Im folgenden finden Sie einen längeren Ausschnitt aus dem Buch "Wenn der Krieg vorbei ist..." von Jelica Hilgraf (Seite 196-244). Das Buch hat insgesamt eine Seitenzahl von 358. Dieser Teil des Buches befaßt sich hauptsächlich mit der Zeit um den 2. Weltkrieg. Im Buch selbst wird sowohl die geschichtliche Entwicklung der Staaten und Völker Ex-Jugoslawiens seit dem Mittelalter als auch die aktuelle Entwicklung genaustens beschrieben.
In the following you will find a longer part of the book "Wenn der Krieg vorbei ist..." written by Jelica Hilgraf (page 196-244). Though this part deals mainly with the period of the Second World War the book as a whole describes the historical development of the former states of Yugoslavia beginning from the Middle Age until today.
Ovdje cete naci jedan odlomak iz knjige "Wenn der Krieg vorbei ist..." (Kad rat zavrsi...) od autorice Jelice Hilgraf. (od 196 do 244 stranice). Cjelokupan broj stranica u knjizi je 358. Ovaj odlomak iz knjige bavi se najvecim dijelom oko 2. svijetskog rata, a u samoj knjizi opisan je povijesni razvoj drzava i naroda na podrucju bivse Jugoslavije kao i najnoviji dogadjaji detaljno.
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Ab dem Frühjahr 1943 bekamen Hebrangs Partisanen, die seit einigen Monaten ein eigenes Gebiet erobert hatten, größere Unterstützung aus der Bevölkerung. Zu dieser Zeit fand eine Wende im politischen Denken der gesamten kroatischen Bevölkerung statt. In dem unter italienischer Okkupation stehenden Teil Kroatiens konnte der kroatische Widerstand mit der baldigen Niederlage Italiens rechnen. Die Regierung des unabhängigen kroatischen Staates und die Ustasa waren zur selben Zeit darum bemüht, die deutschen Besatzungsgesetze zu umgehen und sie auszuhöhlen. Sie versuchten, nach und nach die ganze Staatsmacht auf sich zu übertragen. Dieses wurde von den kroatischen Kommunisten bemerkt und in ihren Flugblättern beschrieben, die sie regelmäßig an die Bevölkerung auch der okkupierten Gebiete verteilten. Darin zählten sie auf, was ihre Rivalen hinter dem Rücken der Deutschen taten. Sie wiesen daraufhin, daß sich die Ustasa, die bis dahin die Deutschen toleriert hatte, jetzt nicht einfach ändern könnte.
Die kroatischen Massen kamen zu dieser Zeit, da sie unmittelbar zwischen zwei um Kroatien kämpfenden politischen Richtungen standen, besonders in Bewegung. Das nutzte vor allem Hebrang. Es gelang ihm, die Furcht vieler Menschen vor dem Kommunismus zu nehmen, die von einigen kroatischen Kommunisten mit ihren theoretischen Diskussionen über den allgemeinen Aufruf verursacht wurde. Auch das Töten Andersdenkender durch Kommunisten und die kommunistische Tendenz zur Abgrenzung gegenüber anderen politischen Meinungen wurden dabei zum ersten Mal angesprochen. Zu dieser Zeit nahm er zwei Serben aus Kroatien, Zigic und Brkic, in die Führung der Partei auf. Seit September 1943 wurde auf seinen Vorschlag hin und mit Unterstützung der kommunistischen Partei auch eine neü serbische Zeitung "Serbisches Wort" für die serbische Minderheit in Kroatien gedruckt. Die kroatische Bevölkerung befand sich somit zwischen zwei politischen Führungen, die kurz nach der Kapitulation Italiens auch zwei Territorialregierungen mit jeweils eigenem Landesgebiet proklamierten.
Nach der Kapitulation Italiens am 8. September 1943 gab der Ustasagründer und Chef des unabhängigen kroatischen Staates, Ante Pavelic, am darauffolgenden Tag eine staatsrechtliche Erklärung über die sofortige Aufhebung der Annektierung der von Italien okkupierten Gebiete ab. Er erklärte den "Vertrag" mit Rom vom 18. Mai 1941 für null und nichtig. Gleichzeitig rief er zum Anschluß abgetrennter kroatischer Gebiete an den Unabhängigen Staat Kroatien auf. Seine Regierung setzte das Gesagte auch gleich danach um, und die ehemals von Italien okkupierten Gebiete erhielten eine zivile kroatische Regierung. Mit den entsprechenden gesetzgebenden Maßnahmen wurde eine kroatische Verwaltung, Rechtsprechung, Polizei, Post und ähnliche Institutionen eingeführt und die italienische Währung durch eine kroatische ersetzt.
Die schnelle Übernahme der Regierung bestätigte die guten Erfahrungen der Bevölkerung mit der Ustasa während der italienischen Okkupation. Das Verhalten der Ustasa und ihrer Sympathisanten in diesem Teil Kroatiens unter italienischer Okkupation entsprach nicht dem Negativen, was die Bevölkerung über die Ustasa später von Serben und Kommunisten zu hören bekam.
Zu diesem Zeitpunkt vollzog sich eine entscheidende Wende für die gesamte kroatische Bevölkerung, die die Frage der Macht in Kroatien betraf. Diese Wende war eine Reaktion auf die Situation der "jugoslawischen" Kommunisten und ihres Kampfes gegen die deutschen und italienischen Besatzer. Es stellte sich zu diesem Zeitpunkt heraus, daß es von Anfang an keine einheitliche Linie bei den Kommunisten gegeben hatte. Auch hinter dem allgemeinen Aufruf des Politbüros vom Herbst 1941 zum Volksaufstand standen bereits zwei verschiedene Vorstellungen darüber, wer das Volk ist, das zum Kampf aufgerufen wurde. Tito war der Meinung, daß die Massen das Volk seien, ganz gleich welcher politischen Partei der einzelne angehörte. Djilas dagegen war der Ansicht, daß für die Bildung einer Volksfront es ganz und gar nicht egal sei, wer dabei sei und wer angenommen werden sollte. Damit gab es zwei Varianten des Kommunismus innerhalb der Kommunisten selbst. Diese beiden Varianten prägten ein bestimmtes Bild der Kommunisten in der Öffentlichkeit. Einerseits riefen sie zum großen Massenaufstand gegen die Besatzer auf, andererseits kapselten sich auch die kleinsten kommunistischen Zirkel von allen "anderen" Personen konspirativ ab. Es war ausgeschlossen, daß die "anderen" mitreden oder gar mitbestimmen durften beim gemeinsamen Kampf gegen die Besatzer. Mit dieser Einstellung wurden die Kommunisten von der breiten Masse der Bevölkerung nicht angenommen.
In Kroatien wurde dieser Fehler von den Kommunisten erkannt und beseitigt. Dies geschah bereits mit der Übernahme der Führung durch Hebrang. Er versuchte sofort, Titos Variante des Kommunismus bei der kroatischen Bevölkerung in die Tat umzusetzen. Der Erfolg stellte sich bald ein, trotzdem hatten die kroatischen Kommunisten noch lange mit den Gegnern in den eigenen Reihen zu kämpfen. Ein Beispiel ist der Text in dem Parteiblatt "Naprijed" der kroatischen Kommunisten vom 8. September 1943. Am Tag der italienischen Kapitulation schrieb die kroatische kommunistische Führung unter der Überschrift "Zerschlagen wir den Widerstand der Sektierer": "Obwohl wir die großen politischen Aufgaben, die in diesem Moment vor der Partei und vor der ganzen Volksbefreiungsbewegung stehen, geklärt haben, haben sie (die Sektierer) noch nicht das Bestreben der Partei begriffen, so schnell wie möglich und so vollständig wie möglich die Einheit des kroatischen Volkes im Kampf für die nationale Befreiung zu verwirklichen.Viele Genossen haben die Notwendigkeit noch nicht eingesehen, daß in Eintracht mit den entstandenen Veränderungen einige wichtige politische Fragen auf neü Art und Weise gestellt und gelöst werden müssen. Deshalb halten sie starr, unnachgiebig und dickköpfig an den veralteten Standpunkten fest und tun so, als ob sich gar nichts geändert hat! Solch eine Einstellung ist schädlich für den Volksbefreiungskampf. Sie ist schädlich, weil sie die Anstrengungen der Partei für eine Vereinigung und Mobilisierung der kroatischen Massen schwächt. Sie erschwert das Einfügen der Anhänger anderer Parteien und der Anhänger der kroatischen Baürnpartei in die Volksbefreiungsfront. Sie hemmt die allgemeine Ausweitung des Volksbefreiungskrieges..."
Mit der Kapitulation Italiens vollzog sich auch bei der kroatischen Ustasa-Organisation, die mit Hilfe der Achsenmächte an die Macht gekommen war, eine Wende. Alle Verbindungen, die davor wirklich oder nur zum Schein zwischen der kroatischen und der deutschen oder italienischen Seite bestanden hatten, gingen zu Ende. Die kroatische Ustasa und die gesamte damalige Regierung widersetzten sich sofort den italienischen und deutschen Plänen zur erneuten Besetzung des kroatischen Territoriums. Sofort nach der Einführung kroatischer Gesetze in den von Italien befreiten Gebieten gab es dort ständige Aufrufe von Regierung und Ustasa mit detaillierten Angaben, für was und gegen wen gekämpft werden mußte. In der kroatischen Region Dalmatien zum Beispiel wurden derartige Aufrufe insgesamt über ein Jahr lang regelmäßig veröffentlicht. Staatsführung und Ustasa teilten der Öffentlichkeit mit, daß die deutsche Militärmacht den kroatischen Staat wieder okkupieren, die kroatische Hauptstadt Zagreb bombardieren und eine Militärdiktatur in Kroatien einführen wolle.
Sowohl die Regierung des Unabhängigen Staates Kroatien als auch die Ustasa-Organisation kämpften offiziell für ein souveränes, unabhängiges Kroatien. In ihren Programmen wurden Freiheit und Demokratie sehr groß geschrieben. Ihr Kampf beschränkte sich nicht nur auf den gegen die kroatischen Kommunisten, sondern nach der Kapitulation Italiens, wie oben angedeutet, kam es zu weiteren Konflikten mit Italienern und Deutschen. Nach dem Anschluß kroatischer Gebiete an den kroatischen Staat gründete Mussolini mit deutscher Hilfe aus den Teilen Italiens, die nicht von den Truppen der Alliierten besetzt worden waren, die italienische soziale Republik, auch Republik Salo genannt. Mussolini bestand von neüm hartnäckig auf der Zugehörigkeit der kroatischen Region Dalmatien und den vorgelagerten Inseln zur Republik Salo. Die kroatische Ustasa und die Diplomaten des kroatischen Staates gingen auch diplomatisch mit einer Vielzahl von Protestnoten gegen den Anspruch Mussolinis und der Deutschen vor.
Aus dieser Zeitspanne stammt auch die unter dem Namen "Sambugnak" bekannt gewordene Note. Der damalige Aussenminister Kroatiens, Dr. Stijepo Peric, schickte sie an Hitler, um gegen die Taten der SS-Division "Prinz Eugen", die im kroatischen Ort Ruda (Cetina Region) 400 Menschen umgebracht hatte, zu protestieren. Diese Proteste waren insgesamt nur ein Teil der rasanten Gesamtentwicklung in Kroatien, die weder in die italienischen noch die deutschen, aber auch ebensowenig in die Pläne der Alliierten paßten. Sie zeigten nur das ohnmächtige Verhältnis des Schwächeren gegenüber den Mächtigen auf.
Die kroatische Bevölkerung hatte zu dieser Zeit vieles von dem erreicht, worüber bei anderen unter ähnlichen Umständen Grund zum Jubeln bestanden hätte. In Kroatien war aber genau das der fatale Anfang eines langes Unglücks. Die Kroaten fanden sich für einen Moment ohne einen konkreten Plan für die weitere politische Entwicklung, ganz gleich, wo sie selbst politisch standen. Das gemeinsame war, daß sie die Besatzer besiegt hatten. Normalerweise hätte jetzt irgend jemand ausrufen müssen: Jetzt ist Schluß, wir haben unsere wirklichen Feinde besiegt! Aber niemand sagte das offen, auch weil keine der sich bekämpfenden politischen Richtungen das sagen durfte. In Kroatien fand nun ein Kampf des "jugoslawischen" Kommunismus um die Macht statt. Dies ohne tieferen Sinn oder Zweck für die Kroaten selbst und auch in totaler Abhängigkeit von der Situation bei den kroatischen Nachbarn. Rückblickend betrachtet war dieser Machtkampf die Ursache für das "serbische Spinnennetz", das bis heute zu katastrophalen Folgen für die Kroaten führte.
Titos programmatische Dreiteilung des jugoslawischen Gebietes brachte den Kommunisten großen Erfolg in Kroatien, weniger in Slowenien und Ablehnung in Serbien und Montenegro. Dementsprechend gestaltete sich die gesamte Lage der Kommunisten und ihrer Führungen im Herbst 1943.
Während die geschlagenen italienischen Faschisten (das heißt nicht die der Republik Salo) geschickt versuchten, sich mit Hilfe der Alliierten, die auch keine Kommunisten mochten, aus der kostspieligen Verantwortung für den Krieg herauszuwinden, marschierten die Deutschen noch weiter. Sie versuchten unter anderem ihre Macht auf die zuvor von Italien okkupierten Gebiete auszubreiten. So mußte die kroatische Armee Istrien räumen. Aus einem slowenischen Teil, dem kroatischen Istrien und aus Triest bildeten die Deutschen ein neüs Gebiet, das sie "Operation Zone adriatisches Küstenland" nannten. Für alle nicht dort ansäßigen Kroaten, ganz gleich, ob sie den Partisanen, der Ustasa oder den Kommunisten angehörten, wurde dieses Gebiet zuzüglich der Hafenstadt Rijeka durch die deutsche Besatzung ausdrücklich versperrt. Alle anderen kroatischen Gebiete, die früher unter italienischer Besatzung gestanden hatten, blieben weiter dem Staat Kroatien angeschlossen.
