Graz (OTS) - Der
Unterrichtsministerin galoppieren die Personalkosten davon. Um sie
einzufangen, wählte Elisabeth Gehrer den Schleichweg der
Stundenkürzung. Dabei sind ihr pfiffige PR- Schlaumeier von
der Kosmetikabteilung zu Hilfe geeilt und haben den Schmäh
mit der "Entlastung der Schüler" erfunden.
Entlastet wird das Budget. Das
Ministerium spart sich mit der Holzungsaktion 117 Millionen Euro
im Jahr. Hier werden also listig Motive verschleiert und
künstlich veredelt.
Dasselbe gilt für die
Lehrergewerkschaft, seit jeher eine reputative Bedrohung für
den Berufsstand. Wer ihren Abwehrreflexen zuhört, könnte
meinen, das Abendland sei in Gefahr. In Wahrheit geht es der
Gewerkschaft nicht um das Gut profunder Bildung &endash; das
wäre als Primäranliegen eher neu &endash; sondern um die
Absicherung des Lehrpersonals. Das ist das gute Recht von
Gewerkschaftern, nur wäre es an der Zeit, das Humboldtsche
Tarn-Mäntelchen an der Gardarobe abzugeben. Es wirkt so
glaubwürdig wie die Schülerbefreiungs- Attitüde des
Ministeriums.
Was die Rodung betrifft, so
lässt sich weder eine Systematik noch irgendein
bildungspolitisches Konzept ausmachen. Willkür dirigiert
dieses Streichorchester. Auch den Feitel den Schulen zu
überlassen, ist ein zynisches Offert. Wer die
Fächer-Egoismen kennt, kann sich die Grabenkämpfe
ausmalen, die in den Konferenzzimmern toben werden.
Jede einzelne Kürzung
für sich ist eine Gratis-Einladung zur Polemik. Man
kürzt Deutsch, obgleich immer mehr Personalmanager über
die Probleme junger Menschen klagen, sich zu artikulieren. Man
schnipselt an den Fremdsprachen, obwohl jeder beteuert, wie
elementar sie für das Berufsleben geworden seien. Man rasiert
Fächer wie Zeichnen und Musik, obwohl die
Unterrichtsministerin immer wieder verkündet, wie wichtig
diese "weichen Begabungen" seien.
Es ist die Karikatur einer
Schuldebatte, die abläuft. Über die Kernfragen redet
niemand: Was soll künftig wie gelehrt werden? Ist das
Halbtagesmodell von Schule noch zeitgemäß? Wo bleiben
die "Neuen Medien", wo der fächerübergreifende
Unterricht zur Vernetzung von Wissen? Wer holt die
"Wirtschaftskunde" aus dem Hinterstüberl der Geografie
heraus? Und: Wo bleiben die Anreize für die vielen guten
Lehrer, wo die Interventionsmöglichkeiten für die
pädagogisch Ungeeigneten, Fortbildungsunwilligen?
Ach ja, eine "Zukunftskommission"
soll diese Fragen klären. Zuerst schlägert man, und dann
lässt man nachdenken, welche Bäume man braucht:
Bildungspolitik in Österreich. ****
Rückfragehinweis: Kleine
Zeitung
Redaktionssekretariat
Tel.:
0316/875-4032, 4033, 4035, 4047
mailto:redaktion@kleinezeitung.at
www.kleinezeitung.at
*** OTS-ORIGINALTEXT UNTER
AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS
***
zurück
zur homepage