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Dieses Kapitel macht es sich zur Aufgabe die Herkunft des Namens Hirschmann naeher zu untersuchen. Dabei soll versucht werden die wahrscheinlichste Deutung des Namens herauszufinden..
1. Fehldeutungen werden ausgeraeumt.
Wenn man an den wahren Inhalt des nicht auf eine einzelne Landschaft beschraenkten, sondern ueber ganz Deutschland verbreiteten Sippennamen herankommen will, gilt es zuerst, die vorhandenen Missverstaendnisse und Fehldeutungen zurueckzuweisen. Es sind deren in der Hauptsache sechs:
2. Der wirkliche Kern des Namens wird entschaelt
Wenn man an den sachlichen Inhalt des Namens Hirschmann herankommen will, so muss man festhalten:
Dem Bestimmungswort Hirsch-, Hirse-, oder Hirs muss also ein Begriff zugrundeliegen, der nicht nur allenthalben in Deutschland Geltung hatte, sondern fuer den auch die eben be- zeichneten sprachlichen Formen gelten. Und diesen Begriff bildet die aelteste Getreideart der Menschheit: - die Hirse. Der Hirsemann, spaeter Hirschmann, ist also der Mann, der Hirsegruetze – eines der wichtigsten Nahrungsmittel waehrend des ganzen Mittelalters – herstellt und verkauft. Ihm steht der Habermann zur Seite, der in gleicger Weise Habergruetze und Habermehl herstellt und verkauft – der ertragreichere Haber verdraengt stellenweise schon frueh die Hirse aus ihrer beherrschenden Stellung, weshalb dem auch der Name Habermann viel zahlreicher ist als der Name Hirschmann. Die Zurueckfuehrung des Namens Hirschmann auf den Grundbegriff Hirse zwingt uns nunaber, zunaechst auf die kulturkundlichen und hernach auf die sprachgeschichtlichen Verhaeltnisse naeher einzu- gehen,
b) Die sprachgeschichtliche Entwicklung der Namensform Hirschmann
Hirse ist ein spezifisch deutsches, in der aeltesten
Zeit auf den oberdeutschen Raum beschraenktes Wort. Bis zum 17. Jahrhundert
war es maennlichen Geschlechts: der Hirse, der Hirs.
Die weiblichenForme, die jetzt fuer die Hochsprache
gilt – die Mundarten verharren vielleicht im alten Maskulinun – ist vom
Niederdeutschen aus vorgedrungen. Das maennliche Geschlecht des Wortes
hat denn auch die seit dem fruehen 15. Jahrhundert erfolgte Anlehung an
die Form Hirsch beguenstig. Vom Ende des 15. Jahrhunderts triitt eine Verdickung
des auslautenden "s" ein und seit 1521 ist die Form Hirsch lexigraphisch
erfasst. Es handelt sich um denselben Vorgang, der auch die heutigen Formen
von Barsch ( mhd.bars), Arsch (mdh. Ars), Forsch (mhd. Fors), Bursch (mhd.
Burse) usw veranlasst hat.Im Schwaebischen ist die Form Hirsch fuer Hirse
weit durchdrungen. Das aeltere schwaebische Schrifttum bietet: Hirschbraeu,
Hirschkorn, Hirschmehl, Hirschsamen, Hirschsuppe, usw. Anderwaerts gilt
sogar in der Schriftsprache Hirschdorn fuer Hirsedorn, Hirsegras, usw.,
ganz zu schweigen von den zahlreichen Oertlichkeitsnamen, wie Hirschfeld,
Hirschlanden, um nur einige zu nennen. In Norddeutschland, wo man gegenueber
des lautwandelnden s : sch zurueckhaltender war, besteht weiterhindie
Form Hirse, mit niederdeutscher Tonsenkung Herse, geschwaecht sogar Heese.
3. Das gewonnene Ergebnis wird von der Namenswelt unterbaut
Ein Nahrungsmittel von so gewaltiger Bedeutung musste seine Verbreiter haben und der Verbrauch von Hirsegruetze setzte einen entwickelten Handel voraus.
