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Jakob Andreae
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Hier nach Giengen:
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Vater: Johann Endris, Schmied, aus Möckenlohe b. Eichstätt stammend (~1498-1566). Mutter: Anna Weißkopf aus Gundelfingen (~1500-vor1566). Bruder von Philipp Andreae
Jakob Andreae und Giengen:
Möglicherweise hat Jakob Andreae Giengen durchreist, als er
sich 1560 von seiner Pfarrstelle Göppingen auf den Weg machte,
um nach Lauingen (es gehörte damals zur Pfalz-Neuburg) zu
gelangen. Der Pfalzgraf Herzog Wolfgang von Zweibrücken, der die
Pfalz-Neuburg, ohne die Oberpfalz, geerbt hatte, erreichte von
Herzog Christoph von Württemberg, daß dieser ihm zur
Wiederherstellung der Lauinger Kirche eine Zeitlang die Dienste
Jakob Andreaes überließ. Dort einte er die lutherische
Kirchengemeinde, die sich nach dem Interim sektiererisch
zersplittert hatte. (Aus Dankbarkeit ließ der Rat der Stadt
Lauingen 1573 von dem Goldschmied Nikolaus Baur um 13 fl einen
Becher anfertigen, der Dr. Jakob Andreae, inzwischen Probst zu
Tübingen, verehrt wurde.) Nachdem er der Gemeinde ein
Vierteljahr vorgestanden hatte verließ er am 25. September 1560
Lauingen wieder und kehrte zu seiner Kirche und Familie nach
Göppingen zurück. Auch auf diesem Rückweg wird er durch
Giengen gekommen sein.
Über einen Aufenthalt des Jakob Andreae in Giengen schreibt Magenau (S.85): 1561 verordnete der Rath, daß D. Jac. Schmidlin [= Jakob Andreae] von Göppingen und der Pfarrer von Ulm hieher beschrieben werden, und mit einem nach dem andern [Wiedertäufer] disputieren sollen, ob sie nicht ihrer Halsstarrigkeit überwiesen werden könnten, auch sollen Pfarrer und Prediger alle Tage zu jdem etliche Stunden gehen, um sie auf den rechten Weg zu bringen. Sie sollen auch jeder in ein besonder Gefängnis gelegt, und wenn sie bei ihrer Meinung bleiben, aus der Stadt verwiesen, und wenn sie wieder kommen, in ewige Gefängnis gelegt werden.
1573 verfertigte der Goldschmied Nikolaus Baur (Lauingen) für die Stadt Lauingen um 13 fl. einen Becher, der dem Probst zu Tübingen, Dr. Jacob Andreae (1560 als Pfarrer zu Göppingen aushilfsweise Pfarrer in Lauingen), verehrt wurde. [Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen, Bd. 57-58, S.68]
Sein Enkel Eberhard Andreae (*16.11.1583 Dusslingen, +11.9.1633 Herbrechtingen) war Probst des Klosters zu Herbrechtingen (Nachbarort von Giengen). Dieser verheiratete sich mit seiner Cousine Anna Roggenburger, einer Enkelin seines Bruders Philipp Andreae. Auch der Giengener Kastenvogt dieses Klosters zu Herbrechtingen, Daniel Roggenburger, war ein Enkel dieses Philipp Andreae.
Beim Stadtbrand von Giengen im Jahre 1634: Alle Schriften wurden durch Feuer verzehrt, auch die vortrefflichen des Herrn Jakobi Andreae, deren viel waren, und welche dessen Enkel Eberhard Andreae, Probst zu Herbechtingen, anhero zu tragen veranstaltet. [Chronik Donaueschingen in Meck, 1927, S.150] Bei diesem Brande gingen auch viele Schriften von Jac. Andreae verloren, welche sein Enkel Eberhard Andreae, Probst zu Herbrechtingen, hieher geflüchtet hatte. [Magenau: Beschreibung der Stadt Giengen an der Brenz, 1830, S.35]
Ein Lexikon-Eintrag des 19. Jhdts:
Geboren zu Waiblingen in Württemberg am 25. März 1528, + zu
Tübingen 7. Jan. 1590. Sein Vater war ein Schmied, darauf
bezieht sich der Name Schmidlin oder auch Fabri, mir welchem der
Sohn nachher bisweilen bezeichnet wurde. Früh wurden dessen
Fähigkeiten bemerkt, und während der Vater ihn zum
Tischlerhandwerk bestimmt hatte, so schaffte ihm Erhard Schnepf,
der ihn als Kind mehrmals geprüft hatte, so guten Unterricht in
Stuttgart, daß er schon 1541, also dreizehnjährig, zur
Universität nach Tübingen abgehen und dort unter die
Stipendiaten aufgenommen werden konnte. Unter den dortigen
Lehrern erhielt dann wieder Schnepf, der 1543 von Stuttgart
dorthin versetzt war, den größten Einfluß auf ihn; Andreae
bildete sich nach seinen Predigten; Schnepf scheint ihm auch
zuerst die Richtung auf das strenge Luthertum gegeben zu haben.
