Nach
der Euphorie - Startups sterben
Schlechte Nachrichten am laufenden Band lieferten die Agenturen im vorigen
Jahr, wenn es um die Startups und Dot.Coms ging. Zwei magische Wörter, die die
Kurse der neuen Märkte an den Börsen rasend in die Höhe hatten schnellen
lassen. Zum Jahreswechsel hatte sich Ernüchterung breit gemacht. Und was bis
dahin nur unter vorgehaltener Hand getuschelt worden war, sprach jetzt jeder
offen aus: "Startup- Sterben". Leere Kassen ließen viele
Börsenneulinge stöhnen – mit Häme wurden sie von den Internet-Skeptikern
überschüttet.
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"Ein Großteil der Startups lebte davon, regelmäßig refinanziert zu
werden", sagt Bernd Skiera, Professor für
E-Commerce am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre der Uni Frankfurt. "Die Geschäftsmodelle sahen
vor, dass erst Jahre nach der Gründung schwarze Zahlen geschrieben
werden." Nach dem Einsturz der Aktienkurse fänden die Dot.Coms aber keine
neuen Investoren mehr. Es sei eine Frage der Zeit, wann weiteren Unternehmen
das Geld ausgehe.
Der Telekommunikations- und
Internet-Spezialist Gigabell war das erste am Neuen Markt notierte Unternehmen, das einen Insolvenzantrag gestellt
hatte. Auch der Internet-Dienstleister Surf1 war im September 2000 zahlungsunfähig. Die Kölner Portal AG, Anbieter von Internet-Portalen,
stellte ebenfalls im Herbst einen Insolvenzantrag. Der Hamburger
Internet-Ticket-Anbieter Gaudia.com folgte im Oktober. Für Schlagzeilen sorgte
zuletzt der niederländische Internet-Händler LetsBuyit.com im Januar, der in
letzter Minute den Konkursantrag zurücknahm.
Die Zahl der
Internet-Pleiten hat im letzten Viertel des Jahres 2000 deutlich zugenommen.
Fast 60 Prozent der weltweit registrierten Schließungen wegen Liquiditätsproblemen
von mindestens 210 Dot.Com- Firmen im vergangenen Jahr entfielen auf das
Schlussquartal. Regional war Kalifornien einer Studie der dortigen Firma
Webmergers.com zufolge mit 30 Prozent betroffen. Elf Prozent seien auf
Westeuropa entfallen.
Dem Abwärtssog der
US-Technologiebörse Nasdaq folgte hierzulande eine Serie von Pleiten und
Fehlprognosen bei zahlreichen Jungunternehmen. Zum Jahreswechsel lag der Neue
Markt bei einem Jahrestief – und bislang scheint das Ende der Talfahrt noch
nicht in Sicht. Nachdem der Nemax-50 am gestrigen Montag mit 1.836,91 Punkten
schloss, fiel der Index am heutigen Dienstagvormittag bereits um weitere 3,93
Prozent. Gut vier Jahre nach dem Start ist der Neue-Markt-Index damit weit
von seinem Höchststand von 9.694,07 Punkten entfernt. "Überzogene
Erwartungen" in die Aussichten der neuen Technologien machte der
Chef-Anlageberater der Deutschen Bank, Alfred Roelli, als Treibstoff für die
rasanten Kursanstiege aus. "Fundamentale Bewertungsmaßstäbe traten
angesichts dieser Chancen in den Hintergrund." In dieser überhitzten Lage
reichten dann einige Negativnachrichten aus, um die Spekulationsblase zum
Platzen zu bringen.
Studien belegen die
Probleme der Dot.Coms und Startups. Den Machern wird Traumtänzertum
vorgeworfen. Jedes zweite Internet-Unternehmen scheitert an Fehlern im
Personalmanagement, wie eine Studie der Unternehmensberatung Arthur Andersen
ergab. 60 Prozent der Existenzgründer glaubten selbst nicht fest genug an ihre
Pläne. "Die gute Geschäftsidee ist für Dot.Com-Unternehmen allenfalls die
halbe Miete", hieß es. Nach Ansicht von E-Commerce-Professor Skiera sind
jedoch nicht allein die Gründer Schuld am Startup-Sterben. Anleger hätten
übertrieben auf Meldungen reagiert, wenn "ein Unternehmen nur viel Geld
ausgegeben hat". Existenzgründer seien in den Markt getrieben worden.
Darauf hätten die Geber von Risikokapital reagiert. Denen sei durch die
einbrechenden Kurse jedoch viel Geld verloren gegangen. "Bei diesen
Unternehmen stehen auch die ersten Insolvenzen an."
Zudem sei es zunehmend
schwierig, Geschäftsideen im Internet zu etablieren, sagt Skiera. Unternehmen
der ersten Stunde wie Internet-Dienstleister Yahoo und Online-Buchhändler
Amazon hätten früh Felder abgedeckt, bei denen Nachzügler dann mit ihren
Geschäften gescheitert seien. Allein in Deutschland benötige ein Startup etwa
50 Millionen Mark, um eine Marke über einen längeren Zeitraum zu etablieren,
sagt der Betriebswirtschafts-Professor. (Matthias Schröter, dpa) / (jk/c't)
http://www.leftbusinessobserver.com/Jobless_future.html
http://www.leftbusinessobserver.com/Myth-smashing.html
http://www.leftbusinessobserver.com/Payoff.html X
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http://firstmonday.dk/issues/issue8_6/schiff/index.html (internet medien-sites) X
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