verfehlter Wohnungsbau ?

oder: die soziale Schieflage hierzulande im Fallbeispiel

Sehr geehrter Leser,

in unserem Land besteht ein erheblicher Mangel an preiswertem Wohnraum für Familien mit Kindern, Rentnern, Einkommensschwachen. Nun scheint es aber mancherorts angesagt zu sein, diesen knappen Wohnraum noch weiter zu dezimieren, unzwar zugunsten von Eigentumswohnungen, die ja nicht gerade billig und daher für entsprechend besserverdienende Schichten interessant sind.

Hier ein Beispiel :

Unten sehen Sie zwei Fotos eines Hauses im mittelbadischen Offenburg. Das Haus besteht aus vier Mehrzimmer-Wohnungen und zwei Dachgeschosswohnungen. Der Erhaltungszustand ist gut, zur Zeit sind noch zwei Wohnungen bewohnt.

Foto 1 :

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Können Sie sich vorstellen, dass dieses Haus abgerissen werden soll, um einem Neubau mit besagten Eigentumswohnungen Platz zu machen ?

Ich konnte mir dieses bis jetzt nicht vorstellen. Das Haus wurde nach dem ersten Weltkrieg von einer elsässischen Flüchtlings-Wohnbaugenossenschaft als gemeinnütziges Wohnungsbauprojekt erstellt. Die Baugenossenschaft wurde vor einiger Zeit aus wirtschaftlichen Gründen von der Baugenossenschaft "Familienheim Mittelbaden eG" übernommen, und diese scheint es meineserachtens trotz des ihrem Namen nach gemeinnützigen, sozialen Charakters, nun für sinnvoll zu halten, hier gut erhaltenen, preiswerten Wohnraum zum Austausch gegen teure Eigentumswohnungen zu vernichten.

Foto 2 :


Ein ebenfalls gut erhaltenes Haus, welches 100 Meter neben diesem Haus stand, wurde bereits zugunsten der Neubau-Eigentumswohnungen abgerissen, das Abbruchfoto sehen sie unten angefügt. Dieses Haus wurde einige Jahre zuvor mit einer neuen Elektroanlage und umweltfreundlichen Gas-Einzelraumheizungen versehen. Die Kabelkanäle (flexible rote Gummischläuche), sowie die noch relativ neu aussehenden Gasleitungen waren in der Abbruch-Baustelle gut zu sehen. Einer der ex-Mieter hatte sich sogar ein paar Jahre zuvor ein neues Bad eingebaut. Häuser in gutem Erhaltungszustand, aber statt mit moderner Zentralheizung mit Gas-Einzelraumheizungen ausgestattet, sind meiner Ansicht nach noch lange nicht "abbruchreif veraltet", schliesslich gibt es Gas-Etagenheizungen zum Nachrüsten, falls hier ein Abbruch-Argument gelegen haben sollte. Nach den Statuten der Elsässer-Baugenossenschaft, die diese Häuser errichtete, wäre ein Abbruch erst 100 Jahre nach Errichtung möglich gewesen; hat die übernehmende Genossenschaft hier korrekt gehandelt ?

(Anmerkung: Die Dachbalken sind durch Schattenwurf des Nachbarhauses im Foto schwarz, ein Brandschaden lag nicht vor.)

In einem Telefonat mit der "Familienheim Mittelbaden eG" wurde mir mitgeteilt, dass die Häuser nicht zu vermieten seien, unzwar aus dem Grund dass sie zu alt seien, keine Zentralheizung vorhanden wäre, neue Wasserleitungen notwendig wären und diverse andere Reparaturen. Nun frage ich mich aber, warum der nachträgliche Einbau einer Zentralheizung, Neuverlegung von Wasserleitungen teurer sein sollen wie ein Neubau. Eine preiswerte Nachrüstung mit Gasetagenheizung wurde als nicht passender Standart verneint. Mir wurde mitgeteilt, dass von keiner Seite Interesse an der Anmietung dieser Wohnungen bestünde. Ich weiss aus meinem Alltag aber von genügend Beispielen, wo Leute mit dem Pfennig rechnen müssen, und auch bereit sind, eine Wohnung mit "etwas veraltetem" Standart anzumieten. Von der Bausubstanz stellt das Haus einen grundsoliden Backsteinbau dar, eine durchaus erhaltenswerte Bausubstanz. Das Alter eines Hauses ist für die Erhaltungsfrage zweitrangig, wichtiger ist der Zustand der Bausubstanz, oder können Sie sich vorstellen, dass eine solide, mittelalterliche Burg "altersbedingt" abgerissen wird ? Eine weitere Frage stellt sich mir; wenn die Häuser wirklich technisch veraltet sind, wieso hat die Baugenossenschaft dann über lange Jahre von langjährigen Mietern Miete eingenommen, ohne mit diesem Geld die Häuser auf aktuellem Stand zu halten ? Wenn dieses Geld jetzt zur Sanierung verwendet würde, dann wären die Häuser auf dem aktuellen haustechnischen Stand und damit für den Wohnungsmarkt wieder interessant. Oder irre ich da ?

