Micro$oft mag ich eigentlich überhaupt nicht...

Sachverstand2 @ Geocities.com, 28.03.1998

aber es drückt mir auf die Seele, daß die wirtschaftlich so erfolgreich sind. Darum möchte ich mal kurz aufzeigen, warum.

1. Betriebssystem als solches

Es war 1969 in Berkeley, Kalifornien, als das beste und strukturell sauberste Betriebssystem der Welt das Licht derselben erblickte: Un*x. Es war als Multiuser- und Multitasking-System erdacht und implementiert. Selbstredend gab es für verschiedene Mainframes bald die verschiedensten Unixe.

Nebenher bauten viele Unterhaltungselektronik-Hersteller ihre eigenen Versionen von Homecomputern, unter anderem Commodore (die Brotkisten), apple, atari, die ZX-Bauer, Schneider, ja sogar Sanyo. Alle außer apple hatten fest eingebaute Betriebssysteme, die durch ihre Grafik (atari), Stabilität (Commodore), Schnelligkeit (apple) oder ihren Preis positiv auffielen.

1982 kam dann IBM auf die Idee, ein paar Terminals mit einem Diskettenlaufwerk aufzurüsten und das Ganze als PC zu verkaufen.
Sie hätten richtige CPUs wählen können, z.B. aus der 68000er Familie von Motorola oder den Z80 von Zilog. - Sie haben über beide nachgedacht, aber beide waren noch zu neu, und man hatte Angst, daß die Rechner einen miesen Ruf kriegen würden - wo doch IBM sich bisher stets als der Mercedes unter den Büromaschinenbauern dargestellt hatte.
Also wählten sie eine CPU ohne Zukunft - den 8086 von intel. Die war zwar ihrer Zeit hinterher, aber erprobt.

Damit die Kiste hochlief, brauchten sie ein Betriebssystem. Sie hörten leider auf die Einflüsterungen eines gewissen Bill. Dieser hatte einem Bekannten billig einen Betriebssystem-Teil abgekauft, der Laufwerke verwalten konnte. Bill ging dabei und erklärte Tastatur und Monitor ebenfalls zu Laufwerken - die Tastatur als readonly, den Monitor als writeonly.
Mit dem Ergebnis, das er, wie üblich, zu spät ablieferte, gingen die ersten PCs auf die Reise.


2. Anwendungen

Ein Betriebssystem ohne Anwendungen ist wie ein Auto ohne Räder. Also stürzten sich die anderen Softwareanbieter auf den PC-Sektor und schrieben Programme für die lahme Kiste - IBM hatte halt so einen guten Namen.
Aufgrund einiger Fehlerlein, die Bill ins DOS eingebaut hatte, liefen die neuen Programme nicht so recht. Irgendwann konvertierte die Branche zu den Sachen, die Bill dazu noch auf den Markt gebracht hatte - ein Textprozessor, ein Speadsheet, eine Art Datenbank.
Mit der Datenbank hatte er am meisten Pech. Lotus hatte sich wohl die Zeit genommen, sie auf einem DOS-Rechner gründlich durchzutesten, und alles rausgeworfen, was das DOS (aus unerfindlichen Gründen) zum Wackeln brachte. Lotus war anschließend lange Zeit Marktführer auf diesem Gebiet.

Irgendwann zwschen 82 und 86 muß jemand Bill an ein Un*x-Terminal gelassen haben. Und er fragte seinen Chefprogrammierer: Warum kann unser DOS keine Verzeichnisbäume erzeugen? - Stand nicht in der Liste, sagte der Programmierer, Seien Sie doch froh, daß IBM unser Kroppzeug überhaupt genommen hat. - Ich will aber Verzeichnisbäume! sagte Bill. Und schon DOS 3 hatte welche.


3. Erweiterungen

Natürlich reichte das bißchen Speicher bald nicht mehr für die Anwendungen. Bill verabredete mit Lotus und Intel die Unterstützung eines Expanded Memory, das zur Laufzeit in den von der CPU erreichbaren Speicherbereich gespiegelt wurde.

Hercules fand, daß Grafik dabei sein müßte. Sie dachten zwar nicht daran, die Bedienung eines Rechners so einfach zu machen wie atari und commodore (mit Maus oder Joystick), aber für einfache Spiele reichte es völlig aus.
Bald ging das Gerücht, daß man für jeden Scheiß eine Karte in den PC bauen müßte, sogar zum Auswechseln von Glühbirnen.

Commodore baute den amiga. Der war schnell, stabil, in frappierender Weise multitaskingfähig, vernetzbar und extrem bunt. Eigentlich war er die optimale Büromaschine.
Doch Commodore hatte seinen Ruf weg als Hersteller kleiner Rechner zum Spielen. Die Spiele waren faszinierend, aber schreckten ernsthafte Benutzer ab.