Im Jahre 1543 wurde er Baccalaureus, 1545 Magister, und 1546, in welchem Jahre er sich auch schon achtzehnjährig verheiratete, wurde er als Diaconus in Stuttgart angestellt, wo damals Herzog Ulrich die Eroberung seines Landes durch den Kaiser ertragen und sich diesem im Vertrage von Heilbronn (3. Jan. 1547) unterwerfen mußte. Hier gab es Andreae ein frühes Ansehen, daß bloß er, der jüngste unter den fünf Geistlichen Stuttgarts, sich vor den eindringenden Truppen Herzog Alba`s nicht aus der Stadt flüchtete, alle Predigten und kirchlichen Handlungen übernahm, und dabei auch den kaiserlichen Offizieren, welche sich dazu und selbst zu Disputationen mit ihm herandrängten, durch seine Festigkeit, Achtung und Vertrauen abgewann. So wurde er noch von Herzog Ulrich, der ihn predigen gehört und Schnepfs Predigtweise in Ihm wiedererkannt haben wollte, im Jahre 1548 nach Tübingen als Diaconus versetzt, wo er auch eine Zeit lang wieder alle geistlichen Geschäfte allein zu übernehmen hatte, da andere, wie sein Lehrer Schnepf, vor dem Interim aus den Stellen gewichen waren.
Kaum aber war 1550 Herzog Christoph (geb. 1515, + 1568) auf seine Vater Ulrich gefolgt und kaum hatte er den Freund Luthers und Melanchthons, den Reformator Württembergs, Johann Brenz (geb. 1499, + 1570) zum Stiftsprobst in Stuttgart und zu seinem vertrautesten Ratgeber in Kirchensachen gemacht, als der junge Andreae von beiden in ihre Nähe und zur Mitarbeit an ihren kirchlichen Aufgaben in und außerhalb Württembergs herangezogen wurde. Zwiefach wurde von hier an auch Andreaes Wirksamkeit bis an seinen Tod, geringer die engeren seinem engeren Vaterlande zugewandte, viel größer die andere weithin darüber hinaus, fast über das ganze evangelische Deutschland sich erstreckende; aber die letztere wurde doch so sehr durch die erstere mitbestimmt, daß man sie in ihrem letzten und bedeutendsten Ergebnisse fast als eine Reaktion des schwäbischen anticalvinischen Luthertums gegen das, was in Sachsen bereits für Union aller Protestanten unter Melanchthons Einflusse erreicht war, bezeichnen kann. Zwar in der Friedensstiftung unter den lutherischen Theologen fand Andreae bald seinen besonderen Lebenslauf, getrieben durch die richtige Erkenntnis, daß der Fortgang der Reformation durch nichts so sehr unterbrochen werde, als durch die Uneinigkeit ihrer Anhänger; aber da er die reine lutherische Lehre nur in der württembergischen Modifikation derselben anzuerkennen vermochte, und darum zuletzt alle abstoßen mußte, welche sich diese nicht mit aneignen konnten, endigten seine Friedensbestrebungen doch meist mit Vertiefung schon vorhandenen Zwiespalts.
Im Jahre 1553 setzte Herzog Christoph den 25jährigen Andreae als Superintendenten und bald darauf als Generalsuperintendenten in Göppingen ein [sein Bruder Philipp war dort 1554 Diakon] und ließ ihn zugleich mit Unterstützung aus den Kirchenmitteln die theologische Doctorwürde erwerben. Daneben begannen auch schon Andreaes Dienste bei der Einführung der Reformation in Nachbarländern, wohin man ihn dazu einlud und vom Herzoge erbat, zunächst 1554 bei den Grafen von Oettingen und 1556 bei den Grafen von Helfenstein, bei dem Markgrafen Karl von Baden und in Rothenburg ob der Tauber. Im Januar 1557 ließ Christoph sich von ihm auf dem Reichstag zu Regensburg und dann nach Frankfurt begleiten, wo die durch den Religionsfrieden in Aussicht gestellten Verhandlungen über die Religionsvereinigung und über das dazu bestimmte Colloquium vorkamen, und zu diesem schickte er ihn dann im August mit Brenz nach Worms ab; hier wurde er zwar nur als Notar verwandt, erhielt aber auch so Gelegenheit genug, die Schmach und den Schaden mitzuempfinden, welcher dort durch den Widerstand der flacianischen Theologen gegen Melanchthon und die übrigen lutherischen Collocutoren zur Schadenfreude der Katholischen über die protestantischen überhaupt gebracht wurde.