Die kroatische Bevölkerung, damit auch die bosnischen Moslems, hätten diese neün Okkupationen gegen Ende 1943 mit Leichtigkeit meistern können, wenn gleichzeitig die politische Lage in Serbien und Montenegro aber auch in Slowenien nur annähernd so wie in Kroatien gewesen wäre. Der Vorsitzende der kroatischen Kommunisten, Hebrang, bekam inzwischen sehr viel Unterstützung aus allen Teilen der kroatische Bevölkerung. Dementsprechend bestanden auch seine Partisaneneinheiten nicht nur aus Parteimitgliedern. Seine persönliche Meinung war den Menschen bekannt, daß er nach dem Krieg eine wirkliche Demokratie und freie Wahlen in Jugoslawien anstrebte. Für die kroatischen Massen stellte sich damit die Frage, wie der Staat Kroatien gesichert werden konnte. Viele waren der Meinung, daß die bloße Befreiung Kroatiens nicht ausreiche. Die Deutschen und ihre Verbündeten, die serbischen Königstreün, saßen in Serbien und Montenegro noch zu sicher an der Macht. Deshalb mußte auch Serbien befreit werden, damit eine politische Veränderung überhaupt stattfinden konnte. Die kroatische Befreiungsfront unter Hebrangs Führung wurde als Folge dieser Überlegungen immer größer.
Hebrang verfügte zu dieser Zeit laut den Meldungen einer alliierten Militärkommission über das größte zusammenhängende befreite Gebiet in Europa. Sie berichtete, sie sei über zwei Stunden durch befreites Gebiet gefahren, ohne ein einziges Mal etwas von dem Krieg zu hören. In diesem Gebiet gab es eine Partisanenregierung, die das tägliche Leben gut organisiert hatte. Die Schulen, verschiedene Betriebe, Fabriken und Krankenhäuser arbeiteten ganz normal. Die Militärkommission war völlig überrascht von dem, was sie hier sah. Mehrere bekannte Persönlichkeiten aus dem Ausland besuchten in dieser Zeit das "Neü Jugoslawien". In ihren Büchern, die nach dem Krieg erschienen, beschrieben sie unter Überschriften wie "Der jugoslawische Weg", "Neüs Belgrad" oder "Das Leben mit den Partisanen" außchliesslich ihre Erfahrungen mit den Partisanen Hebrangs. Dasselbe galt auch für die Alliiertenkommissionen, alle Berichte über "jugoslawische Partisanen " bis in das Jahr 1944 waren immer nur Beschreibungen aus den kroatischen Gebieten.
Tito und die gesamte kommunistische Führung des späteren Jugoslawiens hielten sich bis Anfang 1944 ausschließlich nur in Kroatien auf. Hier wurde gegen Ende 1943 in der Stadt Jajce der neü Bundesstaat Jugoslawien proklamiert. Tito wurde zum Präsidenten gewählt, blieb dies vorerst aber nur auf dem Papier, weil außer in Kroatien noch in keinem Teil des neu gegründeten Bundesstaates von befreiten Gebieten die Rede sein konnte. Nach Unterlagen des Obersten Generalstabes und des obersten Kommandanten der Partisaneneinheiten, Tito, verfügte der Kroate Hebrang zu dieser Zeit über 40 Partisanenbrigaden, von denen sieben sogenannte Proletarierbrigaden waren. Die Partisanenführung Serbiens und Montenegros lag bei Rankovic; und Djilas. Ihnen standen nur drei Partisanenbrigaden zur Verfügung. Trotzdem wurde Djilas zweiter Mann in der noch provisorischen Regierung hinter Tito.
Nachdem sich die Reste der serbisch-montenegrinischen Partisanenarmee nach erneuten Niederlagen gegen die Königstreün wieder auf das Territorium Kroatiens zurückziehen mußten, stellte Tito nun seine eigenen Partisaneneinheiten zusammen. In dieser Partisanenarmee waren besonders viele Kroaten aus den ehemals von Italien annektierten Teilen Kroatiens vertreten. Alle diese Einheiten trugen symbolische Namen, die sich auf Serbien, Montenegro oder das Gebiet Sandzak bezogen. Sie blieben auch weiterhin unter ihrem nationalen Kommando.
Die Führung des provisorischen neün Jugoslawiens mußte die königstreü Tschetnikarmee besiegen, obwohl diese zusammen mit den deutschen Truppen kämpfte. Zweimal endeten Kämpfe an der Grenze zu Serbien für die Partisanen mit katastrophalen Verlusten. In dieser Zeit, vom November 1943 bis zum Mai 1944, gab es deshalb den zahlenmäßig größten Teil an Kriegstoten, sowohl bei den Armeen als auch der Zivilbevölkerung. Hiervon waren besonders die von den Okkupatoren befreiten damaligen kroatischen Gebiete betroffen, weil die Deutschen dort alle Vorbereitungen der Partisanen für den Kampf gegen Serbien im voraus zerstören wollten. Die deutschen Flugzeuge waren besonders präzise auf ihren Vernichtungsflügen. Die Deutschen halfen der Tschetnikarmee durch Luftunterstützung, Abhören und Dechiffrieren von Partisanenfunk sowie Logistik. Dies geschah durch die deutsche Zentrale mit dem Namen "Sonderkommando Heuss", die ihren Standort im serbischen Ort Vrnjacka Banja hatte und zur II. deutschen Panzerarmee gehörte.
Der dritte Versuch der Partisanen, nach Serbien zu gelangen, endete mit einigen Teilerfolgen. Erst mit dem vierten Aufmarsch nahmen sie größere Gebiete Serbiens ein, entwaffneten einen Teil der Tschetnikarmee und bemächtigten sich größerer Mengen an Waffen. Die Armee des Tschetnikführers Mihajlovic erlitt hierbei schwere Verluste. Der Weg nach Serbien war damit geöffnet, der endgültige Partisanensieg jedoch noch nicht sicher. Die Partisanen waren überrascht, wie stark der Widerstand der Bevölkerung Serbiens und Montenegros gegen sie war. Es kam oft vor, daß die Menschen aus den eben befreiten Gebieten dorthin wechselten, wo sich die Deutschen und die Tschetniks gehalten hatten.
Das Hauptproblem aber lag darin, daß die Alliierten selbst im Frühjahr 1944 noch immer voll auf die königstreün Tschetniks setzten und diese unterstützten, obwohl sie zusammen mit den Deutschen Krieg führten. Das war zum Beispiel auch den britischen Militärkommissionen aus eigener Feststellung bekannt. Deshalb war es für viele kroatische Partisanen, die in Serbien und Montenegro gegen die Tschetniks und die Deutschen kämpften, unverständlich, als die Briten am 5. September 1944 auf der Jagd nach Deutschen den kroatischen Adriahafen Split bombardierten. Ihre Piloten besaßen, wie Unterlagen nachweisen, Hafenpläne mit genau angegebenen Zielpunkten. Daher fragten sich die Kroaten, die die tatsächlichen Opfer waren, für welchen König in London die "Royal Air Force" den Auftrag ausgeführt hatte.
Bereits im Herbst 1943 erhielten die kroatischen Partisanen eine Zusage von den Alliierten, daß sie wegen ihres erfolgreichen Kampfes und zur Unterstützung des Aufbaus der großen, ohne fremde Hilfe befreiten Gebiete, materielle Unterstützung bekommen würden. Bis zum Frühjahr 1944 bekamen sie nur einige Male Waffen zugeschickt, von denen sie aber kaum einen Nutzen hatten, da das Kaliber der Waffen und die mitgelieferte Munition unterschiedlich waren. Erst die Reise einer kleinen Gruppe kroatischer Partisanen nach Italien in die Stadt Bari und die dortigen Gespräche mit den Alliierten brachten einigen Erfolg, wie zum Beispiel Versorgung mit zusammenpassenden Waffen und Munition.
Von Ende 1943 bis Anfang 1945 gab es in Kroatien zwei Regierungen, jede auf ihrem Territorium. Die Partisanen unter Hebrang beherrschten inzwischen ein weit größeres Gebiet als die Regierung des Unabhängigen Staates Kroatien. Hebrang und seine Führung erklärten bereits im Oktober 1943 alle von Italien und nach deren Kapitulation von den Deutschen besetzten kroatischen Gebiete als zu Kroatien und danach als zu Jugoslawien gehörig. Das war aber davor schon von der Regierung des Unabhängigen Staates Kroatien vollzogen worden. Tito persönlich und seine Regierung bestätigten dies einen Monat später bei Gründung des neün Bundesstaates Jugoslawien. Ebenso wurde auch eine slowenische Erklärung über den Anschluß der okkupierten slowenischen Küstenregion an Slowenien angenommen.
In dieser Zeit kam es zu ersten starken politischen Kämpfen zwischen der kroatischen und der serbischen kommunistischen Linie. Hebrang, Tito und die kroatischen Kommunisten kämpften danach voller Überzeugung für einen Bund jugoslawischer Staaten, so wie er vor dem Krieg im Parteiprogramm stand. Der folgende Text Hebrangs vom 26. März 1944 ist ein Beispiel für die allgemeine kommunistische Haltung dieser Zeit, bevor die serbische Linie zum Tragen kam: "Das alte Jugoslawien wurde seit seiner Entstehung bis zu seinem Untergang durch scharfe nationale Gegensätze und nationale Kämpfe gespalten. Es war ein Kerker der Völker unter der Diktatur grossserbischer Cliqün. Das war einer der wichtigsten Gründe des schnellen und jämmerlichen Zusammenbruchs, als die faschistischen Eroberer unsere Heimat überfielen.
Die Führungen der kroatischen Baürnpartei, der slowenischen Klerikalpartei, der "Jugoslawischen moslemischen Organisation" und anderer konnten die nationale Frage nicht lösen und Jugoslawien in eine starke Gemeinschaft gleichberechtigter Völker umwandeln. Ihre gegenseitigen Maklergeschäfte, das gegenseitige Ausspielen und das Paktieren öffnete allein diesen Gruppen und Cliqün die Türen zu den staatlichen Krippen. Währenddessen fristeten die Völker des alten Jugoslawiens weiterhin ein armseliges Leben in nationaler Sklaverei und Elend. Berechtigte Forderungen der Kroaten und anderer unterdrückter Völker und die sie unterstützenden Freiheitsbewegungen wurden mit brutaler Gewalt erstickt. Die grossserbische Cliqü wollte den Forderungen der unterdrückten Völker nicht nachgeben, weil das unausweichlich ihre politische Macht und ihre Möglichkeiten zu deren Ausplünderung eingeschränkt hätte. Um ihre egoistischen Interessen zu vertuschen und ihr gewalttätiges Regieren zu rechtfertigen, hat sie behauptet, daß die Realisierung der Forderungen der unterdrückten Völker, die für ihre nationale Freiheit und die Gleichberechtigung kämpften, die Einheit des Königreiches Jugoslawien zerstören würde. Die grossserbische Cliqü dachte in ihrer Beschränktheit, daß sie durch ein Dekret des "jugoslawischen Volkes" und mit Gewalt die nationalen Unterschiede zwischen unseren Völkern, die durch Jahrhunderte entstanden sind, ausradieren kann. In der Sache brachte sie damit unsere Völker nur mehr auseinander. Deshalb mußte sie die Einheit des Staates mit dem Polizeistock, mit dem Gesetz zum Schutz des Staates, mit dem Glavnjaca (ein Foltergefängnis in Serbien) und mit Kerkern aufrecht erhalten. Ihre Politik der nationalen Unterdrückung brachte auch die Idee einer Staatengemeinschaft der Völker Jugoslawiens selbst in Gefahr.
Das brutale Zertreten grundlegendster nationaler Rechte und des nationalen Empfindens, welches die grossserbische Cliqü rücksichtslos durchgeführt hat, nährte chauvinistische und separatistische Tendenzen in den Reihen der unterdrückten Völker. Das trieb Wasser zu den Mühlen der faschistischen Eroberungspläne...
Der föderale Aufbau des neün Jugoslawiens ist nicht das Ergebnis irgendeiner Auflage von oben oder von aussen, sondern ist der Ausdruck des tiefen Wunsches und des freien Willens aller Völker Jugoslawiens. So zum Beispiel nahmen die Vertreter Kroatiens, versammelt auf der zweiten Tagung des antifaschistischen Rates der Volksbefreiung Kroatiens, einstimmig den föderalen Grundsatz an. Sie entschieden, daß ein freies und vereinigtes Kroatien ein gleichberechtigtes Mitglied des demokratischen föderativen Jugoslawiens werden sollte. Solche Entscheidungen beschlossen auch die anderen Landesräte. Auf der zweiten Tagung des antifaschistischen Rates der Volksbefreiung Jugoslawiens wurde in Anwesenheit der Abordnungen aller Staaten der Grundsatz über ein föderatives System Jugoslawiens rechtsverbindlich proklamiert. So lösen unsere Völker, alle Hindernisse brechend, im Feür des Befreiungskrieges ihre wichtigsten Fragen, die für die ehemaligen Cliqün und Parteien unlösbar waren. In der Verwirklichung des Selbstbestimmungsrechtes und auf der Grundlage der nationalen Freiheit und der Gleichberechtigung schaffen sich die Völker Jugoslawiens ihre gemeinsame Heimat das demokratische föderative Jugoslawien."
Ein demokratisches föderatives Jugoslawien entsprach nicht der Linie der serbischen Kommunisten und nicht der serbischen Tschetniks. Das wurde mit der Zeit immer deutlicher.