Der Hirsemann/Hirschmann kann beides sein, Verarbeiter und Haendler, wie auch der Mueller urspruenglich nicht nur Getreide mahlt, sondern auch Gruetze und Mehl ver-kauft.Als nomen agentis zu Hirse erwartet der Unkundige freilich die Formen Hirser und Hirsner. Diese Bildungen fehlen nun auch keineswegs, allein unserem Landvolk blied das als fremd empfundene Suffix – arius (-aere, -er) lange unbequem. Man bildete lieber die nomia agentis mit –mann, so wie man heute noch den Zeitungsaustraeger Zeitungsmann, den Verkaeufer von Sand Sandmann, usw., nannte. Die Bildung des Namens Hirsemann/Hirschmann ist den also zur sachlichen Seite ganz klar. Aber wir koennen uns noch von mehreren Seiten stuetzen. Im schlichten Bauernhaus der namensgebenden Zeit wird die Hirse fuer die Gruetze zerstampft (geschrottet). Sollte nun auch nicht der Name Hirsestampfer da sein? In Breslau des 14. Jahrhunderts ist er namentlich erwaehnt, und zwar neben dem Gruetzner und Graupner, deren Gewerbe sich ja auch als Name unzaehliger Sippen erhalten hat.
Eine mit Wasserkraft bewegte Muehle fuer Hirse, die Hirsemuehle, hat eine wesentlich andere Einrichtung als eine gewoehnliche Getreidemuehle. Das Gerben der Hirsekoerner erfolgt naemlich in Schalgaengen mit weichen Sandsteinoberlaeufern, auch der Bodenstein muss aus weichem Material gehauen sein. So springt nun der Unterschied zum normalen Getreidemueller hervor, da der Hirschmueller kein normales Getreide mahlte.Die aeltere Form von Hirsemueller hat sich z.B. in Basel, wo die juengere Form ueberhaupt nicht vorkommt, trefflich erhalten.
Selbst die Unterscheidung der einzelnen Hirsearten hat in unserem Sippennamenschatz Widerhall gefunden. Wer den Rohrhirsch, der z.B. in Stuttgart vertreten ist, fuer einen roehrenden Hirsch haelt, oder gar fuer einen Hirsch – der leichtfuessig durch das Rohr bricht – sollte seinen Namen lieber auf Muenchhausen umschreiben lassen. Der Exponymus der Sippen Rohrhirsch war der Anbauer der Rohrhirse, einer ertragreichen Hirseart mit dicken rohrartigen Halmen.
Und wen es nun von der sprachlichenSeite her noch eines weiteren Beweises beduerfte, dass der Hirschmann nichts anderes ist als der Hirsemann, so koennte auf die norddeutschen Sippen Herschmann und Hersemann hingewiesen werden.die mit dem Hirsch absolut nichts zu tun haben koennen, Hirsch heisst im Mittelniederdeutschen gemaess unausweichlichen Luatgesetzen Herte oder Harte.
Nach dem Gesagten ist es also ganz selbstverstaendlich, dass die Hirschmueller als Hirsemann erscheinen. Dass auch bei diesem Hirsemann kein Gedanke an Hirsch sein kann, ergibt sich daraus, dass es keine alten Belege Hirzmann oder Hirtmann gibt, denn in der namensgebenden Zeit ist die Form Hirz (ahd. Hiruz) noch ganz gelaeufig
4. Zur Geographie des Namens
Was nun die Verbreitung des Sippennamens Hirsemann/Hirschmann betrifft, so geht seine Erstreckung von Graz bis nach Hamburg, von Zuerich nach Koenigsberg, kein deutscher Stamm kann sich, wie das auch nach dem Namensinhalt nicht anders zu erwarten ist, von diesem Namen ausschliessen. Nur eines ist an der Namensgeographie auffaellig: der Osten und der Suedosten ist an dieser Namensgruppe staerker beteiligt, als der Westen. Das haengt wahrscheinlich damit zusammen, dass die Geltung der Hirse in dem klimatisch beguenstigten Westen in der namensgebenen Zeit bereits geschwaecht war: die ertragreicheren Getreidearten, vor alem der Haber hatten dort im 13. Jahrhundert die Hirse ueberfluegelt.