Im Anfange desselben Jahres 1557 führte Brenz ihn auch in die literarische Teilnahme an der erneuerten Streitigkeit über das Abendmahl ein; Andreaes deutscher Bericht von des Herrn Nachtmahl und wie sich ein einfältiger Christ in den Zwiespalt darüber schicken soll, mit Vorrede von Brenz, ist seine früheste Schrift, und schon diese zeigt sein Verlangen auch auf ungewissen Erfolg hin unter den Streitenden zu vermitteln, ihre Heftigkeit durch Zurückweisen unbegründeter gegenseitiger Beschuldigungen und durch Hervorheben relativer Geringfügigkeit ihrer Streitfragen zu vermindern und zugleich das gemeine Volk, bei welchem wenig Verstand noch urtheil ist, von oben herab zu beraten.
Darauf folgte dann bald im Dezember 1559 jene Synode zu Stuttgart, wo Brenz, gereizt durch Calvin und durch die kurz vorher in der Pfalz gegen das übertriebene Luthertum geschehenen Schritte und durch Melanchthons Billigung derselben, nun erst die ganze württembergische Geistlichkeit nicht nur Luthers Abendmahlslehre, sondern auch die Ubiquitätslehre, d.h. die Erklärung der Gegenwart Christi im Abendmahl aus der Teilnahme auch seiner menschlichen Natur an der göttlichen Eigenschaft der Allgegenwart, als Bekenntnis annehmen ließ und dadurch den Zwiespalt unter den Lutheranern noch um vieles unheilbarer machte. Auch Andreae, anfangs widerstrebend, wie es scheint, (Planck VI. 405, 410) wurde hier noch bindender als die übrigen auf diese Lehre verpflichtet, und so blieb sie von hier an für ihn ein unüberwindliches Hindernis seiner Vermittlungsversuche bei allen denen, welche, wie Melanchthon, es nicht über sich vermochten, ihr zuzustimmen oder gar sie in ihr Bekenntnis aufzunehmen.
In den Jahren 1561 und 1562 wurde Andreae auch bei den Verhandlungen mit verwandt, zu welchen Herzog Christoph damals von Katharina von Medici und dann von den Guisen herangezogen wurde, doch wohl um ihn von den französischen Reformierten und deren Unterstützung so viel als möglich abzuziehen. Zuerst zum Religionsgespräch zu Poissy (9. Sept. bis 13. Oct. 1561) wurde er mit vier andern Schwaben abgeschickt; er verabschiedete sich aber, reiste so langsam (2. bis 19. Oct.) daß alles vorbei war, als er ankam. Der Bischof Montluc benutzte aber noch die Gelegenheit ihn gegen den noch in Paris weilenden Beza aufzubringen, welcher die Anerkennung der Augsb. Confession verweigert habe, wozu sich doch der Cardinal Guise erboten habe, und dessen böses Gewissen Andreae dort auch noch selbst erkannt zu haben versichert (Fama 141). Auch wurde er dann mit Brenz zu den Gesprächen zugezogen, welche die vier Brüder Guise im Februar 1562 vier Tage hindurch in Elsaß-Zabern mit dem Herzog Christoph unterhielten, und welche von diesem selbst anschaulich beschrieben sind (Sattler 4. Beil. 68), auf welche die Guise aber nach allen Bezeugungen ihres Verlangens nach Kenntnis lutherischer Lehre und ihrer Bewunderung dafür auf dem Rückwege wenige Tage nachher das Blutbad von Bassy folgen ließen, und damit den langen Bürger- und Religionskrieg eröffneten. Im Mai 1562 wurde Andreae auch zum ersten Male nach Norddeutschland berufen, diesmal nach Thüringen, um dort nach Flacius und seines Anhanges Vertreibung aus Jena (Dec. 1561) die fortdauernde Aufregung gegen Vict. Strigels Synergismus beruhigen zu helfen, was ihm und dem Abte Binder durch eine von Strigel gewährte Erklärung für den Augenblick gelang. Bald nachher im Sommer 1562 wurde er dann in das angesehene Amt eingesetzt, welches er von hier an noch fast 30 Jahre einnahm, das Amt eines Propstes und Kanzlers