Kurz danach, am 8. und 9. Mai 1944, proklamierten Hebrang und seine Partisanenregierung den Staat Kroatien. In dessen Verfassung wurde die serbische Minderheit, und nur sie, mit den Kroaten politisch gleichgestellt. Diese Entscheidung war der damaligen Situation in Jugoslawien angepaßt. Genau auf diese Entscheidung berief sich die serbische Minderheit 46 Jahre später und begründete damit ihre Ansprüche auf das Land Kroatien.
Als die obengenannte kroatische Verfassung gültig wurde, drehte sich in Serbien und überall dort, wo die Serben als Minderheit lebten, politisch alles um einen Kongreß der Tschetniks, der im Januar 1944 im Dorf Ba stattfand. Grundlage dieses Kongresses war das Dokument "Homogenes Serbien" von Stevan Moljevic aus dem Jahr 1940, das er damals im serbischen Kulturclub vorgestellt hatte. Moljevic war inzwischen offizieller politischer Berater des königlichen Verteidigungsministers Mihajlovic geworden. Zur selben Zeit eskalierte der Krieg zwischen Tito und der serbischen Monarchie an allen Fronten, und gleichzeitig gab es zwei Gruppen, die Anspruch auf die Führung Jugoslawiens erhoben. Auf der einen Seite standen Tito und seine Führungsgruppe, auf der anderen der im Londoner Exil lebende König, der durch den Minister und Führer der Tschetnikarmee Mihajlovic vertreten wurde. Ende 1944 war die serbische Monarchie von sich aus zu einer Zusammenarbeit mit Tito bereit.
Ein Jahr lang, bis Ende November 1945, daürte der Übergang zur Beendigung der serbischen Monarchie in Jugoslawien. Die erste föderative Verfassung trat am 31. Januar 1946 in Kraft. Im ersten Artikel wurde Jugoslawien definiert als: "...ein Bundesvolksstaat republikanischer Form, eine Gemeinschaft gleichberechtigter Völker, die auf der Grundlage des Selbstbestimmungsrechts, einschließlich des Rechtes auf Abspaltung durch freie Entscheidung, in einer föderativen Gemeinschaft leben wollen." Mit dem zweiten Artikel der Verfassung wurden föderale Einheiten mit dem Merkmal der Eigenstaatlichkeit innerhalb des jugoslawischen Bundesstaates definiert.
Genau in diesem Sinne wurde das neü Jugoslawien aufgeteilt. Die Aufteilung selbst konnte als gelungen bezeichnet werden, weil sie sich gut mit den ethnischen und historischen Grenzen der jugoslawischen Völker deckte. Serbiens Gebiet bestand aus einer Einheit mit zwei autonomen Provinzen Vojvodina und Kosovo-Metohija. Die serbisch-montenegrinische Forderung, innerhalb Bosnien-Herzegowinas eine serbische Provinz zu bilden, wurde nicht realisiert. Bei Bosnien-Herzegowina bestand längere Zeit das Dilemma, ob es eine föderale Einheit oder aber aufgeteilt werden sollte. Diese Aufteilung fand mehrmals auf dem Papier statt. Erst als alle Ergebnisse aus verschiedensten Gründen mehr oder weniger unbefriedigend ausfielen, entschied sich die Mehrheit der kommunistischen Führung für eine Teilrepublik Bosnien-Herzegowina. Im Unterschied zu anderen Teilrepubliken, die ein staatstragendes Volk hatten, wurde Bosnien-Herzegowina zu einer Einheit erklärt, die aus drei gleichrangigen konstitutiven Völkern, Moslems, Kroaten und Serben, zuzüglich weiterer Minderheiten, bestand. Dadurch konnte Serbien keinen Teil Bosnien-Herzegowinas annektieren. Die serbisch-montenegrinische Führung beschuldigte daraufhin Hebrang, die kroatische Führung und Tito (in dieser Reihenfolge), von diesen offensichtlich benachteiligt zu werden.
Dabei profitierten gerade Serbien und Montenegro von der Aufteilung, wenn man in Betracht zieht, welche historischen Gebiete ihnen eigentlich zustanden. Die kroatische Ostgrenze zu Serbien reichte vor dieser kommunistischen Aufteilung und auch vor 1918 bis kurz vor Belgrad. Mit dem ausdrücklichen Hinweis, daß damit die Frage der serbischen Minderheit auf den kroatischen Gebieten gelöst sei, gab die kroatische Regierung mit Zustimmung Titos einen beträchtlichen Teil des historischen kroatischen Gebietes an Serbien ab. Auch Montenegro erhielt ohne triftigen Grund ein an der Küste gelegenes Stück des historischen kroatischen Territoriums.
Während dieser Aufteilung in die ursprünglichen nationalen Staaten und ihres anschliessenden Zusammenschlußes zum erneürten Jugoslawien gab es noch einen weiteren Streitpunkt zwischen Kroaten und Serben. Hebrang und die kroatische kommunistische Führung waren schon lange der Meinung, daß im Falle einer Erneürung Jugoslawiens dessen Hauptstadt nicht identisch mit einer der Hauptstädte der jugoslawischen Staaten sein dürfe. Sie meinten, im Jugoslawien müßten ähnliche Bedingungen geschaffen werden, wie es mit Washington in den USA erreicht wurde. Zu dieser Zeit wurde beispielsweise Banja Luka in Bosnien-Herzegowina als jugoslawische Hauptstadt vorgeschlagen. Diese Ansicht der Kroaten lehnte die serbisch-montenegrinische kommunistische Führung entschieden ab. Hier wurde wieder offensichtlich, daß die kommunistische Führung Serbiens das neü Jugoslawien genauso interpretierte, wie es die serbische monarchistisch-militärische Regierung bereits im "Versailler Jugoslawien" getan hatte, das heißt, als grossserbisches Reich.
Daraufhin setzte Tito seinen Vorschlag, daß Belgrad Hauptstadt werden sollte, durch. Dafür stimmten die Serben einer Vereinigung des Kosovo und Albaniens zu. Zu dieser Zeit stand für alle Beteiligten fest, daß Albanien ein Bundesstaat Jugoslawiens werden wird. Aber es zeigte sich immer mehr, daß die serbisch-montenegrinische Regierung sich an keine der Vereinbarungen hielt, bzw. verschleierten. Deshalb mußten die Kroaten mit aller Kraft und verstärkt an allem Feststehenden und Vereinbarten festhalten, damit die Nichtserben wenigstens in diesen Punkten Nutzen aus der Neugestaltung zogen.
Die Frage der kroatischen Gebiete, die kroatische Politik und die erfolgreiche Kriegsführung der Kroaten, sowohl der Führung selbst, als auch der Bevölkerung, führten zu schweren politischen Auseinandersetzungen zwischen der kroatischen und der serbischen kommunistischen Führung. Das blieb vielen vorerst verborgen, nur ein kleiner Teil der kroatischen Bevölkerung war von Anfang an auf dem Laufenden.
Zu den ersten offensichtlichen Zusammenstößen kam es, nachdem Tito das gesamte Gebiet des späteren Jugoslawiens in drei Regionen aufgeteilt hatte. Drei nationale kommunistische Führungen kämpften daraufhin mit sehr unterschiedlichem Erfolg um die eigene Macht auf dem jeweilig zugeteilten Gebiet. Im August 1943 schickte Tito deshalb den Führer des serbisch-montenegrinischen Aufstandes, Djilas, ebenso auf eine Reise in die befreiten Gebiete Kroatiens wie kurz davor auch den Slowenen Kardelj. Beide Besucher waren sehr erstaunt von der Größe dieses Territoriums und der Normalität des Alltags dort. Das bestätigten sie vor Ort und Jahrzehnte später.
Neben den Fahrten durch die befreiten Gebiete waren auch mehrere Informationstreffen mit der kroatischen Führung und der Bevölkerung organisiert worden. Die Führung der Partisanen hatte Hebrang. Er und Djilas kannten sich schon aus dem Gefängnis für politische Gefangene in der Zeit vor dem Krieg, wo Djilas drei und Hebrang zwölfeinhalb Jahre Haft absitzen mußte. Damals war Djilas ein leidenschaftlicher Parteigänger des serbischen Superkommunisten Miletic und seiner harten Linie. Seinen späteren Beschreibungen dieser Reise kann man entnehmen, daß er von Hebrang freundlich empfangen wurde, womit Djilas offensichtlich nicht gerechnet hatte. Er gibt zu, daß ihn die Erfolge Hebrangs beeindruckten, nicht aber dessen Führungsstil. Hebrangs persönliche Devise, daß es ganz egal sei, wer in welcher Partei ein Mitglied gewesen war oder auch nicht, solange er nur mitkämpfte und daß allein der Kampf gegen den Okkupator Vorrang habe, lehnte Djilas entschieden ab. Gleich vor Ort gab er der gesamten kroatischen Führung zu verstehen, daß alle die kroatischen Partisanen, die in der Partisanenarmee kämpften und sich als Teil der Kroatischen republikanischen Baürnpartei oder anderer Organisationen bezeichneten, dort nichts zu suchen hätten. Dasselbe galt auch für die Einheiten, die den Namen des 1928 im Belgrader Parlament ermordeten kroatischen Führers Radic trugen. Die kroatischen Serben, die in Hebrangs Partisanenarmee mitkämpften, waren nach Meinung von Djilas sehr benachteiligt, weil sie absolut unterrepräsentiert seien.
In dieser Hinsicht fand er nach eigenen Angaben einen Gleichgesinnten in dem Slowenen Kardelj, der, wie Djilas betonte, eigene negative Eindrücke über die Entwicklung in Kroatien und über Hebrang selbst gesammelt hatte.
In seinem Buch über diese Reise und seinen Feststellungen schrieb Djilas 34 Jahre später: "Mit der primären Betonung auf der Anziehung kroatischer Massen gab Hebrang damit der Partei einen zu dominanten kroatischen Ton. Das war nicht in Übereinstimmung mit der Linie des Zentralkomitees Jugoslawiens, obwohl die Partei immer dem nationalen Gleichgewicht Rechnung trug. Das unverletzliche Prinzip war, daß die Kommunisten auf der Basis der Parteiverantwortung, der ideologischen Sauberkeit und der persönlichen Fähigkeit Funktionen übernahmen."
Ein weiterer Punkt war die Erklärung der kroatischen kommunistischen Führung während einer Tagung des Antifaschistischen Rats der Volksbefreiung Kroatiens am 15. Oktober 1943 kurz nach der Kapitulation Italiens, mit der die bis dahin besetzten kroatischen Gebiete an Kroatien angeschlossen wurden.
In demselben Buch schreibt Djilas nach der Aufzählung dieser Punkte den Satz, daß diese Erklärung der Anfang von Hebrangs Ende war. Er notierte weiter: "Tito und das Zentralkomitee Jugoslawiens waren später sehr verärgert wegen dieser kroatischen Erklärung, mit der auch Istrien und die dalmatinischen Inseln bis dahin italienisch an Kroatien angeschlossen wurden und so die Souveränität beansprucht wurde, die nur Jugoslawien allein zustand." Alle tatsächlichen Äußerungen Titos, sowohl mündlicher als auch schriftlicher Art, zu diesem Thema waren aber völlig auf der Linie der kroatischen Kommunisten. In einigen Punkten über dasselbe Thema, zum Beispiel hinsichtlich der italienischen Minderheit in Kroatien, ging Tito noch weiter. Er setzte ihren Rechten schärfere Grenzen als es die kroatische kommunistische Führung tat. Ausserdem, daran sei erinnert, gab es am 15. Oktober 1943 noch gar kein Jugoslawien, weder in mündlicher, schriftlicher oder provisorischer Vereinbarung.
Der Slowene Kardelj und einige Mitglieder seiner slowenischen kommunistischen Führung waren ebenfalls mit den Kroaten unzufrieden. Sie teilten der kroatischen Führung ungeniert mit, daß Slowenien ein größeres Stück von Istrien abgetreten haben wollte. In ihrer Unzufriedenheit mit den Kroaten waren Djilas und Kardelj wieder einmal einer Meinung, was Djilas auch später in seinen Schriften oft betonte.
In denselben Schriften hob er besonders hervor, daß Tito und Hebrang seit Jahrzehnten Freunde waren. Deshalb war, nach seiner Meinung, Hebrang von Tito zum Sekretär des Zentralkomitees in Kroatien benannt worden. Auch sonst hätten die beiden eng zusammengewirkt und Hand in Hand gearbeitet. Damit wollte Djilas sagen, daß nicht nur Hebrang zu nichts getaugt habe, sondern auch, daß Tito eigentlich kein richtiger Kommunist gewesen sei. Die Folge davon war eine Ansammlung kroatischer Kämpfer mit den verschiedensten Weltanschauungen in der Partisanenarmee, die gegen Faschisten und Nazis kämpfte. Das sei, laut Djilas, das grundsätzliche Übel des kroatischen Widerstandes gewesen. Hinter dem Ganzen hätte Hebrang als Organisator gestanden, dem Tito immer umfangreichere Aufgaben zugeschoben habe.
Im Oktober 1944 wurde Hebrang zunächst zum Leiter der nationalen Gruppen für die Erneürung und den Aufbau Jugoslawiens ernannt, kurz danach zum Präsidenten des Wirtschaftsrates und danach zum Industrieminister Jugoslawiens.
Völlig unbemerkt von der kroatischen Öffentlichkeit mußte Hebrang Ende April 1946 das jugoslawische Politbüro, das höchste Partei- und Staatsgremium, verlassen. Darauf bekam er trotzdem zusätzlich die Stellung des Präsidenten der Bundesplanungskommission. Kurz danach wurde sein Industrieministerium in Ministerien für Schwerindustrie und Leichtindustrie aufgeteilt, obwohl, wie Djilas selbst schreibt, Hebrang von allen Mitgliedern der jugoslawischen kommunistischen Führung das beste Verständnis für Ökonomie besaß. Nach der Teilung des Industrieministeriums bekam Hebrang das Ministerium für Leichtindustrie zugeteilt. Anfang März 1948 wurde er in dieser Funktion, ohne daß es von der Öffentlichkeit bemerkt wurde, in Belgrad unter Hausarrest gestellt, am 7. Mai 1948 verhaftet.
