Wer sich mit der Entwicklung der Billettautomaten in der Schweiz beschäftigt, setzt sich zwangsläufig auch mit der Geschichte einiger Schweizer Unternehmen auseinander, die in diesem Bereich tätig waren oder noch sind. Soweit mir die Zusammenhänge bekannt sind, habe ich diese im folgenden zusammengestellt.
Auffällig ist, dass mehrere Firmen bereits über Kenntnisse im Bau von Münzprüfern verfügten, bevor sie sich mit Billettautomaten beschäftigten. Dies leuchtet insofern ein, dass die eingeworfenen Münzen bereits beim einfachsten Automaten genaustens geprüft werden müssen, während Bedienungskomfort, sauberer Druck vieler Informationen, ausführliche Abrechnung und weitere Kriterien erst bei komplizierteren Modellen an Bedeutung gewinnen. Nur wenige Firmen haben hingegen den hohen Entwicklungsaufwand für komfortable Geräte längerfristig leisten können.
Die Autelca AG entstand 1948 als Tochtergesellschaft der traditionsreichen Berner Hasler AG, welche ihrerseits um 1870 aus der 1852 gegründeten Eidgenössischen Telegraphenwerkstätte hervorgegangen war.
Die Autelca (Automatische Telephon-Kassierstationen) hatte anfänglich die Herstellung von Münztelefonen zum Zweck. Etwa 1965 begann die Autelca (zunächst gemeinsam mit der Sadamel SA), die dabei erworbenen Kenntnisse im Bereich der Münzprüfer für den Bau erster Billettautomaten zu verwenden. In den folgenden Jahrzehnten konnte sich die Autelca weltweit einen bedeutenden Marktanteil sichern.
1984 begannen die vier Telekommunikationsunternehmen Autophon AG, Gfeller AG, Hasler AG und Zellweger Uster AG unter dem Namen Ascom (Arbeitsgemeinschaft der schweizerischen Kommunikationsindustrie) zusammenzuarbeiten. Autophon und Hasler fusionierten 1987 zur Ascom Holding. Ab 1988 wurde die Bezeichnung Ascom den bisherigen Firmennamen der Hasler-Gruppe vorangestellt, unter anderem entstand so die Bezeichnung Ascom Autelca AG.
Zurück zur HomepageDie Firma Carl Maier + Cie fabrizierte ab 1971 unter der Bezeichnung "ticos" Zutritts-Kontrollanlagen für Schwimmbäder und ähnliche Anwendungen. 1977 übernahm CMC die Aktivitäten der Landis & Gyr AG im Bereich der Billettautomaten (vgl. Sodeco SA). 1979 kam es zur Lieferung eines Prototypen an die SBB, 1981 folgten 10 Automaten für die Flughafenlinie Zürich. Diese Geräte waren offenbar nicht konkurrenzfähig, und die Entwicklung wurde 1982 eingestellt. Durch die zwischenzeitliche Konzentration auf die Entwicklung eigener Billettautomaten war CMC nun aber auch im Bereich der Zutritts-Kontrollanlagen "ticos" gegenüber der Konkurrenz zurückgeblieben, und dieser Bereich wurde wenig später ebenfalls aufgegeben.
Nur kurze Zeit war diese Firma im Bereich der Billettautomaten tätig: Kurz nach ihrer Gründung entwickelte sie 1966 einen Automaten für die VBZ. Die Serienfertigung gab sie aber aus Kapazitätsgründen im Rahmen eines Lizenzabkommens an die Xamax AG ab. Von der Elaax AG stammen auch die ersten Entwerter für Fahrscheinhefte bei den SVB. Die Firma zog sich danach aus diesem Bereich zurück und hat ihren Sitz heute in Reinach BL.
Die Ingénierie électronique & monétique S.A. sammelte ab 1986 Erfahrungen im Bau von Münzprüfern und Chipkarten-Lesern für Zeitungs-Verkaufsautomaten und Parkuhren. Sie nutzte diese für die Entwicklung von Billettautomaten, die ab 1999 in Genf und Lausanne zum Einsatz kamen.
Zurück zur HomepageDie 1937 gegründete Société anonyme des appareils de mesure et de laboratoire entwickelte ab etwa 1965 zusammen mit der Autelca AG Billettautomaten. Die beiden Firmen wurden daraufhin zu Konkurrentinnen. Die Sadamel SA konnte sich eine wichtige Stellung im Schweizer Markt erarbeiten und wiederholt auch Geräte ins Ausland liefern. Unter der Bezeichnung Sadamel Ticketing Systems produziert die Firma heute neben Billettautomaten, Entwertern und Billettdruckern auch Verkaufsautomaten für Lose und ähnliches.
Die 1928 gegründete Société des compteurs stellte zunächst Elektrizitätszähler her, später auch Telefon-Taxzähler und Impulszähler für industrielle Anwendungen. Erste Produkte mit Münzprüfern waren (neben Münz-Elektrizitätszählern) Münztelefone und Briefmarkenautomaten. Die ersten Sodeco-Billettautomaten aus den fünfziger Jahren erinnerten denn auch noch stark an die Markenautomaten mit Kurbel. Ab 1961 lieferte die Sodeco dann die Automaten des Typs ST 10 an die SBB und verschiedene Privatbahnen, aber auch ins Ausland. Ungefähr 1975 wurde der Billettautomaten-Bereich des Landis & Gyr-Konzerns von Genf nach Frankfurt verlegt. In Genf blieb jedoch die Herstellung von Banknotenprüfern, die weiterhin auch in Billettautomaten zum Einsatz kommen.
Die Xamax AG erweiterte ab etwa 1968 ihr Angebot an elektrischen Apparaten auch auf Billettautomaten, u. a. aufgrund einer Lizenz der Elaax AG. Sie rüstete praktisch das ganze VBZ-Netz mit Automaten aus, weitere Lieferungen gingen im Lauf der Jahre nach Luzern, Zug und Lugano. Der Billettautomatenbereich wurde unter dem Namen Xamax Systems AG ausgegliedert und ca. 1987 von der Autelca AG übernommen.