der Universität zu Tübingen. Von hier gingen seine nächsten Reisen zu Friedensstiftungen 1563 nach Straßburg, wo Hieronymus Zanchi durch prädestinatianische Lehren den lutherisch Gesinnten Anstoß gegeben hatte, und 1565 nach Hagenau [Anm.: Kurz darauf wurde der aus Giengen stammende Magister Philipp Heerbrand ebenfalls dorthin versetzt, um das Evangelium zu predigen. Dieser starb dort im Jahr 1575. Sein älterer Bruder Jakob Heerbrand, sollte später Andreaes Nachfolger als Kanzler werden]; 1567 wurde er wegen der Pest in Tübingen mit der ganzen Universität auf ein Jahr nach Esslingen versetzt. [Anm.: Im selben Jahr verstarb sein jüngerer Bruder Philipp, der Prediger in der Freien Reichsstadt Giengen an der Brenz war]
Erst mit dem Jahre 1568 begannen dann Andreaes größere Wanderungen und Unternehmungen zur Herbei-führung des Kirchenfriedens unter den deutschen Lutheranern, das hieß aber für ihn zur Vereinigung der lutherischen Theologen zu einerlei Theologie und Sprache in den zahlreichen Lehrstücken, für welche diese Einstimmigkeit von allen schien gefordert werden zu müssen, mit welchem man ferner Kirchen-gemeinschaft sollte unterhalten dürfen. Zwei mehrjährige Züge durch Norddeutschland nahmen ihn hier am meisten in Anspruch, er erste von 1568 bis 1579, der zweite von 1576 bis 1580. Zu dem ersten sandte ihn Herzog Christoph noch ab, als Herzog Julius von Braunschweig seinem Vater Heinrich dem Jüngeren, dem alten Gegner Luthers gefolgt war und nun bei der Einführung der Reformation in seinem Lande eines sachkundigen Beraters bedurfte. Nicht bloß auf diese nächste Aufgabe ging Andreae hier zusammen mit Chemnitz, dem ersten Geistlichen der damals vom Herzoge noch unabhängigen Stadt Braunschweig, in einer Weise ein, welche der hier entstehenden kleinen Landeskirche württembergische Züge zurückgelassen hat bis jetzt; (Richter, Gesch. der ev. Kirchenverf. 121, 122) vielmehr nun im Auftrag und mit Vollmacht der beiden Fürsten konnte er sich mit seinen Friedensvorschlägen zunächst mit an die beiden Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg und August von Sachsen und an andere norddeutsche Fürsten wenden, gerade zu der Zeit, wo kursächsische und herzoglich-sächsische Theologen von dem langen Colloquium zu Altenburg (1568 bis 1579) noch in größerem Zwiespalt als vorher auseinander gegangen waren und darum ein angesehener auswärtiger Vermittler sehr willkommen war. Andreae hatte dazu lateinisch und deutsch ein Bekenntnis von fünf Artikeln entworfen, in so kurzer Fassung, daß er wohl auf die Annahme desselben von Philippisten und strengen Lutheranern hoffen konnte; bloß zum letzten Artikel vom Abendmahl hat er einen etwas längeren Aufsatz zur weiteren Begründung desselben aufgenommen, in welchem er allerdings auch den Gedanken von dem Anteil auch der menschlichen Natur Christi an der Allgegenwart und Weltregierung ausgedrückt hatte; aber schon dieses Auseinanderhalten eines von allen anzuerkennenden kürzeren Bekenntnis-minimums und der weiteren theologischen Begründung dafür war ein Schritt, welcher weiter verfolgt allein zu einer Einigung in den Fundamentalartikeln trotz sonstiger Meinungsverscheidenheit, wie sie zwischen mehreren Theologen stets übrig bleiben wird, hätte führen können. Doch freilich war eben diese Unterscheidung und die Bereitwilligkeit darauf hin den bloß theologischen Dissensen mehr Freiheit einzuräumen. Andreaes lutherischen Zeitgenossen wie ihm selbst noch so fremd, und dem Vorwurf der Uneinigkeit gegenüber auch so verhaßt, daß dies nicht geschah.