Etwa drei Jahre lang daürte der Kampf zwischen der kroatischen und der serbischen Parteilinie, den die kroatische Bevölkerung bewußt miterlebte und den die Zeitzeugen später den finsteren Anfang des zweiten Jugoslawiens nannten. Die serbische Linie siegte, und der überwiegende Teil der Kroaten fühlte sich in die Zeit der serbischen Diktatur vor dem Krieg zurückversetzt. Ebenso waren auch die Mitglieder der kroatischen kommunistischen Partei enttäuscht, vor allem diejenigen, die in der Zeit vor dem Krieg Mitglied geworden waren. Schon während des Krieges kam es zu sogenannten Überkreuzkämpfen der Kommunisten. Tito und Hebrang waren in allen ihren schriftlichen und mündlichen Äußerungen für einen föderativen Bundesstaat wirklich gleichberechtigter Völker eingetreten. Die serbisch-montenegrinische Führung unter Djilas und Rankovic war hingegen, wie Djilas es selbst formulierte, "für einen festen Frieden, für die Volksdemokratie". Im Zusammenhang mit diesen differierenden Positionen kam es während des Krieges zusätzlich zu scharfen Auseinandersetzungen über die Politik Stalins.
Anfang 1947, also circa ein Jahr vor Hebrangs Verhaftung, fanden konkrete Verhandlungen zwischen Tito und der bulgarischen Führung über einen gemeinsamen Bund gleichberechtigter sozialistischer Staaten statt. Diese Pläne Titos begrüßten viele Kroaten nach dem Motto: Je größer der Bund der Staaten ist, umso geringer kann die serbische Aggression zur Geltung kommen. Albanien und Kosovo sollten eine Einheit und Mitglied des Bundes werden. Eine Erweiterung dieses Staatengebildes sollte jederzeit möglich sein. Solchen Plänen und Ideen widersetzten sich Djilas und Rankovic. Hierbei fanden die beiden starke Unterstützung in Stalin und umgekehrt. Stalin war ein entschiedener Gegner der Pläne, die Tito zu realisieren vorhatte. So starb kurz darauf der Vorsitzende der bulgarischen kommunistischen Partei, der ein Freund Titos war, unter ungeklärten Umständen während einer Reise in Russland.
Im gleichen Jahr wurde in Moskau die kommunistische Informationszentrale (Kominform) gegründet. Sie war eine Zentralinstitution der kommunistischen Parteien, die diesen Direktiven erteilte. Tito widersetzte sich einer Gleichschaltung, obwohl Jugoslawien Mitglied der Kominform war, und bestand auf einem eigenen politischen Weg.
Als am 1. März 1948 eine Tagung des Zentralkomitees der jugoslawischen Kommunisten stattfand, wurden Stalin und die sowjetische Politik von mehreren jugoslawischen Kommunisten und vor allem von Tito selbst scharf kritisiert. Kurz danach, am 27. März 1948, griff Stalin öffentlich erstmalig Tito und seine Anhänger an. Darauf versammelten sich zum ersten Mal am 12. und 13. April 1948 alle Organisationen der kommunistischen Parteien Jugoslawiens zu einer Tagung, die eine Antwort auf Stalins Angriff geben sollte. Die auf dieser Tagung aufgezählten Standpunkte waren offiziell als direkte Antwort an Stalin persönlich gerichtet. Sie sollten ein Hinweis sein, daß Tito mit seinem Kurs nicht unbedingt vorhatte, die Mitgliedschaft in der Kominform zu kündigen, aber auch auf keinen Fall seine Meinung über die schon geäußerte Kritik ändern wollte. Die Kominform antwortete mit einer Resolution, die in der jugoslawischen Presse am 30. Juni 1948 veröffentlicht wurde, gezielt gegen Tito persönlich und seinen aussenpolitischen Alleingang.
Der Kampf zwischen Tito und Stalin verlief sehr ähnlich wie der Kampf zwischen Tito und Djilas. Als Begründer des Kominform-Büros in Jugoslawien werden in allen schriftlichen Dokumenten Djilas und Kardelj genannt. Djilas galt für alle Kommunisten Jugoslawiens als jemand, der mit Stalin in engem Kontakt stand.
Den ausländischen Dokumenten dieser Zeit ist zu entnehmen, daß Jugoslawien am 28. Juni 1948 auf Betreiben Stalins aus der Kominform ausgeschlossen wurde. In jugoslawischen Unterlagen steht dagegen, daß die kommunistische Partei Jugoslawiens wegen der Resolution der Kominform, die gegen eine Unabhängigkeit der föderativen Volksrepublik Jugoslawien, so nannte sich Jugoslawien in dieser Zeit, gerichtet war, am 28. Juni 1948 (Vidovdan St. Veits-Tag!) aus der Kominform ausgetreten ist. Richtig ist, daß Jugoslawien tatsächlich selbst aus der Kominform austrat.
Nach der Veröffentlichung der Resolution der Kominform und den davor bekanntgegebenen Standpunkten der ersten allumfassenden Tagung der jugoslawischen Kommunisten entstand der furchterregende Begriff "Informbirasch". Jeder "Informbirasch" wurde auf der Stelle von dem Geheimdienst UDBA verhaftet, weil von ihm behauptet wurde, daß er sich für Stalin geäußert habe. Das bedeutete, daß der Betroffene als sehr gefährlicher Partei- und Staatsfeind eingestuft wurde. Auf diese Weise versuchte Djilas, unliebsame politische Gegner loszuwerden. Die Innenangelegenheiten Jugoslawiens standen in dieser Zeit unter der Führung des Serben Rankovic, während Djilas unter anderem die Abteilung Agitprop (Agitation und Propaganda) der gesamten kommunistischen Partei Jugoslawiens leitete.
Ein typisches Beispiel für die damaligen Vorgänge war der Fall des Serben Zujovic, eines relativ unbedeutenden Parteimitgliedes. Die Presse gab bekannt, daß er aus der Partei ausgeschlossen worden sei. Er wurde als ein Agent der Sowjetunion dargestellt, der kritische Äußerungen jugoslawischer Kommunisten über Stalin und seine Politik sogleich dem sowjetischen Botschafter in Belgrad mitgeteilt habe. In derselben Pressemitteilung wurde auch Hebrang als "Informbirasch" bezeichnet, obwohl er sich offiziell schon seit einiger Zeit in Haft befand und demzufolge von einer Resolution der Kominform keine Ahnung haben, bzw. sich zu dieser nicht äußern konnte. Diese beiden Fälle wurden in Belgrad für die Öffentlichkeit mit einer Begründung zusammengefaßt: "Hebrang und Zujovic haben den Interessen des Staates und des arbeitenden Volkes geschadet. Sie wurden der Zuständigkeit der Abteilung der Volksbehörde übergeben, die ihre schädigende und verräterische Arbeit überprüfen wird."
Zujovic blieb offiziell etwa zwei Jahre in Haft, danach wurde er wieder ein Mitglied der kommunistischen Partei Serbiens und Direktor eines Betriebes. Die inoffizielle Beschuldigung der Belgrader Militärbehörde gegen Hebrang lautete von Anfang an, daß er während des Krieges ein Agent der Ustasa und zeitweise auch der Deutschen gewesen sei. Als einziger Beweis hierfür galt und gilt bis heute in allen Militärschriften die mündliche Aussage des Serben Becarevic. Dieser wurde 1946, also bereits zwei Jahre vor Hebrangs Verhaftung, wegen diverser Kriegsverbrechen in seiner Funktion als Chef der Belgrader Polizei zum Tode verurteilt und hingerichtet. Djilas schrieb hierzu später in seinem Buch: "Nachdem Hebrang sich 1948 für Stalin geäußert hatte, wurde Tito durch Rankovic informiert, daß seine Agenten Beweise für Hebrangs schlechte Haltung während seiner Gefangenschaft bei der Ustasa hätten. (Hebrang wurde im Februar 1942 von der Ustasa verhaftet und danach gegen Ustasa-Gefangene ausgetauscht.) Tito fragte Rankovic: 'Warum hast du Hebrang nicht schon damals überprüft?' Worauf Rankovic ihm mit einem vorwurfsvollen Lächeln antwortete: 'Ich habe gedacht, daß du das bereits in Bihac (1942 fand in Bihac die erste Tagung des antifaschistischen Volksbefreiungsrates statt) getan hast!'"
Gleich nach dem Bekanntwerden der Verhaftung Hebrangs wurden alle ihm persönlich nahestehenden Personen, die mehr oder weniger oder zum Teil gar nicht politisch aktiv waren, ebenfalls verhaftet. Diese Massenverhaftung erfolgte geheim. Diese und die folgende Operation lief unter der Geheimchiffre "Mermer". Alle kroatischen Kommunisten, die auf verschiedene Art und Weise ihre Unzufriedenheit über die politische und gesellschaftliche Situation in Jugoslawien geäußert hatten oder hierzu verdächtigt wurden, wurden verhaftet. In ausländischen Dokumenten steht fälschlich hierüber, daß die kommunistische Partei Jugoslawiens sich 1948, nach dem Rausschmiß aus der Komintern, selbst von Tausenden moskautreür Kommunisten gesäubert habe. Die verhafteten Kommunisten wurden zum Teil in das berüchtigte Internierungslager Goli Otok (Kahle Insel) gesteckt. Viele wurden dort umgebracht. Aber die Resolution der Kominform wurde von der serbischen kommunistischen Linie als eine günstige Möglichkeit zur Eliminierung ihrer Feinde genutzt. Dieselbe Verdrehung gilt auch für die allbekannten ausländischen Angaben, wonach Tito "nach dem Krieg" auf ideologische Konfrontation mit der Sowjetunion ging und anstatt Kolchosen zu gründen das eigene Modell der sogenannten Arbeiterselbstverwaltung einführte. Der tatsächliche Ablauf war anders.
Mit der Säuberungsaktion, die in ihrer Art und Weise ein genaüs Abbild sowjetischer politischer Praktiken war, fing das Kopieren der Sowjetunion mit allen Konseqünzen für die Bevölkerung erst richtig an. Gleich 1949 wurde systematisch mit der Gründung von Kolchosen begonnen. Die Plünderung des privaten Eigentums der Bevölkerung in ganz Jugoslawien verlief mit denselben theoretischen Phrasen, wie sie zuvor in der Sowjetunion üblich gewesen waren. Die skurril entworfenen Industrialisierungspläne ruinierten sehr schnell die vorhandenen Industriegebiete, die damals vor allem in Kroatien lagen. Abbildungen dieser hochindustrialisierten Zukunftspläne waren in allen Grundschulbüchern vorzufinden und mit Texten versehen, die an Straßenplakate in den sowjetischen Städten erinnerten. Diese Zeit beschrieben die Menschen Jahrzehnte später mit nur einem Satz: Nach der Zeit der Finsternis kam die Zeit des Elends. Die serbischen und slowenischen kommunistischen Gesellschaftspläne wurden dabei voll umgesetzt und durch die dahinterstehenden Personen bestimmt. Serbische Ideen fanden ihre Realisierung mehr in den Kolchosen und bei Eigentumsfragen, die slowenischen mehr bei der Industrialisierung.
Die Umsetzung aller dieser Pläne verlief sehr unterschiedlich, nicht nur von einer Teilrepublik zur anderen, sondern auch von Region zu Region. Vor allem bei Kolchosegründungen und ähnlichen Zusammenschlüßen des privaten Eigentums kam es oft zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Betroffenen und den kommunistischen Machtträgern vor Ort. Den größten Widerstand gab es in Kroatien und Bosnien-Herzegowina. Dementsprechend existierten die Kolchosen verschieden lang, je nach Region nur einige Monate oder Jahre.
In einigen Regionen Kroatiens wurden die bis dahin umgesetzten Pläne nach einem halben Jahr unter dem Druck der Bevölkerung von der Partei selbst wieder ganz aus dem Programm gestrichen. In Serbien dagegen existierten Baürnzusammenschlüße dieser Art über viele Jahre. Die Gründung von Kolchosen war jedoch nur ein Teil der neün Regelungen für die Landwirtschaft. Alles das zusammen hatte schlimme Folgen für die Bevölkerung, die meisten waren von Hunger und Not heimgesucht.
Zur gleichen Zeit fand eine politische "Bildung" der Öffentlichkeit statt. Die politischen Umerzieher zogen von Ort zu Ort und gaben der unter Druck versammelten Bevölkerung ganz klar vor, welche Themen in Gesellschaftsdiskussionen rückständig und völkerfeindlich seien und damit verboten waren. Betroffen davon waren als erstes alle öffentlichen Erzählungen eigener Kriegserlebnisse aus dem Zweiten Weltkrieg. Bis dahin hatte es dabei keine Probleme gegeben, ganz gleich mit wem und wo man darüber redete. Auf einmal wurde es nun für jeden lebensgefährlich, sich über solche Dinge, selbst wenn man es unpolitisch tat, zu äußern. So war es noch 1946 zum Beispiel selbstverständlich, daß während der Kundgebungen auf dem Platz der Republik in Zagreb auch Größen aus der kroatischen Geschichte, wie der 1928 im Belgrader Parlament ermordete Radic, auf politischen Plakaten gezeigt werden konnten. Daß das auch getan wurde, zeigen Fotos dieser Zeit. Nur drei Jahre später war so etwas unvorstellbar. Allein der Besitz eines solchen Plakates hätte, wenn der Fall öffentlich bekannt geworden wäre, seinen Besitzer fünf Jahre Haft gekostet.