Meiner Ansicht nach liegt das Problem anders gelagert; der Standort dieser Häuser (Philosophenweg) liegt in unmittelbarer Nähe zu einem Wohnviertel für höher angesiedelte Einkommensgruppen (Schwarzwaldstrasse), auch im Philosophenweg stehen einige dieser "Besserverdienenden"-Häuser. Der Neubau, der anstelle des abgerissenen Hauses errichtet wird, enthält sechs Wohnungen, der abgerissene Altbau enthielt ebenfalls deren sechs, Zugewinn an Wohnungen also keiner. Ich vermute, dass die Baugenossenschaft hier in unmittelbarer Nachbarschaft der "Besserverdienenden" auf gute Einnahmen mit den Neubau-Eigentumswohnungen schielt. Muss das sein ? Der "soziale Lack" auf dem Namen käme dann gehörig ins Abblättern.


Warum mache ich mir die Arbeit zur Erstellung dieser Seite ?

Ich selbst bin Student, setzte mich aus sozialem Interesse gerne mit dem Alltagsgeschehen unserer Gesellschaft auseinander und habe mir dafür einen kritisch-analytischen Blickwinkel zugelegt.

Ein weiterer Grund liegt in meiner sozialen Verantwortung, einer selten gewordenen Tugend. Ich lese tagtäglich in der Zeitung von der Knappheit bezahlbaren Wohnraums für Familien mit Kindern, ältere Menschen, Einkommensschwächere usw., zum anderen von der gigantischen Verschwendung in unserer Überflussgesellschaft. Der deutsche Mieterbund, die Kirche, sowie viele andere soziale Institutionen machen bereits seit Jahren auf diese Sachverhalte aufmerksam.

Als ich nun dieses Beispiel in meiner Heimatstadt Offenburg zu Gesicht bekam, da konnte ich nicht schweigen und beschloss, mit dieser Internet-Seite meinen Standpunkt hierzu darzulegen. Wenn Sie auch der Meinung sind, das hier etwas getan werden muss, dann helfen Sie mit, durch Ihre Meinungsäusserung gegenüber den verantwortlichen Stellen den notwendigen Druck zur Abhilfe dieses Missstandes zu erzeugen bzw. den Abbruch des noch stehenden Hauses zu verhindern. Für Ihre Mitarbeit wird es unter den Wohnungssuchenden viele dankbare Menschen geben.

Mein Vorschlag: Besuchen sie doch das Haus und überzeugen Sie sich vor Ort von den hier geschilderten Gegebenheiten. Vermeiden Sie aber bitte unnötige Störungen der Bewohner und Anwohner. Wenn Sie jemanden kennen, der dauerhaft nach einer Wohnung sucht und für dieses Haus in Frage kommt, schicken Sie ihn bei der "Familienheim Mittelbaden eG" vorbei. Helfen Sie mit, den meiner Meinung nach hier stattfindenden Wohnnungsbau- Blödsinn zu beenden.

Anmerkung: Die näheren Informationen zu dieser Angelegenheit erhielt ich durch Gespräche mit Anwohnern.


Hier die genauen Eckdaten :

Adresse des Hauses:

Philosophenweg 2

77654 Offenburg

Adresse der für den Abbruch verantwortlichen Wohnbaugesellschaft:

Familienheim Mittelbaden eG

Hornisgrindestrasse 30

77855 Achern

Telefon: 07841/68090

Telefax: 07841/680911


Wenn Sie mir eine Mitteilung, Anregung, oder Kritik zukommen lassen möchten, so können Sie mich unter der Email-Adresse netcrack@hotmail.com erreichen.

Bitte haben Sie Verständniss, wenn ich vorerst Anonymität wahren möchte, da in der Vergangenheit bei öffentlicher Darstellung von Missständen oft überzogen reagiert wurde.


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