel Claus nach Weissenburg.
Waehrend dieser Zeit herrschte Bautaetigkeit und sie gab der Stadt ihr heutiges mittel- alterliches Gesicht. Im Jahre 1480 brach die Finanzwirtschaft der Stadt zusammen. Allein die Zinsverpflichtungen fuer aufgenommene Darlehen ueberstiegen die jaehrlichen Einnahmen. Der Buergermeister Rosenstiel wurde wegen eines Peculats ( Veruntreuung des oeffentlichen Schatzes) zum Fenster des Rathaus hinaus, aufgehangen. Die Vornehmsten des Rates kamen ins Gefaengnis. Die Stadt erholte sich zwar, erlangte jedoch nie wieder das Gewicht vergang- ener Tage. Das mag auch damit zusammenhaengen, dass fast unmittelbar danach die Stadt in die Reformationswirren gezogen wurde, welche schliesslich im schrecklichen dreissigjaehrigen Krieg endeten.
Schon im Jahre 1524 oeffnete sich Weissenburg der Reformation. Mit Ruecksicht auf den Kaiser, den eigentlichen Stadtherrn, taktierte der Rat zunaechst vorsichtig, schloss sich aber 1530 den Unterzeichnern der Augsburger Konfession an.
Diese Entscheidungen lagen ausschliesslich in den Haenden des Rats. Die 13 Herrn des inneren Rats wurden 1377 um 26 Ratsherrn erweitert. Der Stadtschreiber und ab defruehen 17.-Jahrhundert der Syndikus wurden zum Rat hinzugewaehlt. Diese Ratsherrnherrschaft war eine Oligarchie und wurde von wenigen Familien beherrscht. Unter ihnen auch, wenngleich in einer untergeordneten Rolle, die Familie Hirschmann, welche Ratsherrn Buergermeister und einen Stadtschreiber stellte.
Interessant war auch die Berufsgliederung der Stadt: Die Mehrzahl der Buerger zwischen 400 und 600 betrieb ein Handwerk und daneben Landwirtschaft. In 1688, also zur Zeit des Michaelund des Johann Leonhart Hirschmann, gab es 39 Baecker und 38 Metzger, die z.t. gleichzeitig Braeuer und Wirte waren.
Die zweifellos schwerste Last in ihrer Geschichte
hatte Weissenburg waehrend des 30- jaehr- igen Krieges zu ertragen:
Pest und Kriegswirren dezimierten die Einwohnerschaft auf weniger als die
Haelfte.
Um dieses Leiden zu beschreiben wird ein weiteres
Mal Volz zitiert:
" Am 25. Mai 1632 wurde die hiessige Stadt
durch den oesterreichischen Oberst Krazer von Regensburg
aus mit ohngefaehr 14000 Mann ueberzogen und belagert, und da Sperreuter
mit den versprochenen Succurs zu lange zoeg-erte und zu spaet ankam, so
musste sich die Stadt am 27. Mai, also nach zwei Tagen uebergeben. Ganz
gegen den Uebergabeaccord wurde die Stadt total gepluendert, ihrer viele,
sonderlich Schweden, den-en doch mit Sack und Pack abziehen zu duerfen
verspr-ochen worden, auf den Tod gehauen, ge-schlagen, geraitelt, Frauen
und Jung-frauen geschaendet, und zum theil mit fortgefuehrt, Heren des
Rathes und Buerger in Arrest genommen, und 7/4 Jahre
darinnen gehalten, die Stadt mit hoechster Gefahr fuer dieselbe in Brand
gesteckt, und die Thore offen gelassen, so dass alles Raubgesindel ohne
Anstand in hiesiger Stadt Einlass hatte. Auch mehr als 10 Einwohner sind
hier getoetet worden. Eine nicht ungewoehnliche
Misshandlung jener barbar-ischen Zeit war auch die, dass die rauhen Krieger
dem fried-lichen Stadt- oder Landbewohner Mist-jauche oder andere ekelhafte
Fluessigkeiten mit Gewalt einschue-tteten, den so Ge-quaelten niederwarfen
und mnit Fuessen traten. Eine solche Operation hiess den "schwedischenTrunk"
geben.
Weitere Quellen:
Nach dem dreissigjaehrigen Krieg verlor Weissenburg endgueltig seine geschichtliche Bedeutung, es versank zur kleinen mittelfraenkischen Stadt, welche in letzter Zeit durch seine Funde aus der Romerzeit nicht unerhebliches Aufsehen erregte: Also doch Alcimoenis?