Die von den politischen Umerziehern für die Allgemeinheit verbotenen Themen wurden aber tagtäglich durch die Propaganda immer und immer wiederholt. Das Ganze bestand jedoch aus totaler Verdrehung der Tatsachen, die jeder einzelne in der Masse ganz anders in seinem Bewußtsein hatte. Das führte, vor allem in Kroatien, zu neün Enttäuschungen. Es gab einfach zu viele Menschen, die sich ein neüs Jugoslawien bewußt ganz anders vorgestellt hatten. Daraus resultierte eine allgemeine Ablehnung des Systems, obwohl für die meisten Kroaten der Kommunismus als solcher selbst nicht strittig war, sondern wegen der konkreten jugoslawischen kommunistischen Obrigkeit und ihrer Nachahmer vor Ort.
Aufgrund des absoluten Verbots jeder kritischen Äußerung über das herrschende System bauten viele Kroaten eine von starkem Mißtraün geprägte persönliche Beziehung zum jugoslawischen Kommunismus auf. Mit diesem Mißtraün der Bevölkerung hatte zürst die Kroatische kommunistische Partei zu kämpfen. Die allgemeine Enttäuschung bewog viele Mitglieder, ihr Parteibuch von sich aus zurückzugeben. Dieses, wie auch die Massenverhaftungen kroatischer Kommunisten, der sogenannten "Moskautreün", im Verlauf der serbischen Parteisäuberung und die personellen Verluste des vergangenen Krieges nahmen der Kroatischen kommunistischen Partei vor allem die langjährigen Mitglieder weg. Dadurch änderte sich das "Bild" des kroatischen Kommunisten in der Bevölkerung stark. Der gewaltsame Sieg der serbischen kommunistischen Linie vernichtete bewußt und schrittweise die Traditionen des kroatischen Kommunismus. Der kroatische Kommunismus wiederum war in seiner frühen Geschichte die Wurzel des späteren jugoslawischen Kommunismus überhaupt gewesen. Die serbischen Kommunisten unterstützten außerdem ab 1947 offen eine Minderheit innerhalb der Kroatischen kommunistischen Partei, die die serbische Linie vertrat.
Kurz darauf fand die totale Aneignung des Begriffes "Antifaschismus" durch den "jugoslawischen Kommunismus" statt und wurde zur "Beseitigung der Feinde des Systems" eingesetzt. Dieses alles vollzog sich nicht etwa verdeckt, sondern durch eine offizielle Erklärung der Kommunisten. Jede "kompromittierte" politische Partei wie auch jede einzelne Person, die mit dem Okkupator zusammengearbeitet hatte, stand somit sofort fest. Tausende unschuldiger Menschen in verschiedenen Teilen Jugoslawiens wurden von selbsternannten Antifaschisten innerhalb kurzer Zeit und lange nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges einfach umgebracht. Gleichzeitig fanden auch Schauprozeße des sogenannten Volksgerichtes über zahlreiche Kroaten statt.
Es gab nur zwei Gruppen, die ideologisch als absolut sauber galten und die ohne jeden Zweifel ihr Urteil über jeden anderen äußern durften: Die Mitglieder (!) der jugoslawischen kommunistischen Partei und die jugoslawischen Partisanen. Wer sich zu diesen Gruppen zählen durfte, entschieden offiziell diese zwei Gruppen selbst. Jeder jugoslawische Partisan war automatisch ein Antifaschist, ein Humanist, ein Kämpfer der ersten Stunde, der durch das Feür des Befreiungskrieges der jugoslawischen Völker gegangen war. Einen jugoslawischen Partisanen, der nicht ein Mitglied der kommunistischen Partei Jugoslawiens war oder nicht werden wollte, gab es offiziell gar nicht. Der Massenmord jugoslawischer Kommunisten an ganzen Teilen des eigenen Volkes und alle verlogenen Angaben über das Partisanentum waren genau das, was der Bevölkerung Kroatiens den letzten Rest zu ihrem negativen Urteil über den neün Vielvölkerstaat und seine kommunistische Führung gab.
Dazu gehörte auch, daß alle aus dem Krieg vertrauten nationalen Bezeichnungen einzelner Teile der antifaschistischen Bewegung in Kroatien durch die Kroatische kommunistische Partei nach und nach getilgt wurden. Anstelle vielfältiger Namen stand von da an immer nur: Jugoslawische, jugoslawischer oder jugoslawisches. Auch hierbei verlor die Kroatische kommunistische Partei viele ihrer Mitglieder durch freiwilligen Austritt.
Gleichzeitig existierte innerhalb der kroatischen Kommunisten eine Minderheit, die der serbischen Linie folgte und die jetzt in der Öffentlichkeit den politischen Ton angab. Diese Minderheit wollte unbedingt die Aufnahme neür Mitglieder selbst vollständig überwachen und diese "ausgesuchten" Personen notfalls gewaltsam als Repräsentanten des Systems in die Gemeinden und größeren Kommunen schicken.
Neben dem Mißtraün, das überall zu spüren war, hatten die meisten Menschen einfach Angst. Die auf fröhlich getrimmten und gut organisierten Siegesparaden der Regierung konnten die rohen Gewalttaten gegenüber allen Andersdenkenden nicht übertünchen. Hinzu kam die unsichere innenpolitische Lage in Jugoslawien. Es war nicht möglich, als Privatperson etwas einige Monate im voraus zu planen. Viele Menschen hofften darauf oder rechneten auch damit, daß das ganze System plötzlich wie ein Alptraum verschwinden würde. Der Inbegriff des gesamten Systems war die Agitprop. Sie war die einzige real existierende und wirklich funktionierende Behörde in Jugoslawien. Die Agitprop kopierte die Sowjetunion innenpolitisch und war trotzdem gleichzeitig für die Verhaftung der "moskautreün" kroatischen Kommunisten verantwortlich.
Die extremen negativen Veränderungen in sehr kurzer Zeit und die bis ins Perverse abgleitende tagtägliche Propaganda der Partei vergrößerten den Abstand vieler Menschen zum neün Vielvölkerstaat immer mehr. Einer von diesen war mein Vater. Er verzichtete mit der Hoffnung auf eine kurzfristige Änderung etwa eineinhalb Jahre lang auf jede berufliche Anstellung, obwohl gerade die Fachleute wie er gesucht wurden. Seine Hoffnung, das System würde sich in dieser Zeit ändern, erfüllte sich nicht. Es wurde im Gegenteil noch gefestigter. Mein Vater mußte deshalb seine davor ausgearbeiteten beruflichen Pläne endgültig aufgeben.
Wie zum Trotz nahm er daraufhin eine Arbeitsstelle bei der später wichtigsten Stütze des Staatsapparates, der jugoslawischen Volksarmee, an. Mehrere Jahre lang entstand unter seiner Aufsicht und zum großen Teil auch nach seinen Plänen eine große Zahl über- und unterirdischer militärischer Bauten. Die endgültige Entscheidung darüber, wie und wo im Einzelnen gebaut werden sollte, traf ein hoher sowjetischer Offizier. Ein Russe, wie er sich selbst meinem Vater vorstellte. Von Anfang an gab es so viel zu tun, daß die Arbeiter in zwei Schichten arbeiten mußten. Die Übergabebestimmungen für ein Bauwerk legte die oberste jugoslawische Militärbehörde fest. Die Termine wurden von einer ihrer unteren Organisationen festgesetzt, offensichtlich mit wenig Sachkenntnis über Bauwesen und noch weniger über die Lage vor Ort. Das erschwerte die Arbeitsbedingungen zusätzlich zu den verschiedenen unvorhersehbaren Problemen, die sich oft auf der Baustelle ergaben.
Dadurch waren mein Vater und der Russe auf tägliche Besprechungen und enge Zusammenarbeit angewiesen. Bei allen Gesprächen wurde das Private ganz ausgeklammert und erst recht das Politische, weil das für beide naheliegende Thema Zweiter Weltkrieg verboten war. Manchmal kam es vor, daß mein Vater aus Empörung über die schlechte Arbeit der Behörden die Parteirichtlinien vergaß und vor dem Russen über die Zustände schimpfte. Eigentlich hätte dieser meinen Vater dafür nach den geltenden offiziellen Bestimmungen der Polizei melden können und müßen.
Aus seiner Arbeit heraus wurde von Anfang an deutlich, daß sich der russische Offizier in Jugoslawien gut auskannte. Er erzählte darüber nie etwas, da es ihm verboten war, wie es andererseits auch meinem Vater verboten war, danach zu fragen. Über zwei Jahre arbeiteten sie so Tag für Tag zusammen, ohne ein einziges Mal über das gesellschaftliche Leben in Jugoslawien oder ähnliches zu reden. Selbst wenn sich das aus arbeitsspezifischen Anlässen manchmal fast nicht vermeiden ließ man hatte immerhin mit vielerlei staatlichen Stellen Kontakt dann wurde diese für beide unangenehme Situation mit Hilfe von Arbeitsaktionismus umgangen.
Wegen einer unerwarteten unterirdischen Überschwemmung auf der Baustelle sah sich der russische Offizier in einer schwierigen Lage, weil alle seine Versuche das Problem nicht zu lösen vermochten. Während einer dringenden Besprechung gab ihm mein Vater den Rat, die Schwierigkeiten auf eine ihm von ähnlichen Fällen bekannte und dort bewährte Weise zu beseitigen. Mit einer Gruppe Arbeiter gingen sie danach zusammen auf die Baustelle und verbrachten dort mehrere Stunden. Um zu erklären, weshalb das Verfahren Erfolg versprach, erzählte mein Vater dem Russen, woher er es kannte. Der Offizier hörte sehr aufmerksam zu, auch als mein Vater dabei auf die Zeit des Zweiten Weltkrieges eingehen mußte, stellte aber keine einzige Frage. In der nächsten Zeit ergaben sich mehrmals ähnliche Situationen, und mein Vater erzählte auch von sich aus über den Zweiten Weltkrieg. So zum Beispiel über seine Verurteilung zum Tode durch die italienischen Faschisten, die danach jedoch noch in eine Haftstrafe umgewandelt wurde. Jedesmal hörte der Offizier aufmerksam zu und stellte keine Fragen.
Im Frühjahr des Jahres 1953 kam der Russe eines Abends auf die Baustelle und lobte begeistert die Arbeiter für ihre Leistungen an dem eben beendeten Gebäudeteil. Anschließend spendierte er allen ein Essen und Getränke. Am nächsten Morgen hätten dieselben Arbeiter wieder sehr früh auf der Baustelle sein müßen, weil er aber mit dem Erreichten sehr zufrieden war, brauchten sie ausnahmsweise erst um zehn Uhr anzufangen. Mit meinem Vater wollte er zum Schluß einen Rundgang machen und währenddeßen alles weitere in Ruhe besprechen. Als sie allein waren, gingen die beiden durch verschiedene Abteilungen der Baustelle und besprachen einzelne Ergebnisse. Während dieses Rundgangs sagte der russische Offizier plötzlich, daß es für ihn noch einen weiteren Anlaß für die Bewirtung der Arbeiter gegeben habe: Stalin sei am vorangegangenen Tag verstorben. Er selbst sei Ukrainer und habe sich seit Februar 1942 meistens auf dem Gebiet des späteren Jugoslawien aufgehalten, erzählte er weiter. Von ihm erfuhr mein Vater auch gleich, daß Hebrang nach seiner Verhaftung zwei Jahre in einem berüchtigten Gefängnis mit furchtbaren Folterungen durchlebt hatte und dann ohne ein Gerichtsverfahren umgebracht worden war. Djilas sei sein Mörder. Er bestimmte bis zuletzt, was mit Hebrang im Gefängnis zu geschehen habe, erklärte der vollständig verwandelte Ukrainer und verdeutlichte seine Kenntnisse über das Entstehen des neün Jugoslawiens mit weiteren Informationen über das Nachkriegsgeschehen.
Nach seinem Wissen hatte Hebrang 1944 und 1945 mehr politische Macht als irgendein anderer Politiker im noch nicht anerkannten Jugoslawien. Was politisch daraus werden sollte, bestimmten vor allem die Briten, weil alle Entscheidungen der Alliierten über dieses Gebiet letztendlich in ihren Händen lagen. Die britische Politik wollte unbedingt den serbischen König auf seinen Thron nach Belgrad zurückbringen. Es hätte hierbei keine Rolle gespielt, daß die offizielle serbische Armee bis Mitte 1944 gemeinsam mit der deutschen Militärmacht Krieg geführt habe.
Er erzählte weiter, daß der Geheimdienst der Briten während des Krieges alle nötigen Informationen über das Territorium des späteren Jugoslawiens für die Alliierten besorgt habe. Die Entwicklung in Kroatien und die Person Hebrangs hätten später die Geheimdienstler und seit 1945 die britische Politik bezüglich der politischen Zukunft Jugoslawiens in zwei ungefähr gleich starke Lager gespalten. Der weitere Bericht des Ukrainers kann wie folgt zusammengefaßt werden: Das eine der beiden Lager hielt aus britischen Interessen am serbischen König als dem Oberhaupt des neün Jugoslawien fest. Der anderen Seite war klar, daß es ein neüs Jugoslawien ohne eine Zustimmung Hebrangs nicht ohne weiteres geben konnte. Zu dem Zeitpunkt galten Kroatien und Bosnien-Herzegowina für die Alliierten immer noch in allem als eine politische Einheit, weil sie es aus dem Verlauf des Krieges so kennengelernt hatten.
Wie stark die Position Hebrangs in der Bevölkerung war, erfuhr Randolph Churchill, der Sohn von Winston Churchill, vor Ort durch eigene Anschauung. Während des Krieges kam er im Auftrag seines Vaters als Delegierter der britischen Regierung und der Militärkommission der Alliierten für das Gebiet des späteren Jugoslawien nach Kroatien. Er wurde bald Chef der Kommission und verbrachte aufgrund dessen mehrere Monate in Kroatien. Der Verlauf des gesamten Krieges auf diesem Gebiet war ihm genau bekannt, deshalb wurde seine politische Meinung 1945 entscheidend. Als besonderer Berichterstatter trug er durch seine Informationen viel dazu bei, daß die Partisanen und Kommunisten von den Alliierten überhaupt anerkannt wurden.