Mit einem weltlichen Beamten des Herzogs Julius durchzog Andreae 1569 Norddeutschland bis an die Seestädte und bis nach Dänemark, 1570 wieder Kursachsen und Brandenburg; nach Prag nahm ihn im März Herzog Julius selbst mit zum Kaiser Maximilian, welcher ihn sprach und sein Eintrachtswerk lobte: aufmunternde Worte erhielt er allenthalben, aber zu einer wirklichen Vereinigung der zweierlei Lutheraner, welche er damals noch durchsetzen zu können hoffte, brachte er es nirgends. Die Wittenberger hatten an ihrem vom Kurfürsten bestätigten Corpus Philippicum genug und scheuten eine neues Bekenntnis und die Verhandlungen darüber; die andern, wie selbst Chemnitz, forderten nicht bloß Bekenntnis, sondern auch Antithese gegen solche Lehren, welche verworfen werden müßten und durch welche die ersteren getroffen sein würden. Auf dem großen Theologenconvente zu Zerbst, wo im Mai 1570 kursächsische, brandenburgische, holsteinische, anhaltische, hessische und braunschweigische Abgeordnete zusammentraten, erreichte Andreae die Annahme seiner fünf Artikel nicht, wohl aber eine größere Gewißheit, daß die Nachfolger Melanchthons in Wittenberg und Leipzig sich niemals von ihm auf die württembergische Theologie von Brenz würden verpflichten lassen.
Auch in seinen letzten Jahren beschäftigten ihn noch immer Schriften und Reisen zur Bestreitung von Gegnern seines in langer Verteidigung immer fester gewordenen Systems. Im Jahre 1583 setzte er den Consensus orthodoxus der reformierten Theologen eine größere refutatio entgegen. Auch schwere Schicksale unterbrachen seine große Tätigkeit nicht; im Jahre 1583 verlor er seine erste Frau, die Mutter seiner 18 Kinder, welche ihn auch nach Sachsen begleitet und in Leipzig gewohnt hatte; im Jahre 1585 verheiratete er sich aufs neue mit einer Witwe, welche kinderlos blieb. Im Jahre 1586 traf er auf Betrieb des Grafen Friedrich von Württemberg mit seinem alten Gegner Beza in einer Disputation zu Mömpelgard zusammen, und die nachher herausgegebenen Akten dieses Gesprächs gaben ihm noch 1588 Veranlassung, daß er sich einer württembergischen Gesandtschaft an den kleinen Rat von Bern beigeben ließ, welche über falsche Angaben in den Akten Beschwerde führte; ein neuer Convent von beiderlei Theologen in Bern, welcher diese Differenz erledigen sollte, kam wegen eines Krieges der Berner mit Savoyen nicht zu Ausführung. Auch ein Colloquium Andreaes zu Baden 1589 angefangen mit einem wieder katholisch gewordenen Dr.med. Joh. Pistorius wurde bald unterbrochen; [Anm.: Zusammen mit ihm reiste auch der Magister Jakob Heerbrand (1521-1602) aus der Freien Reichsstadt Giengen an der Brenz zu diesem Colloquium. In traulichem Gespräch am 7. Nov. sprach Andreae zu diesem: Ich werde nicht lange mehr leben; denn ich weiß, daß ich bald sterben werde; Du wirst mir die Leichenrede halten und mein Nachfolger werden. Diese Äußerung Andreaes ging in Erfüllung]. Ein Bericht darüber, und eine dadurch veranlaßte Schrift Andreaes Gespräch von der katholisch-apostolischen Kirche erschienen erst nach Andreaes Tode. Denn rüstig und rastlos bis zuletzt, starb er nach kurzer Krankheit am 7. Jan. 1590. [Anm.: Die Leichenrede wurde von Jakob Heerbrand, seinem Nachfolger als Kanzler der Universität Tübingen, gehalten].
Man zählt über 150, großenteils deutsche Schriften von ihm, von welchen die Fama Andreana reflorescens, s. Jacobi Andreae vitae, funeris, scriptorum, peregrinatonium et progeniei recitatio curante Jo. Val. Andreae (1630) ein Verzeichnis gibt. Die vita ist nach Andreaes eigenen, leider fragmentarischen Angaben verfaßt. Ältere Biographien gaben M. Adam Vit. theol. S.636 und Fischlin, Mem. theol. Wirt. S.95, Suppl. S.142. Aktenstücke finden sich namentlich in Rud. Hospinians Concordia discors (1572) und Bernh. Huttern Concordia conors (1624). Neuer Beiträge, außer den bekannten Werken von Planck, Heppe etc. gab Johannsen in Niedners Zeitschrift für hist. Theologie 17. 1f, 23, 344f. Gleichzeitige Satiren gegen Andreae daselbst 27, 466f.
(Allg. Deutsche Biographie, Leipzig, 1875) [Die Anm. stammen von Ulrich Stark]
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