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Operativer Kreuzbandersatz:

Vertikaler Schnitt durch das Kniegelenk
 1: Vorderes Kreuzband
 2: Hinteres Kreuzband
 3: Medialer Meniskus
 4: Collateralband tibial
 5: Transversum Genus Band
 6: Collateralband fibular
 7: Lateraler Meniskus

Das vord. Kreuzband ist ein ca. 2 cm langes und weniger als kleinfingerdickes Faserbündel, welches im Knie vom Schienbeinkopf zum Oberschenkel zieht. Es stellt mit dem hint. Kreuzband den zentralen Stabilisator dar und ist für die Roll-Gleitbewegung des Kniegelenkes verantwortlich. Kreuzbandrisse treten meist durch Verdrehungen des Knies bei feststehendem Fuß auf, insbes. beim Fußball, Handball, Volleyball und Skifahren.
Durch den Verlust des vord. Kreuzbandes kommt es insbesondere bei unbewußten, muskulär nicht kontrollierten Bewegungen zum typischen Wegknicken mit "Herausrutschen" des Unterschenkels, was sich durch spez. Tests bei der körperlichen Untersuchung nachvollziehen läßt. Wiederholtes Wegknicken führt im Laufe der Zeit zur Auslockerung des Kapselband- apparates und damit zu einer Knieinstabilität. Zusätzlich können Meniskusrisse und Knorpelschäden an den Oberschenkelrollen entstehen. Um diese Folgeschäden zu vermeiden, ist es empfehlenswert eine Operation durchführen zu lassen.

Kniegelenk vereinfacht dargestellt
Knie in der Beugestellung
 1: Vorderes Kreuzband
 2: Hinteres Kreuzband
 3: Medialer Meniskus
 4: Collateralband tibial
 5: Transversum Genus Band
 7: Lateraler Meniskus

Bei der an mir durchgeführten Operation in den Universitätskliniken des Saarlandes in der Orthopädie wurde das gerissene vordere Kreuzband durch ein Stück der Patellae-Sehne ersetzt. Hierzu wurde ein Stück der mittleren Patellae-Sehne inklusive zweier Knochenstücke and den Enden entnommen. Danach wurde arthroskopisch das defekte Kreuzband entfernt und das Einfügen der Ersatzplastik vorbereitet indem 2 Löcher in das Kniegelenk gebohrt wurden. In diese beiden Löcher wurden dann die Ersatzplastik mit den beiden Knochenstücken eingefügt und mittels einer Schraube befestigt.

Rechtes Kniegelenk von vorne

Rechtes Kniegelenk von vorne
 8: Kapsel
 9: Patellae-Sehne
10: Quadrizepssehne
Kurzübersicht der Nachbehandlung:

1. Belastung:

Wenn nach der Operation die Schwellung des Gelenkes abgenommen hat und eine weit- gehende volle Streckung besteht, kann mit der Knieschiene (Orthese) üblicherweise nach der 1.-2. postoperativen Woche mit zunehmender Belastung begonnen werden, Vollbelastung ohne Gehstützen ab der 2. postoperativen Woche. Ausnahmen bestehen bei Begleitschäden an Innen- und Außenband bzw. angefrischten Knorpelschäden sowie Meniskusnähten.

2. Radfahren:

a) Heimtrainer
Bei reizlosem Kniegelenk kann nach etwa 2-3 Wochen mit dem Fahren auf dem Heimtrainer begonnen werden.
b) Radfahren im Freien:
Wegen der Verletzungsgefahr sollte hier erst 3 Monate postoperativ mit Radfahren begonnen werden.

3. Krankengymnastik:

Beginn der Krankengymnastik im Krankenhaus, Weiterführung ambulant sofort nach Entlassung bis zum vollständigen Muskelaufbau und zur vollen Beweglichkeit.

4. Schwimmen:

Schwimmen nach 10 Wochen, Bewegungsbad und vorsichtiges "Aquajogging" nach Abheilung der Wunden nach 2-3 Wochen.

5. Muskelaufbautraining (Krafttraining):

Muskeltraining mit der Beinpresse ist nach 6 Wochen postoperativ möglich. Der Beincurl darf wegen der auf das vord. Kreuzband einwirkende Scherkräfte frühestens 3 Monate postoperativ durchgeführt werden, bei speziellem isokinetischem Trainingsgerät mit Rückhaltevorrichtung am Schienbeinkopf 4 Wochen früher.

6. Sportbeginn:

Mit Lauftraining sollte man frühestens nach 4-5 Monaten bei seitengleich ausgebildeter Oberschenkelmuskulatur beginnen. Kontaktsportarten (insbes. Fußball) mit erhöhtem Verletzungsrisiko sollten frühestens 9 Monate postoperativ durchgeführt werden. Zuvor sollte das Knie von einem erfahrenen Orthopäden geröntgt und untersucht werden. Hallensport sollte wegen der höheren Belastung der Gelenke erst frühestens nach 6 Monaten wieder leicht betrieben werden.

7. Schraubenentfernung:

Normalerweise bleibt die Schraube im Kniegelenk, wenn es keine Beschwerden gibt.

8. Weitere Tips:

Nach meinem zweiten Kreuzbandriß (diesmal im linken Knie), möchte ich noch einige Ratschläge loswerden:

  • Es empfiehlt sich dringendst die Operation so schnell wie möglich nach dem Unfall durchführen zu lassen. Die Muskulatur baut sehr schnell ab, was nach der OP den Heilungsprozeß verzögert, da die Muskeln für die Stabilität sorgen und sehr mühselig wieder antrainiert werden müssen.
  • Die Nachbehandlung nach dem Krankenhausaufenthalt entscheidet in großem Maße über die endgültige Heilung des betroffenen Gelenks.
    Man sollte das Knie in den ersten Wochen auf keinen Fall größeren Belastungen aussetzen, da dies zu dauerhaften Problemen führen kann.
    Ebenso empfiehlt es sich mindestens 5 Monate zu warten, ehe man mit dem ersten Jogging beginnt. Sport, bei dem die Knie auch durch seitliche Bewegungen belastet werden, sollte allerfrühestens nach 6 Monaten betreiben, jedoch sollte man dringendst darauf achten, daß man sachte wieder anfängt und abrupte Bewegungen vermeidet. Auch sollte man nicht zu lange ohne Pause Sport machen, da die Muskulatur solche Belastungen noch nicht gewohnt ist. Dadurch kann es auch passieren, daß sie nach längerer Belastung -auch beim gesunden Bein- plötzlich versagt (so bei mir geschehen bei meinem zweiten Kreuzbandriß) und die Bänder total überlastet werden. Die Folgen können erneute schwere Verletzungen sein. Geduld zahlt sich in jedem Fall aus.

Quellen:
"Taschenatlas der Anatomie", Band 1 Bewegungsapparat, Werner Platzer
ISBN: 3 13 492005 0
Orthopädische Praxis Dr. Gerold Mohr - Dr. Fred Weber - Dr. Gerhard Schulze

Weiterführende Links:
Das Uni Magazin der Universität Zürich
Die Chirurgische Praxis von Dr. med. Ulrich Gütgemann


Leidensgenossen in der Region Kaiserslautern kann ich folgende Reha-Einrichtung für die Nachbehandlung empfehlen:

Sport Reha Kaiserslautern
Lothringer Dell 48
67659 Kaiserslautern
Tel: (0631) 73826
Fax: (0631) 3703122


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