Die große Mehrheit des kroatischen Volkes war für einen kroatischen Staat. Das heißt, die Bevölkerung war auch während des Zweiten Weltkrieges für den Unabhängigen Staat Kroatien, aber sie waren gegen italienischen Faschismus und deutschen Nationalsozialismus. Deshalb konnte in Kroatien gleichzeitig die stärkste antifaschistische Bewegung entstehen, stark nicht nur im Vergleich mit anderen "jugoslawischen" Staaten, sondern auch mit Europa. Der wichtigste Grund für die große Akzeptanz dieser antifaschistischen Bewegung in allen Bevölkerungsschichten Kroatiens war, daß auch die kommunistische Partei Kroatiens unter der Führung Titos und Hebrangs ein Programm des Kampfes für einen unabhängigen Staat Kroatien herausgebracht hatte. Randolph Churchill kannte alle diese Einzelheiten sehr genau und besonders gut die Person, die in Kroatien Titos Linie in die Tat umsetzte, nämlich Hebrang.
Er stellte sich vom Beginn der Verhandlungen an auf die Seite Hebrangs, der jedes Thema in Verbindung mit dem serbischen König als mögliche Lösung für ein neüs Jugoslawien entschieden ablehnte.
Hebrang, so ging aus den Berichten des gut informierten sowjetischen Offiziers hervor, stellte einige Vorbedingungen für die Gespräche zur Bildung eines neün Jugoslawiens: Eine davon war die offizielle Nennung der Zahl der Toten, die durch die serbische Tschetnikarmee "Dinarische Divisionen" in den von Italien okkupierten kroatischen Gebieten umgebracht worden waren. Die Serben ermittelten diese Zahl daraufhin selbst und nannten schließlich eine Gesamtsumme von 1700 Toten. Nach ihrer Erklärung beinhalte diese Zahl alle Toten, sowohl die der Kroaten als auch der Serben, die sich den Tschetniks widersetzt hatten. Als weitere Vorbedingung an die Alliierten forderte Hebrang, daß die Führung des neün Jugoslawiens nur an Tito gehen dürfe.
Zu diesem Zeitpunkt gab es zwei politische Vertretungen Jugoslawiens: Zum einen erklärten sich der serbische König in London und seine Regierung für legitim und zum anderen der Antifaschistische Rat der Volksbefreiung Jugoslawiens, AVNOJ, mit seinem Vor sitzenden Tito. Während der oben angeführten Gespräche gab es auch Überraschungen: So versuchte die serbisch-montenegrinische kommunistische Führung unter Rankovic und Djilas, die offiziell für ein föderales Jugoslawien kämpfte, mit Hilfe der Briten und vor allem mit Hilfe der sowjetischen Vertreter ein Jugoslawien ohne Nationalrepubliken durchzusetzen. Sie wollten, daß das ganze Jugoslawien nur in Gemeinden und Bezirke aufgeteilt werden sollte. Das war völlig gegen die kroatische kommunistische Führung gerichtet und gegen alle Vereinbarungen.
Serbien und Montenegro bekamen u.a. deshalb im Verlaufe der Verhandlungen je einen Teil des historischen kroatischen Territoriums zugesprochen. Dafür fand im Gegenzug eine Einteilung in föderale Einheiten statt, wonach Makedonien eine föderale Einheit wurde und Kosovo und Vojvodina den Status autonomer Provinzen innerhalb Serbiens erhielten. Nachdem dieses alles beschloßen worden war, wollten die sowjetischen Politiker noch tieferen Einfluß auf die Verhandlungen nehmen. Sie unterstützten darauf den Vorschlag der Briten, daß Belgrad die Hauptstadt des neün Jugoslawiens werden sollte. Außerdem wollten sie mit einem eigenen Vorschlag einen regelmäßigen Wechsel der Regierungsverantwortung zwischen kroatischen und serbischen Kommunisten in Belgrad durchsetzen, nachdem sie und die Briten sich nicht über eine Aufteilung der Regierung zwischen Kroaten und Serben einigen konnten.
Ein spezielles Problem während der Verhandlungen stellte die sehr große serbische Armee und die Frage, was mit ihr geschehen sollte, dar. Die Alliierten verlangten zum Schluß, daß sie in die Armee des neün Bundesstaates übernommen werden müßte. Tito und Hebrang waren hierzu der Meinung, daß zürst die Kriegsverbrecher ermittelt und vor Gericht gestellt werden müßten. Das wurde versprochen, im Gegenzug sollte Tito danach die königstreün Tschetniks des Oberst Mihajlovic und alle anderen Soldatenin dem Rang übernehmen, den sie jeweils vor dem Zweiten Weltkrieg innehatten.
Die Gerichtsprozeße gegen die serbischen Kriegsverbrecher fanden danach, wie von den Alliierten gefordert, unter freiem Zutritt der Öffentlichkeit und der Presse statt. Im Juni 1946 wurden Mihajlovic, der als Minister des serbischen Königs während des Krieges die Tschetnikarmee geführt hatte, und weitere Mitglieder seiner Organisation vor Gericht gestellt. Er und ein Teil seiner Gefolgsleute wurden für schuldig befunden und hingerichtet. Der gesamte Prozeß sei äußerst korrekt verlaufen, versicherte der Ukrainer. So befragte der Gerichtsvorsitzende vor dem Publikum jeden einzelnen Angeklagten detailliert auch darüber, wie er nach seiner Verhaftung behandelt wurde. Das Versprechen der Alliierten, daß die beschuldigten Kriegsverbrecher vor Gericht gestellt würden, war damit letztendlich eingelöst worden.
Während des weiteren Verlaufes der Verhandlungen im Jahre 1945 setzten Tito und Hebrang unterschiedliche Prioritäten. Hebrang dachte vor allem an einen kroatischen Staat sowie an einen Bund unabhängiger jugoslawischer Staaten und wollte dafür stabile Fundamente schaffen. Er hatte vor, vorzugsweise in der Wirtschaft seine Zeichen zu setzen und diese schnell aufzubaün und zum Florieren zu bringen. Seine ablehnende Haltung gegenüber dem sowjetischen Modell war allgemein bekannt. Tito dagegen interessierte sich vor allem für eine Erweiterung des Bundesstaates Jugoslawien, zum Beispiel um Albanien und Bulgarien, und scheute dabei keinen Streit mit Stalin. Obwohl Tito deshalb, so die Schilderung des Ukrainers, zu jeder Zeit mit einem Attentat auf seine Person, nicht nur aus Moskau, rechnen mußte. Eine Erweiterung Jugoslawiens lehnten allerdings nicht nur Stalin und die serbisch-montenegrinische Führung, sondern auch die Briten ab.
Von dem, was der Ukrainer erzählte, wußte mein Vater zuvor entweder gar nichts oder nur Namen, offizielle Bezeichnungen usw. Nach der Verhaftung Hebrangs zum Beispiel erfuhr die Öffentlichkeit weder von der Regierung noch von einer Behörde etwas über seinen Verbleib. Während des gesamten Bestehens des jugoslawischen Staates bis zu den ersten freien Wahlen 1990 durfte darüber absolut kein Wort in der Öffentlichkeit gesagt werden. Dasselbe galt auch für andere Verbrechen, zum Beispiel das in Bleiburg (Österreich).
Weiter erfuhr mein Vater von dem Ukrainer, daß die Briten 1945 aus Rache an den Kroaten, deren Politik der ihren entgegenstand, kroatische Flüchtlinge, die vor dem kommunistischen Machtkampf flohen, an die neugegründete Armee der selbsternannten "Partisanen" ausgeliefert hatten. Es handelte sich hierbei um eine gutorganisierte Armee mit militärischer Führung und keine spontane, wilde Bande, versicherte der sowjetische Offizier. Sie wurde gegen Ende 1944 gegründet. Ihre Soldaten gaben sich kommunistisch, nannten sich selbst jugoslawische Partisanen und waren zum größten Teil Serben. Diese "Partisanen" hatten nichts mit denjenigen der Kriegszeit zu tun. In den ersten Monaten des Jahres 1945 hielten sie sich ausschließlich außerhalb Serbiens auf, vorwiegend im kroatischen Binnenland und Slowenien. Ihre Führung erklärte, daß sie alle Feinde des zukünftigen neün Staates töten würden. Über ihren Terror wußten die Alliierten genau Bescheid und unternahmen trotzdem nichts dagegen.
Zum selben Zeitpunkt liefen die oben beschriebenen Verhandlungen über ein neüs Jugoslawien. Die starke Position der Kroaten, mit der die Briten insgesamt nicht gerechnet hatten, brachte die britischen Geheimdienstler nachträglich gegeneinander auf. Einige Monate davor waren sie wegen des Verhaltens der Kroaten bezüglich der Zukunft Jugoslawiens insgesamt gespalten, nun gab es im britischen Geheimdienst wegen der Einschätzung der Kroaten generell Sieger und Besiegte. Während die Verhandlungen mit und ohne kroatische Beteiligung an verschiedenen Orten geführt wurden, flohen gleichzeitig tausende kroatische Zivilisten und mehrere Einheiten der regulären Armee des "Unabhängigen Staates Kroatien" aus dem kroatischen Binnenland vor dem Terror der selbsternannten Partisanen in Richtung Italien und Österreich. Es war der Bevölkerung bekannt, daß die britischen Truppen als Teil der Alliierten diese Gebiete unter ihrer Kontrolle hatten. Deshalb suchten die Kroaten, und nicht nur sie, dort Schutz. Hierbei handelte es sich nicht um flüchtende kroatische Kriegsverbrecher, sondern um einen Durchschnitt der Bevölkerung, meinte der Ukrainer. Als ein Teil von ihnen in das österreichische Bleiburg kam, ergaben sich die kroatischen Soldaten und ihre Führung sofort den Briten. Die Soldaten erhielten zusammen mit den kroatischen Zivilisten einen Lagerplatz auf den umliegenden Wiesen zugeteilt. Die selbsternannte Partisanenarmee war rechtzeitig von den Briten über die bevorstehende Ankunft der Kroaten informiert worden. Sie versteckten sich in aller Ruhe in dem umliegenden Wald. Gleich nachdem die kroatischen Soldaten ohne ihre abgelieferten Waffen auf dem Lagerplatz eingetroffen waren, schossen die "Partisanen" aus ihren Verstecken einige Stunden lang wahllos in die Menschenmenge. Der Mord an den Kroaten in Bleiburg zählt mit zum Grausamsten in der menschlichen Geschichte und er hatte weitreichende Folgen. Man geht heute von ca. 120000 bis 150000 Toten in Bleiburg aus. Heute gilt dieses Verbrechen für die Kroaten und alle anderen, die davon wissen, unabhängig von ihrer politischen Zugehörigkeit oder gesellschaftlichen Herkunft, als das schwerste Verbrechen, das das neü kommunistische Jugoslawien begangen hat.
Diese verallgemeinernde Tatzuweisung ist gleichzeitig jedoch nicht richtig oder zumindest nur teilweise richtig. Jugoslawien, ob "Versailler Jugoslawien" oder "kommunistisches Jugoslawien", hatte selbst kein einziges Verbrechen verübt, dafür gab es ganz konkrete Verbrecher. Auch die allgemeine Behauptung, daß es zweimal ein Jugoslawien gegeben habe, eines vor dem Zweiten Weltkrieg und eines danach, ist nicht ganz richtig. Es war, im übertragenen Sinne gesagt, für die Insassen ein schwerer Unfall, den die Vorbeigehenden nicht bemerkt hatten oder nicht sehen wollten. Die Verunglückten waren sich selbst überlassen, mußten sich selbst sichern und, weil es das allgemeine Gesetz so vorschreibt, die Unfallstelle sofort räumen. Einen Bruch, den es nach dem "Versailler Jugoslawien" unbedingt hätte geben müssen, damit ein "kommunistisches Jugoslawien" entstehen konnte, gab es in Wirklichkeit nicht. Die politischen Feindbilder der Serben im angeblich neün Jugoslawien waren dieselben wie diejenigen der Vorkriegszeit.
Alle die Personen aus Kroatien, die vor dem Krieg zu Haßprojektionen für die serbische Bevölkerung hochstilisiert worden waren, kamen 1948 bei öffentlichen Versammlungen genauso oft vor wie früher und wurden genauso schlecht dargestellt. Dazu gehörte der Vorsitzende der "Kroatisch republikanischen Baürnpartei", Vlatko Macek, obwohl seine Partei wie alle anderen verboten war und er nichts mehr mit der aktüllen Politik zu tun hatte. Er wurde von der Belgrader Zentrale zur charakterlosen Unperson erklärt, die für die Kroaten eigentlich eine Schande sei. So war das sehr oft wörtlich zu hören. Die öffentliche Kampagne gegen Macek erreichte 1948/49 ihren Höhepunkt.
Ein paar Jahre später, 1953, erklärte der sowjetische Offizier meinem Vater, womit die politische und menschliche Diffamierung Maceks noch zu tun gehabt hatte. Ein halbes Jahr vor der Kampagne war Hebrang auf Weisung von Djilas und Rankovic verhaftet worden. Es stellte sich jedoch heraus, daß der Fall für die serbische Führung aussenpolitisch zu riskant war. Randolph Churchill, der Sohn des britischen Premiers Churchill, wollte unbedingt wegen Hebrang nach Belgrad kommen. Er bat nachdrücklich einige Male bei der serbisch-montenegrinischen Führung um ein Gespräch mit dem verhafteten Hebrang. Djilas und Rankovic waren sich zu diesem Zeitpunkt ziemlich sicher, daß Ministerpräsident Tito, der erst ab 1953 Staatspräsident Jugoslawiens wurde, durch Djilas aus der Belgrader Regierung verdrängt werden würde. Die Verhaftung Hebrangs wurde in westeuropäischen politischen Kreisen publik und zwar in einem für Djilas sehr ungelegenen Moment. Von der innenpolitischen Wirklichkeit sollte der Westen möglichst nichts wissen. Djilas lehnte deshalb das Ersuchen von Randolph Churchill nachdrücklich ab. Er durfte nicht nach Belgrad kommen, gleichzeitig bekam die Armee besondere Anweisungen, da die politische Lage in Belgrad sich zugespitzt hatte. Einige serbische Generäle hatten sich zu einer Gruppe zusammengeschlossen, die die serbisch-montenegrinische Entscheidung hinsichtlich der Abweisung Randolph Churchills massiv unterstützte.
