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Johannes Zöschlin
(1533 - 1602)
Bürgermeister zu Lauingen

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Portrait Johannes Zöschlin (vom Epitaph)

Johannes Zöschlin, Ratsherr, Bürgermeister, Gründer der Öl- und Papiermühle Zöschlingsweiler
* 1533, Lauingen
+ 7.3.1602, Lauingen

Vater: Hans Zöschlin, Weißgerbermeister in Lauingen. Mutter: Maria Steltzer (*um1500).

In erster Ehe verheiratet mit Judith Laurer, (*um1535, Augsburg, +07.04.1575, Lauingen), 13 Kinder. In zweiter Ehe verheiratet mit Jacobina Stöckhler, (*um1540, Augsburg, +04.01.1592, Lauingen), 9 Kinder; sie ist eine Tochter von Stenzel (Stanislaus I) Stöcklin und Maria Wägelin aus Augsburg.

„Johann Zöschlin [...] wurde, wie sich erschließen läßt, ungefähr 1533 - wohl in Lauingen - geboren. Er führte nach dem Tode seines Vaters Hans Zöschlin seiner Mutter die [Weißgerber-]Werkstatt und half dadurch, seine minderjährigen Geschwister zu ernähren. Als erste Gattin führte er Judith Laurer(in) von Augsburg heim. Sie starb am 7. April 1575, nachdem sie ihrem Gemahl dreizehn Kinder geschenkt hatte, darunter auch den späteren Dr.jur. Johann Zöschlin. Der zweiten Ehe mit Jacobina Stöckhler(in) von Augsburg, die am 4. Januar 1592 für immer die Augen schloß, entsprossen neun Kinder. Der geachtete Handwerker war seit 1565 Ratsherr und von 1570 bis 1602 Bürgermeister der Stadt Lauingen. Nach zeitgenössischen Angaben saß er zweiund vierzig Jahre im Rat, war vierunddreißig Jahre Bürgermeister und stand fünfundzwanzig Jahre als Pfleger dem Spital vor. Das Aufblühen und Gedeihen der Lauinger Fürstlichen Schule, das er miterleben durfte war ihm sicherlich nicht gleichgültig, da ja sein Schwiegersohn Magister Johannes Faber (Lebenszeit 1543 - 1603) viele Jahre an dieser Anstalt lehrte. Als Bürgermeister Johannes Zöschlin am 7. März 1602 in Gott entschlief, waren aus seiner ersten Ehe noch vier Söhne und ebensoviele Tochter am Leben, aus seiner zweiten Ehe aber drei Söhne und eine Tochter. Die Leichenpredigt bei der Beerdigung, die am 10. März erfolgte, hielt der Diaconus Vitus Kirchbaur in der Brüderkirche (= Augustinerkirche St.Thomas von Villanova).“ [Ludwig: Gymnasium illustre IX.Teil, S.48] Im Jahre 1559 wohnt er in der "Pronnengasse" (heute Albertus-Straße) und entrichtet eine Steuer von 3 Pfd. 15 schill. haller. Rasch brachte er sich in die Höhe. Schon 10 Jahre später konnte er eine Steuer von 20 fl. leisten und vom Jahre 1591 an steht er mit 45 fl. unter den ersten Bürgern der Stadt. Im Jahre 1565 geben ihm die Steuerbücher zum erstenmal den Titel eines Ratsherrn; (als er 1602 starb war er 42 Jahre im "Statt-Regiment", d.h. er muß eigentlich bereits seit 1560 ein Ratsherr gewesen sein). Seit 1570 wird er Bürgermeister genannt. Als solcher trug er verschiedene neuburgische und hochstiftische Lehen im Namen der Stadt. (Im städtischen Archiv zu Lauingen sind Lehensbriefe vom 22. Juni 1573 und 6. Juni 1576. Am 15. September 1576 siegelt er eine Urkunde. Sein Wappenschild zeigt einen linkenSchrägbalken schwarz im goldenen Feld. Auf dem Balken nebeneinander 3 goldene Kugeln oder Äpfel). Am 26.März 1589 verkauft er seinen "vierten Teil des Lehen- und Fischwassers auf der Donau um 230 fl." an die Stadt Lauingen (Auch auf dieser Urkunde tritt er als Selbstsiegler auf). Als er bereits an der Schwelle des Greisenalters stand, machte er sich noch an ein neues industrielles Unternehmen, das er schnell in die Höhe brachte. Im ganzen Herzogtum Neuburg war damals keine Papiermühle obwohl doch in den Ratsstuben der Städte und in den Kanzleien der fürstlichen Ämter immer mehr von dem unentbehrlichen Schreibstoff verbraucht wurde. Ein passender Platz zum Bau war in der Nähe und am 26. September 1591 verlieh Herzog Philipp Ludwig von Neuburg dem Johahnn Zöschlin, Bürger und des Rats zu Laugingen und seinen Nachkommen einen öden Platz an dem Fluß Egau zwischen Wittislingen und Schabringen zur Erbauung einer Öl- und Papiermühle als Erblehen. Der Inhaber mußte davon jählich 10 fl. auf den Kasten in Höchstädt liefern, außerdem 6 fl. Abfahrt (bei Besitzerwechsel), und war gehalten, die Kirche in Schabringen oder Bergheim zu besuchen. (Die Verleihung ist inseriert in dem Original-Revers Johann Zöschlins an die Herzogliche Regierung). Bald stand das Werk, denn schon 1592 finden die ersten Erzeugnisse der Bütte auf dem Ratshaus in Lauingen ihre Verwendung. Zunächst hieß die Gründung "Schabringer Papiermühlin", erhielt jedoch später nach seinem Begründer den Namen "Zöschlingsweiler". Erste urkundliche Erwähnungen sind: 1652 Zeschlinsweiler, 1666 Zöschleßweiler, 1693 Zeschleweiler, und ab 1716 Zöschlingsweiler. Das gut gearbeitete Papier trägt als Wasserzeichen zwei übereinanderstehende Schilde, von denen der obere das pfalzbayerische Wappen, der untere den Mohrenkopf der Stadt Lauingen enthält.