Die Tatsache, dass auch viele juedische Familien den Namen Hirschmann tragen, hat in der Nazizeit zu einer intentsiven Erforschung des Namens beigetragen. Soweit der Name Hirschmann juedisch ist, so wurde argumentiert, so hat er in der Tat mit – Hirsch – zu tun.
Die Beliebheit des Namens Hirschmann bei den Juden geht von verschiedenen Stellen des alten Testaments aus. So wird in 1. Moses 49, 21 der Segen ueber den Stamm Nephthali gesprochen:" Nephthali ist ein schneller Hirsch und gibt schoene Reden". Die Heldin des Hohen Liedes vergleicht ihren Freund mit einem jungen Hirsch und so aehnlich an meheren Stellen. So ist der Hirsch ein altjuedischer Vorname geworden. Es ist daher unrichtig, wenn gesagt wird, dass der Name den Juden usurpiert worden ist. In Neckarsulm findet man schon 1529 einen Juden Namens Hirsch, in Mainz 1697 einen Herz Maas, 1722 dort einen Herz Levi. Anlaesslich des den Juden auferlegten Zwanges regelrechte, erbliche Familiennamen anzunehmen, fuehrte dazu das dieser Vorname vielfach als Familienname gewaehlt wurde: In Mecklenburg z.B. Hirsch Joachim nennt sich Joachim Hirsch, Hirsch Lazarus wird zu Lazarus Hirsch usw. Gemaess der juedischen Sitte, ein –mann ( im Sinne von Sohn) anzuhaengen, - vergl. Friedmann, Feldmann, Seligmann, Ehrlichmann usw.- wird nun auch Hirsch zu Hirschman weiterentwickelt.
4.1 Aufgliederung des Namens
in der Vorkriegszeit
Stadt | Jahr | Anzahl Hirschmaenner |
Schorndorf | 1525 | 18 |
Graz | 1928 | 14 |
Wien | 1933 | 88 |
Augsburg | 1927 | 18 |
Muenchen | 1929 | 61 |
Pforzheim | 1928 | 4 |
Mannheim | 1928 | 5 |
Wuerzburg | 1934 | 10 |
Schwabach | 1926 | 3 |
Fuerth | 1931 | 44 |
Nuernberg | 1929 | 237 |
Frankfurt | 1929 | 5 |
Mainz | 1928 | 7 |
Regensburg | 1926 | 13 |
Koeln | 1932 | 18 |
Berlin | 1933 | 70 |
Hambug | 1928 | 13 |
Es wurden diese geographischen Verteilungen vor allem deshalb gewaehlt, um jede Mi- gration als Folge des 2. Weltkrieges auszuschliessen.Aber auch heute ist der sueddeutsche Raum, vor allem in Mittelfranken, der Schwerpunkt des Namens.
5. Urkundliche Zeugnisse
Hier sollen nicht nur die Zeugnisse meiner Familie,
welche bis zum Jahre 1466 zurueck- reichen erwaehnt werden, sondern mir
bekannten Quellen.
Die aeltestenArchive meiner Familie befinden
sich im Weissenburger Stadtarchiv.
Ihre Abbildungen befinden sich in den Kapiteln, welche ausschliesslich
auf die Familienge- schichte des Verfassers eingehen.
Jahr | Name | Stadt/Gegend | Quelle |
1324 | Hirsmann,
der Zimmermann |
Heilbronn | Urkundenbuch1, s. 48 |
1329 | Hirschmann,
der Chramer |
Passau | Regesta Boica 6, s 298 |
1390 | H, Jakob | Weissenburg | Stadtarchiv WBurg |
1400 - 1474 | H, Jakob | Schorndorf, | Lotterscher St.-baum |
1511 | H, Sebastian | Hagenau i/Elsass | Freiburg Mat. S.199 |
1514 | H., Conrat | Schorndorf | w.1/4j-hefte,s446 |
1523 | H., Panthalion | Tuebingen | Tueb. Mat. S. 244 |
1525 | H., Hans | Schorndorf | w.1/4j-hefte 41,s285 |
1528 | H, Christoff | Goerlitz | Buergerlisten, s 108 |
1700 | H., Johann Adam | Goldkronach | Dtsch Ahnereihe,s. 302 |