Kurz zuvor führten die jugoslawischen Kommunisten hinter verschlossenen Türen Gespräche über die genaü Zahl der jugoslawischen Opfer des Zweiten Weltkrieges und über den Krieg selbst. Es gab zwei Vorschläge, wie die Gesamtzahl der Toten für Jugoslawien festgestellt werden könnte. Die einen wollten eine Kommission ernennen, die alle vorhandenen Unterlagen darüber aus den einzelnen Teilrepubliken zusammentragen und auswerten sollte. Diese Kommissionsprozedur lehnte die Gegengruppe ab. Ihrer Meinung nach sollte jede Teilrepublik für sich die Zahl der Toten feststellen. Diese zusammengezählt ergebe dann die Gesamtzahl für Jugoslawien, die veröffentlicht werden könnte. Letztendlich lehnte die serbisch-montenegrinische Führung beide Varianten ab, obwohl die zweite eigentlich ihre eigene war. Die Begründung war: Es gäbe ihrer Meinung nach zu viele Unterlagen in jeder Region. Daher wären die Auswertungsprozeduren viel zu aufwendig und würden zu unendlichen Rechnereien führen, die am Ende doch nicht zu meistern wären. Sie taten alles daran, um so die Erörterungen über den Krieg zu verhindern. Dennoch stand plötzlich die Gesamtzahl der Kriegsopfer für ganz Jugoslawien fest. Sie wurde während einer Tagung genannt und blieb von da an die einzig "korrekte" Zahl. Der genannte Wert wurde sogleich als "astronomische Zahl" bezeichnet. Dies wurde auch nicht bestritten, da man die von vielen als realistisch ermittelte Zahl der Toten mit dem Faktor vier multipliziert hatte. Sie wurde die offizielle Zahl aller Kriegsopfer in Jugoslawien.
Es gab viele Gegner dieses Verfahrens. Sie wurden aber ermahnt, zu bedenken, daß die Zahl, so wie sie genannt war, natürlich astronomisch hoch sei, im Interesse des Landes und zur Erlangung größtmöglicher Reparationen von Deutschland aber von Vorteil wäre. Die Gegner dieser Verfahrensweise waren vor allem Kroaten. Sie wollten den tatsächlichen Verlauf des Krieges auf dem Territorium Jugoslawiens Stück für Stück mit der Öffentlichkeit noch einmal überprüfen. Hierdurch sollte zum Beispiel die Bevölkerung erfahren, daß Djilas und Rankovic in Serbien und Montenegro für bestimmte Massenmorde höchstpersönlich verantwortlich gewesen waren.
Es gab von Kriegsbeginn an so etwas wie ein Soll an politischem Einfluß, welchen die jugoslawischen Kommunisten auf ihrem Gebiet erreichen mußten, um Veränderungen zu erreichen, sagte der Ukrainer. Als es gegen Ende des Krieges nur vereinzelte Kämpfe gab, kamen viele kommunistische Delegationen anderer Länder nach Jugoslawien. Sie bereisten das ganze Land und wurden verschieden von der Bevölkerung empfangen. So erhielten sie unterschiedliche Eindrücke von den einzelnen Regionen. Als häufigste Aussage aller dieser Delegationen war zu hören, daß Serbien versagt habe. Mit ein Grund dafür war, daß die serbische Bevölkerung ausserhalb Belgrads sich völlig anders gegenüber den kommunistischen Delegationen verhalten hatte, als die Bewohner der späteren Hauptstadt Jugoslawiens. In großen Teilen Serbiens wurden die Delegationen von der Landbevölkerung mit Fotografien des serbischen Königs und den entsprechenden Liedern empfangen. Die Bevölkerung hatte einfach nicht mitbekommen, daß die Zeiten, für die sie standen, vorbei waren, sagte der Ukrainer. Diese Tatsache war zu offensichtlich für die kommunistischen Delegationen und eine Blamage für Djilas und Rankovic. Sie nahmen sich vor, der Bevölkerung das Nötige beizubringen, und tatsächlich fand die kommunistische Führung in Serbien und Montenegro bereits zwei Jahre später volle Unterstützung bei ihrer Bevölkerung. Zuvor war allerdings eine große Anzahl von Menschen aus den Landbevölkerungen in Montenegro und in der serbischen Region Sumadija hingerichtet worden, wofür Djilas und Rankovic persönlich verantwortlich waren. Erst 1982, das heißt vier Jahrzehnte später, veröffentlichte Dedijer, ein jugoslawischer Kommunist, der die serbische kommunistische Linie unterstützte, ein Buch, in dem er über einen großen Teil der Morde, für die Djilas und Rankovic persönlich die Verantwortung trugen, berichtete. Damit blieben sie bis heute die einzigen in der höchsten jugoslawischen Führung, Tito inbegriffen, denen derartiges von den jugoslawischen Kommunisten selbst nachgewiesen wurde.
Durch die Agitprop ließen die beiden ab 1945 praktisch noch einmal den Zweiten Weltkrieg wie ein Spiel mit ganz anderem, für sie passenderem Verlauf aufbereiten. So erfuhr mein Vater von dem Ukrainer, daß der Kroate Macek für die Propaganda seit 1948 nur in Jugoslawien existierte, während er im Ausland praktisch unbekannt war. Alles, was ihm zugeschrieben und angedichtet wurde, galt aus Sicht der Propaganda nur für das Gebiet Jugoslawiens. Das genau Umgekehrte gilt für Ante Pavelic, den Begründer der Ustasa, dem im Ausland alle möglichen Untaten angehängt wurden, während er in Jugoslawien praktisch nicht mehr existent war. Als Grundlage für beide Geschichtsvarianten, eine für das Ausland, eine für das innere Jugoslawien, diente die Übersetzung des Tagebuchs des Grafen Ciano, der italienischer Aussenminister in der Regierung Mussolinis gewesen war. Die Existenz dieses Tagebuches wurde 1948 der jugoslawischen Öffentlichkeit als Sensation und als Staatsdokument in den Medien präsentiert. Es sei aber ein Falsifikat gewesen, berichtete der Ukrainer. Das typische der beiden Propagandafiguren im einzelnen war, daß die eine Figur nur für das Inland, die andere nur für das Ausland aufgebaut wurde. Macek wurde für das Ausland durch Pavelic und/oder die Ustasa ersetzt und umgekehrt. Für die jugoslawische Propaganda war die Ustasa ein berüchtigtes, unmenschliches, faschistisches Regime während des Zweiten Weltkrieges, und nur für diese Zeit, das mit äußerster Brutalität und den Mitteln des Völkermordes gegen die Serben in Kroatien und Bosnien vorgegangen war. Die beiden Personen Macek und Pavelic wurden räumlich in ihrem Propagandaaufbau völlig voneinander getrennt. Sie waren sowohl in Jugoslawien als auch im Ausland stets nur einzeln präsent. Maceks Propagandafigur für Jugoslawien stellte vor allem einen Verräter des kroatischen Volkes dar, der im Grunde eine Schande für die Kroaten sei.
Jeder, der Übersetzungstexte aus dem Tagebuch Cianos haben wollte, mußte viel Geduld mitbringen und zürst einen schriftlichen Antrag an die oberste Militärbehörde in Belgrad stellen. Wer danach den Text bekam, mußte zunächst eine lange Vorrede bezüglich Maceks über sich ergehen lassen. In dieser stand: "Im ganzen Tagebuch von Ciano ist Vlatko Macek die schrecklichste Figur eines Verbrechers. Das Tagebuch zeigt ihn als einen großen Verbrecher mit niedrigsten moralischen Qualitäten, als einen Betrüger und Hochstapler. Er wollte in den schicksalhaften Tagen der Geschichte des kroatischen Volkes wie ein Flohmarkthändler das Land und das Volk für eine bestimmte Summe Geldes an den größten Feind dieses Volkes verkaufen.
Pavelic ist nur ein nachträglich vorgeschobener, aber sehr durchsichtiger Ersatz für Macek. Macek ist der geistige Vater und direkte Träger des Ustasatums und des okkupatorischen Handelns. Der gesamte Inhalt des Ustasatums und alles, was formell mit Pavelic und der Ustasa zusammenhängt, waren schon in den ersten Tagen des Jahres 1939 in Umrissen zu sehen. Bereits zwei Jahre vor Pavelic startete Macek eine Initiative und machte Ciano das Angebot, daß Italien Kroatien okkupieren sollte. Pavelic hat nichts erfunden, auf alles hat Macek das Autorenrecht: Auf die italienische, okkupatorische Armee in Kroatien, auf den italienischen König in Zagreb und auf jene Note des wilden antiserbischen Hasses. Schon in den ersten Monaten des Jahres 1939, in jenen Verhandlungen Maceks mit Ciano, dampfte dieser antiserbische Haß, und Macek war der Schlächter.
Siehe da, auch deshalb überließ uns Ciano diese Dokumente, damit der Verbrecher Vlatko Macek aufgedeckt wird. Jener Ciano, der für Macek die Goldmünzen zählte, die jener für die Haut des kroatischen Volkes bekam. Es ist deshalb nicht zu verachten, dieses Tagebuch zu übersetzen und zu drucken, denn auch im Lichte der Aufzeichnungen des Faschisten Ciano kann sichtbar gemacht werden, wer Macek ist und was zu tun er imstande war. Er tat dieses alles mit seiner unverfrorenen Schlechtheit eines Großbürgers, in seiner Habgier für Gold aus den reichen Kassen der Imperialisten und der Feinde unseres Volkes und der Freiheit überhaupt."
Egal ob es sich um dieses Falsifikat oder um echte Unterlagen über verschiedenste Angelegenheiten des allgemeinen Interesses handelte, alles befand sich bei der obersten Militärbehörde oder der Behörde für Innenangelegenheiten. Einiges von dem unveröffentlichten Material kam in unterschiedlichen Zeitabständen und von bestimmten Personen geschrieben, als Beitrag im Feuilleton verschiedener Zeitungen an die Öffentlichkeit. Selbst für wissenschaftliche Arbeiten bekam man solches Material, an und für sich ganz normale Geschichtsdokumente, nicht ohne weiteres. Als Begründung hieß es dann, daß das alles ganz schlicht ein Staatsgeheimnis sei.
Die ganz harte stalinistische Kruste der jugoslawischen Gesellschaft bekam mit dem Tode Stalins, 1953, ihren ersten Riß. Der mächtigste Mann der jugoslawischen Stalinisten und Chef des jugoslawischen Agitprops, Milovan Djilas, wurde im gleichen Jahr verhaftet. Die offizielle Begründung seiner Verhaftung war: Djilas hat die geltenden Gesetze mehrfach gebrochen. Viele Menschen in Kroatien hatten die ersten Meldungen hierüber nicht geglaubt, weil sie sich nicht vorstellen konnten, daß ein Djilas tatsächlich verhaftet werden würde. Nachdem aber sicher war, daß das wirklich der Fall war, bekamen viele einfach Angst davor, wie die serbische Politik auf den Abgang ihrer politischen Spitze reagieren würde. Rankovic hatte nach Djilas' Verhaftung die alleinige Verantwortung für den Geheimdienst UDBA und bestimmte weiterhin die Innenpolitik. Nur aussenpolitisch kam es zu wirklichen Veränderungen für die jugoslawischen Völker, dadurch, daß es eine leichte Annäherung an die westlichen Staaten gab.
Djilas wurde nach vielem Hin und Her und langen Gerichtsprozessen zu 14 Jahren Haft verurteilt und kam ins Gefängnis. Damit begann sozusagen sein zweites politisches Leben, insbesondere in Westeuropa und in den USA. Vor seiner Verhaftung waren durch die Agitprop nur gezielte Informationen über Jugoslawien, die völlig unter der Kontrolle von Djilas standen, der Welt zugänglich gemacht worden. Nach der Verhaftung stellte ihn sein politischer Kreis als das Opfer des eigenen Mutes dar. Er hätte das Rückgrat gehabt, gegen Tito und die kommunistischen Fehler zu protestieren und sei deshalb von Tito persönlich, trotz langer Freundschaft, ins Gefängnis geworfen worden. Im Gefängnis schrieb er zahlreiche Bücher und gab Interviews, die im Ausland veröffentlicht wurden. Nach seiner Entlassung lebte er eine Zeitlang im Ausland. Djilas war seit seiner Verhaftung für das westliche Publikum eine Art Offizier und Hofschreiber der jugoslawischen kommunistischen Führung. In der westlichen Presse und später in der Literatur wurde er nach seiner Verhaftung als "Titos Gefährte Milovan Djilas" oder "Titos Dissident Milovan Djilas" bezeichnet. Dabei stellte er in seinen Schriften und Äußerungen die Geschichte und Gegenwart Jugoslawiens und vor allem seine eigene auf den Kopf. Die serbische politische Lobby im Ausland förderte währenddessen die starke Verbreitung der "jugoslawischen Geschichtswissenschaft" aus derartigen "Informationsqüllen". Dazu gehörten an erster Stelle die Schriften und Äußerungen des Milovan Djilas.
