von
Ilse
Schmid
Februar 2006
Präsidentin des Landesverbandes
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I.Schmid,13. Februar 2006
Dass Eltern oder andere Personen
regelmäßig nach der Schule mit den Kindern lernen
(müssen), ist gängige Praxis. Seit vielen Jahren
warnen wir davor, pädagogisch nicht ausgebildete
Personen, wie dies Eltern in der Regel sind, zum Lernen
und Üben mit den Kindern einzuspannen. Immer
wieder fordern wir Eltern anlässlich von Elternabenden
auf, kollektiv dieses Lernen mit den Kindern zu
unterlassen bzw. zu verweigern. Denn das "Übel"
beginnt in der ersten Klasse der Volksschule, wo erst einem
kleineren Teil der Elternschaft dieses Lernen mit den
Kindern eine Last ist. Wenn Kinder ein neues
Lernziel nicht sofort erreichen, darf(?) das nicht
offenkundig werden. Viele Eltern korrigieren die
Hausübungen und üben mit ihren Kindern für
Ansagen und Tests, so dass der Anschein entsteht,
dass alle alles verstanden haben. Weisen dann
Hausübungen, Ansagen oder Tests von nur wenigen
Kindern Fehler auf, wird diesen Kindern mangelnde Sorgfalt
oder geringer Fleiß unterstellt oder den Eltern, dass
sie sich zu wenig kümmern.
Doch wer von Anfang an mit seinen Kindern
für die Schule lernt, ist mitschuldig an der "Misere".
Denn es wird der Schule zu leicht gemacht zu glauben, dass
der Unterricht die (scheinbar) guten Ergebnisse bewirkt.
Schulseitig werden selten alle pädagogisch
didaktischen Register gezogen, um fest- bzw.
sicherzustellen, dass jedes Kind den jeweiligen Lerninhalt
erfasst(!) hat, wenn doch, wird dies meist nicht
honoriert. Denn vielfach wird erwartet, dass an
Hand von vorweg geübten bzw. direkt
vorangestellten Muster(beispiel) vorgeführt
wird, wie oder was beim Test oder später auch
bei der Schularbeit zu schreiben ist.
Es ist ein klassisches Dilemma: Kinder,
mit denen nach der Schule gelernt wird, können oft
keine eigenen Strategien entwickeln und nicht aus ihren
Fehlern lernen, weil sie keine Fehler machen dürfen.
Kinder, mit denen niemand lernt, sacken gegenüber den
anderen, die "gelernt werden" besonders ab, so dass
Eltern diese Lernverweigerung nicht lange
durchhalten können.
Besonders kritisch wird dies dort,
wo eine sogenannte Teilleistungsstörung vorliegt. Durch
das Auslagern des Übens an das pädagogisch
ungeschulte Elternhaus, kommt es zu keiner Behebung der
Störung, sondern sie manifestiert sich oder sie wird
verdeckt, um dann später, meist erst in einer
nachfolgenden Schulart, mit voller Härte
"zuzuschlagen".
Solcherart geschädigte Kinder zeigen
keine Begeisterung für schulisches Lernen. Sie haben
kein Selbstvertrauen und sind entmutigt, denn entweder sie
versag(t)en oder der Erfolg muss(te) mit Mutter, Vater
oder Nachhilfelehrer geteilt werden, wobei für das Kind
meist der kleinere Teil des Erfolges abfällt. Es fehlen
ihnen eigene Lernstrategien und Arbeitstechniken, und eine
geordnete Wissensbasis, an der sie Neues andocken
können.
Als Elternvertretung fordern wir seit
Jahren, dass die Ergebnisverantwortung für
schulisches Lernen grundsätzlich bei der Schule
zu liegen hat, und dass jede Schule auf ein aus
Fachleuten zusammengesetztes Helfer- bzw.
Unterstützungssystem zugreifen kann, das dort
einspringt, wo spezielle Probleme den Rahmen der schulischen
Möglichkeiten sprengen.
Ilse Schmid
Präsidentin
LV-EV
Karmeliterplatz 2
8011 Graz
e-mail: schmid.ilse@aon.at
Tel.: +43(0)316 877-3958
mobil. +43(0)664 5123272
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13.2.2006
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