4. Grafische Benutzeroberflächen

Im Jahr 1986 muß Bill mal wieder vor einer Un*x-Workstation gesessen haben, diesmal einer mit XFree86.

Wir sollten unsere Rechner mit einer grafischen Benutzeroberfläche ausrüsten, sagte er zu seinem Chefprogrammierer. Haha, sagte der. Wieso Haha, sagte Bill.
1988 kam dann Windows 1 heraus. Anscheinend traute sich niemand so richtig, es zu verreißen, auch wenn es auf einem wackligen 286er mit 2 Diskettenlaufwerken daherkam. Sie hatten wohl schon zu viele Firmen gesehen, die Micro$oft beklaut, totgeklagt, gekauft oder alles hatte.
Windows 3.0 war halbwegs stabil. Mit Micro$oft-Programmen kam es unter 1 Absturz pro Stunde.

Die User zu Hause waren froh, daß sie jetzt nur noch klicken brauchten. Das heißt, die grafische Oberfläche war eine richtige Marktlücke gewesen. Sie kriegte skalierbare Fonts verpaßt (zunächst von Adobe, später von M$), und man brauchte auch nur noch einen Druckertreiber.
Es stellte sich heraus, daß viele Chefs sich von bunten Diagrammen beeindrucken ließen. Schleichend wurde Windows erwachsen, und ein DOS ohne Windows war nicht mehr zu verkaufen.

Das "System" der Aufwärtskompatibilität wirkt im Rückblick faszinierend. DOS 1 war so eine Art Trabant unter den Betriebssystemen: klein häßlich, und blieb dauernd liegen.
An dem Trabant wurden dann die merkwürdigsten Umbauten vorgenommen. Zunächst kam ein Golf-Motor hinein, dann richtige Sitze und ein Getriebe. Heute läuft der Trabant mit einem Ferrari-Motor, x Verstrebungen und Bremsfallschirm, und außerdem fährt ein Haufen Verwaltung mit, der aufpaßt, daß sich die Kiste beim Gasgeben nicht selbst zerstört.


5. 95 Abstürze pro Stunde?

Bill hat das Internet total verschlafen. Er hatte wohl zu tun, den Trabant mit einer Verkleidung zu versehen, unter die Pseudo-Multitasking und eine halbe Werkstatt paßten. Das Produkt kam ziemlich spät raus...
Aber die User waren begeistert. Kiste anschalten und losklicken: So hatten sie sich das schon immer gewünscht. - Die Kiste lief übrigens am besten mit M$-Produkten...


6. Ein Kind des Internet...

Im Internet setzten sich die Programmierer weltweit zusammen und tuschelten. Jedem Programmierer scheint es im Blut zu liegen, fehlerhafte Software fehlerfrei zu machen. Und dazu brauchten sie die Quelltexte...
Linus hatte eines Tages die Nase voll. Er wußte, daß Un*x ein gutes Konzept war. Vielleicht nicht das beste, aber dafür lernte es jeder Superuser im ersten Semester. Und so stellte er einen kleinen Betriebssystem-Kern ins Internet.
Jemand anders (Name vergessen) hatte die Nase voll davon, proprietäre Software zu schreiben und alle Naselang das Rad neu zu erfinden. Statt dem erfand er die GNU Public Licence. Hier ist eine unvollständige Kurzfassung:
  1. Bei aller GNU-Software liegt das Copyright beim Autor.
  2. Der Autor muß dafür sorgen, daß die User an den Quelltext kommen können.
  3. Jeder darf die Software benutzen.
  4. Distributoren dürfen für ihre Mühen die eine oder andere Mark kassieren.
Der letzte Satz spielt darauf an, daß 1. erstklassige Programmierer zwar erstklassig programmieren, aber höchstens drittklassig vermarkten, und 2. Marketing-Leute ihr Ansehen hauptsächlich aus rollenden Rubeln gewinnen.
Seufz. Die Setup-Routinen vom größten deutschen Distributor funktionieren zwar, aber sind immer noch ziemlich unhandlich (vergl. Mein Linux Tagebuch). Der setup ist relativ kompliziert, während Systemadministration von der Wurzel an ein Kinderspiel ist. Bei M$ ist's genau andersherum.

Ich persönlich finde es gut, diesen Satz:
Das liegt am Betriebssystem, damit müssen wir halt leben.
durch den folgenden zu ersetzen:
Das liegt am Betriebssystem, das müssen wir halt korrigieren.


7. ... und Bills Antwort (?)

Seit die Quellen für Linux ím Internet herumliegen und sie JEDER benutzen kann, ist von M$ ein "neues" Betriebssystem erhältlich: Multiuser, Multitasking, 32-bit...
Und Deassemblieren ist verboten. Ja was soll ich nur davon halten.
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