Im städtischen Museum zu Lauingen befindet sich ein Gemälde, das in handwerksmäßiger Ausführung auf Holz gemalt die Himmelfahrt des Elias darstellt. Darunter steht die Inschrift:

"Den VII. Martii ano MDCII ist inn Gott seligklich verschieden der Ehrnvöst Fürsichtig und weiß Johann Zöschlin Burgermaister allhie zu Laugingen, nachdem er gelebt 69 jahr und gemainer Statt Regiment in die 42 jahr lang mit nutzen treulich fürgestanden und hatt inn der ersten ehe mitt Judith Laurerin von Augspurg seeligen, wellche den 7. April Anno MDLXXV im Herrn entschlafen 13 Kinder, inn der andern Ehe aber mit Jucobina Stöckhlerin auch von Augspurg, welche den 4. Januarii anno MDXCII mit todt abganngen 9 Kinder erzeuget, denen allen zu Ehren und gedechtnus haben ihre Hinterlassene betruebte Kinder und Erben diß Epitaphium fertigen und hieher stellen lassen. Gott der Allmechtig wölle ihnen und allen rechtgläubigen in Christo eine fröliche Auferstehung verleihen. Amen."

Dieses Epitaph hing noch 1866 an seinem ursprünglichen Ort in der Pfarrkirche St.Martin zu Lauingen, jetzt befindet es sich im Haimathaus Lauingen. Johann Zöschlin ist auf dem Bild, von seinen 14 Söhnen, 8 Töchtern und 2 Frauen umgeben, in seiner Amtstracht knieend dargestellt.

„Durch den Papierbedarf von Landesschule und Landesdruckerei in Lauingen angeregt, hat der Lauinger Handelsherr und Bürgermeister Johann Zöschlin im Jahre 1591 bei Lauingen eine Papiermühle begründet, welcher Ort nach ihm heute Zöschlingsweiler heißt. Als Wasserzeichen zeigt dieses Papier meist das landesherrliche Wappen (dreigeteilt durch eingeschweifte Spitze, mit Rauten, pfläzischem sowie veldenzischem Löwen) und darunter das Lauinger Stadtwappen (gekrönter Mohrenkopf). Diese Papiermühle versorgte bis etwa zur Mitte des Dreißigjährigen Krieges das gesamte Fürstentum Pfalz-Neuburg mit Papier, und zwar nicht nur die Lande an der Donau, sondern ebenso auch die Kanzleien der Landesteile im oberpfälzischen Nordgau.“ [Seitz, Lauingen und das Fürstentum Pfalz-Neuburg, in „475 Jahre Fürstentum Pfalz-Neuburg“, 1980, S.69]

Alles über Papier und seine Herstellung ist sehr gut dargestellt im "Projekt Papier".


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Erstellt von Ulrich Stark , der hiermit seinen 9xUr-Großvater vorstellt.
Erstellt am 15.02.1998, letzte Aktualisierung am 03.03.1999.