In diesem Sinne wurde er dem Publikum in Westeuropa und den USA vorgestellt. So schrieb im Juni 1966 der Verleger seiner ersten Schriften in Europa und den USA, William Jovanovich, in dem Nachwort zur deutschen Ausgabe des Buches "Exekution und andere Erzählungen": "... Das gemeinsame Thema seiner autobiographischen und fiktiven Schriften ist das Leben eines winzigen kargen Landes, das, geschichtlich gesehen, eine Gebirgsfestung ist: Es ist Montenegro, wo er 1911 geboren wurde. Sein Vater war Offizier im Heer und hatte in den Balkankriegen und im Ersten Weltkrieg mitgekämpft... Im Alter von 18 Jahren ging Djilas nach Belgrad, studierte an der Universität und trat dort der damals illegalen kommunistischen Partei bei. Noch als junger Mann wurde er festgenommen und von der royalistischen Regierung für drei Jahre inhaftiert. Nach dem Umsturz in Jugoslawien von 1941 wurde er Partisanenführer unter Tito und war nach dem Krieg unter den wenigen Männern, die die kommunistische Regierung des jugoslawischen Staates bildeten. Milovan Djilas galt weithin als der wahrscheinliche Nachfolger Titos und das auch noch zu einem Zeitpunkt, als er sein ideologisches Abweichen von der kommunistischen Regierung offen zu bekennen begann. Sein politischer Sturz und seine Verbannung folgten unmittelbar auf seine Veröffentlichung bestimmter Artikel im Jahr 1953. In einer Reihe von Prozessen einige davon hatten die Veröffentlichung von Interviews und Büchern in Übersee, darunter die berühmten "Die neü Klasse" und "Gespräche mit Stalin", zum Anlaß erhielt er Gefängnisstrafen..."
Seinen angeblichen politischen Leidensweg konnte Djilas auf seine Art besonders gut politisch gegen seinen persönlichen Feind Tito nutzen. Dabei kam ihm entgegen, daß ein Teil seines westlichen Publikums zwar unbegrenzt an die Theorie des Kommunismus glaubte, aber nie mit demselben System in der Realität konfrontiert war. Der andere Teil seines Publikums war sogar weder theoretisch noch praktisch jemals mit einem kommunistischen System konfrontiert gewesen. Für beide Teile seines Publikums lag der Reiz darin, daß ein System kommunistischer Macht in der Regel auf einem bestimmten Kult aufgebaut ist, und daß das ganze übrige Drumherum dem westlichen Beobachter ebenfalls als hinter einem Schleier des Geheimnisses, der Diskretion, der Illegalität und intimer Zirkel verborgen erscheint. Djilas bot sich mit seinen Schriften dem westeuropäischen und amerikanischen Publikum als derjenige an, der als einziger die Geheimnisse und Mythen des kommunistischen Hofes entschlüsseln konnte. Politisch gesehen blieb er bis heute der Chef des jugoslawischen Agitprops und der wichtigste, der jeweiligen Zeit angepaßte Vermarkter der grossserbischen Ideen.
In seinen Schriften verarbeitete Djilas einzelne Kriegsgeschehnisse und den allgemeinen Verlauf des Zweiten Weltkrieges auf dem Gebiet des späteren Jugoslawiens. Besonders oft erzählt er in seinen Büchern in irgendeinem Zusammenhang über Hebrang. Das meiste davon in den Texten "Erinnerungen eines Revolutionärs" und "Die Kriegszeit", die 1977 in London gedruckt wurden. Aber noch nie schrieb er darüber, was mit Hebrang nach seiner Verhaftung geschah. In seinen Texten tritt Djilas oft als ein Beobachter des kroatischen Widerstandes auf. Hierbei schreibt er so, als hätte es während des Zweiten Weltkrieges eine einheitliche jugoslawische Partisanenarmee gegeben. Er verschweigt, daß es nationale, selbständige Generalstäbe und Partisanenarmeen mit eigener Verantwortung gab. Er unterschlägt auch, daß Tito später im Kampf gegen die deutsch-serbische Festung aus diesen Gruppen nur zeitweilig eine Armee zusammensetzte. Damit verschweigt Djilas auch seine eigene Schuld an dem Widerstandsfiasko in Serbien und Montenegro, da es dort in der Bevölkerung praktisch keine Widerstand gegeben hatte. Trotzdem oder gerade deshalb bezeichnen sich alle Serben und Montenegriner, ganz gleich auf welcher Seite sie kämpften, noch heute vorzugsweise als "Tito-Partisanen". Diese Tatsachen ersetzt Djilas durch Beschreibungen von Geschehnissen, die von ihm frei erfunden wurden. Ein Beispiel hierfür ist die Darstellung der Einnahme der kroatischen Stadt Otocac durch kroatische Partisanen. Er schreibt: "Nach der Einnahme der Stadt blieben die beschlagnahmten Geschäfte solange geschlossen, bis Hebrangs Frau für sich und ihre Freunde alles, was sie wollte, ausgewählt hatte." Danach führt er weiter aus: "Ausserdem trugen Hebrang und seine Frau stets bürgerliche Kleidung, die sie oft wechselten. Sie waren sehr elegant, so daß auf sie kaum die Bezeichnung 'Partisanen' zutraf."
Allein für sich gestellt, sind die Behauptungen falsch. Es gibt noch lebende Zeugen aus dieser Zeit, die den Unterstellungen Djilas', zum Beispiel Plünderungen, öffentlich widersprochen haben. Die Zeugen durften erst 1990, nach den ersten freien Wahlen in Kroatien, öffentlich darüber reden. Außerdem gibt es eine Vielzahl von Fotografien aus dieser Zeit, auf denen Hebrang und seine Frau abgebildet sind und sich dabei in keiner Weise von allen anderen Personen unterscheiden. Nur auf den ersten Blick wirken diese Behauptungen von Djilas wie Klatsch oder wie ein unbedeutender geschichtlicher Aspekt.
Der allgemeine Anspruch aller seiner Bücher, die in Westeuropa und den USA gedruckt wurden, läuft bis heute unter der Überschrift "Aufklärungsschriften der jugoslawischen Geschichte". Trotzdem läßt er wichtige geschichtliche Daten und Ereignisse der jugoslawischen Völker in seinen Büchern aus. Dafür aber werden, gesamtpolitisch gesehen, entscheidende Ereignisse aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges bewußt verfälscht und, für den Leser nicht erkennbar, mit frei erfundenen Teilen seiner Erzählungen vermischt beziehungsweise in diese eingebaut. Dazu schrieb sein Verleger William Jovanovich im Nachwort der deutschen Ausgabe von "Exekution und andere Erzählungen": "... Einige Kritiker haben darüber geklagt, daß Djilas Rückgriff auf "die Fiktion der Memoiren" einen Mangel an künstlerischem Bewußtsein aufweise, das heißt, daß es ihm nicht gelänge, sein Vorhaben der gewählten Gattung oder das fiktive Erzählen dem Inhalt anzupassen. Aber derartige Behauptungen könnten auch bedeuten, daß hier die Tradition der serbischen Literatur falsch verstanden wird. Ihre modernen Kurzgeschichten sind weitgehend nach dem Vorbild der ursprünglich in Versen gehaltenen volkstümlichen Erzählungen geformt..."
Etwa 95 Prozent aller Unterlagen über die "jugoslawischen Völker" und die "jugoslawische Geschichte", aus denen die ausländischen Medien vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis 1990 ihre Informationen schöpften, stammten alle aus ein und derselben Informationsqülle: Nämlich von Milovan Djilas. Die Aussagen von Djilas gehörten vier Jahrzehnte lang zum Standard aller seriösen journalistischen Recherchen westeuropäischer und amerikanischer Journalisten über die Zusammenhänge aktüller jugoslawischer Politik.
Aus Anlaß des serbischen aggressiven Eroberungskrieges 1991 in Kroatien und vier Monate nach Ausbruch des Krieges in Bosnien-Herzegowina wollte das angesehene deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" im Juli 1992 seinen deutschen Lesern die ganze Geschichte der Völker Jugoslawiens verständlich machen. Die Reportage bestand aus drei Teilen. Die einzigen Personen aus dem Vielvölkerstaat, die in der Serie zu Wort kamen, waren Milovan Djilas und sein Sohn Aleksa Djilas, der bekannteste serbische Historiker, geboren 1946. Als Beispiel möchte ich eine Passage aus dem dritten Teil der Reportage, die die Zeit während des Zweiten Weltkrieges und danach behandelt, zitieren. Die Überschrift "Der dümmste aller Kriege" (ein Zitat von Milovan Djilas). Die jugoslawische Tragödie (III): Der Völkermord von gestern schürt den Völkerhaß von heute:
... Die fatalste Schöpfung der Achsenmächte war der 'Unabhängige Staat Kroatien' unter Führung des Ustascha-Gründers Ante Pavelic. Zwar mußte dieses Kroatien die Küste an Italien abtreten und war dadurch von der Adria abgeschnitten. Es wurde auch in zwei Besatzungszonen aufgeteilt, in die deutsche und italienische Truppen einzogen. Als 'König von Kroatien' sollte der italienische Herzog Aimone von Spoleto unter dem Namen Tomislav II. den Thron besteigen. Dem Italiener schien jedoch der Stuhl zu wackelig. Er weigerte sich, nach Zagreb umzusiedeln, und Pavelic blieb als 'Poglavnik' (Führer) der Oberste seines Staates. Als Ausgleich für die territorialen Verluste schlugen die Sieger serbische Gebiete bis kurz vor Belgrad und fast ganz Bosnien-Herzegowina dem Ustascha-Staat zu.
... Dieser Ustascha-SS schämten sich selbst die Verbündeten. Italiens Aussenminister, Duce-Schwiegersohn Graf Ciano, qualifizierte sie als 'Banditen' ab, und der deutsche Bevollmächtigte General in Zagreb, Glaise von Horstenau, zieh sie 'ausschließlich der Befriedigung untermenschlicher Instinkte'. Die Mordbrennerbanden zogen in serbisch besiedelten Gebieten von Dorf zu Dorf, riefen die Bevölkerung auf den Markt und mähten sie entweder dort nieder oder trieben sie zur Erschiessung in den nächsten Wald. Oft sperrten sie die Dörfler auch in ihre orthodoxen Kirchen und zündeten sie dann an...
In den Städten, wo Massaker nicht so leicht von der Hand gingen wie draussen auf den Weilern, wurden Serben, Zigeuner und Juden zusammengetrieben und zur Liquidierung in Konzentrationslager gebracht. Das schlimmste KZ war Jasenovac südöstlich von Zagreb, in dem allein 7000 Kinder umgebracht, einmal in der Nacht 1370 Gefangene mit Hackmessern geköpft wurden. Der kroatische Holocaust entsprang nicht nur rassistischem und ideologischem Hintergrund, obwohl die Ustascha eifrig deutschem Beispiel nacheiferten. Sie ernannten sich selbst zu einer Art Ehrengermanen, von versprengten Goten oder gar Ariern aus Persien abstammend, im Gegensatz zu den breitschädligen serboslawischen Untermenschen 'langschädlig'. Diese 'kroatische Rasse' war per Ahnenpaß nachzuweisen.
Dazu verdunkelte als Zagreber Spezialität auch noch klerikaler Fanatismus die kroatische Abart des Faschismus. Der katholische Klerus erteilte dem völkermörderischen Wüten seiner kroatischen Glaubensverteidiger nicht nur seinen Segen. Bischöfe und die katholische Presse stellten sich offen hinter den Vollzug der Ustascha gegen orthodoxe Serben und moslemische Bosnier. Doch die Kirche tat noch mehr: Priester, vor allem Mitglieder des Franziskanerordens, mordeten eigenhändig mit.
... Erzbischof Stepinac, nach dem Krieg von einem Volksgericht zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt, hielt Jasenovac zwar für einen 'Schandfleck', fand gleichwohl viel Lobenswertes am Pavelic-Regime: Die Zahl der Abtreibungen, 'vor allem von jüdischen und serbischen Ärzten praktiziert', sei um zwei Drittel gesunken. Auch die Pornographie, vor allem von Juden verbreitet, sei verschwunden. Nicht zuletzt habe die Regierung den Priesterlohn erhöht. Papst Pius XII. empfing den Poglavnik Pavelic in Privataudienz und schickte ihm später einen Rosenkranz, den der katholische Kriegsverbrecher bis zu seinem Tode stets bei sich trug. So heizte die Kirche jene Haßkultur mit an, die damals bestialische Verbrechen zeitigte und unsägliches Leid verbreitete und die noch zwei Generationen danach hinter jenem Rachewueten steht, das heute die damalige Opferseite treibt, jegliches Menschenrecht zu mißbrauchen. Damals, 1941, wollten es viele serbische Dörfler einfach nicht glauben, daß der Staat selbst einen Teil seiner eigenen Bevölkerung ausrotten wollte, so Aleksa Djilas, Sohn des Tito-Gefährten Milovan Djilas, in einem Buch ueber Jugoslawiens Nationalitätenstreit..."
Über Tito und das Ende des Krieges stand in der Reportage unter anderem:
... Milovan Djilas zufolge gab es keinen zentralen Befehl fuer den Rachefeldzug im Fruehjahr und Sommer 1945. Tito Äußerte einmal, das 'Aufräumen' sei nötig gewesen. Ende 1945 aber soll er befohlen haben, mit dem Töten aufzuhören: 'Es fuerchtet sich ja keiner mehr vor dem Tod.' Hingerichtet wurden spÄter noch Tschetnik-Fuehrer Mihajlovic sowie ueberfuehrte Ustascha-Mörder und KZ-Schergen.
Als unumschrÄnkter Herrscher des neuen Jugoslawien umgab sich Tito mit Macht und Pracht, die ihm den Ruf eines 'letzten Habsburgers' eintrug. Das Problem des Nationalismus, fuer den kommunistischen Internationalisten Tito 'ein Krebsgeschwuer', löste er nach dem Beispiel des Königs Aleksander, indem er ihn verbot. Jugoslawien wurde per Dekret zum 'fortschrittlichsten Gesellschaftssystem der Welt' erklärt. (....)